Ganz gut geschlafen, nur einmal wach geworden, die Kopfschmerztablette wirkte zum Glück. Um sieben stand ich auf, räumte ein bisschen die Küche auf, fütterte den vorbeischauenden Kater (der schon wieder beim Essen so mäkelt, ich hoffe, das ist nur normales Katermäkeln und nicht Zeichen von irgendeiner nicht abheilenden Entzündung) und lüftete einmal durch – schön kühl draußen, es scheint zum Glück bei einer extrem heißen Nacht geblieben zu sein bis jetzt. Wenn man morgens gut lüftet und dann den richtigen Zeitpunkt abpasst, alles zuzumachen und die Fensterläden zu schließen, dann bleibt die Temperatur im Haus erträglich. Man fühlt sich halt wie eine Sardinendose.
Zum Frühstück machten wir etwas Toastbrot, danach ein Quark mit Ananas, außerdem machte der Liebste eine Kanne Kaffee. Kaum war die fertig, schlug ich eine Tour ins Freibad vor, es wurde schon wieder ordentlich heiß und ich wollte gern am Vormittag gehen, bevor der Nachmittagsschwung an Schülern kam. Wir packten also die Satteltaschen, füllten den Kaffee in eine Thermoskanne, ich holte noch ein Buch, das ich neu anfangen wollte, dann radelten wir los.
Am Vortag hatte ich mich ja vorsichtig mit dem Gedanken ans regelmäßige Fahrradfahren angefreundet und das Rad als mögliches gelenkschonendes Sportgerät in Betracht gezogen, prompt reagierte das Fahrrad vorhersehbar, es tat einen Knall und der Gangschaltungszug war gerissen. (Mit Laufschuhen wäre das nicht passiert!). Die Gangschaltung blieb deshalb auf einer hohen Stufe stehen und die restliche Fahrt ins Freibad war dementsprechend mühsam.
Gegen elf kamen wir an und sahen erst einmal einen komplett vollen Fahrradabstellplatz, was aber wohl an einem gleichzeitig stattfindenden Schülersportfest im Sportstadion nebenan lag. (Letze Tage vor Beginn der Sommerferien, es wimmelte nur so von Ausflugsgruppen, Projekttagen, Sportgedöns. Im Freibad war nicht ganz so voll, nur eine Menge Teenager waren dort (vermutlich auch das Klassenausflüge und Leute, die nicht beim Sportfest mitmachten oder so). Wir hatten dieses Mal endlich an die Freikarten gedacht, eine davon hatte auf jeden Fall noch genug Guthaben für uns beide, und einen Schattenplatz bekamen wir auch: Sehr gut.
Schwimmen acht Bahnen, ein bisschen Kaffee- und Lesepause, zweite Schwimmrunde vierzehn Bahnen, dann trocknen lassen in der Sonne, und gegen eins wieder los: Das waren die zwei Stunden im Freibad. Wir gingen dieses Mal zu den abgetrennten Bahnen, wo wirklich nur die Schwimmer unterwegs waren – ich dachte zuerst, ich wäre dort den anderen im Weg, aber wir gingen in die langsamste Bahn „für gemütliches Brustschwimmen“, und dort war ich sogar eine der schnelleren. Vermutlich hätte ich auch die mittlere Bahn nehmen können, dort waren ungefähr zur Hälfte normal-schnelle Brustschwimmer und zur Hälfte langsame Krauler unterwegs. Auf jeden Fall war ich sehr zufrieden mit der sportlichen Betätigung des Vormittags.
Auf dem Heimweg hielten wir an einem Fahrradladen in der Innenstadt, wo wir einen Bowdenzug für den hinteren Umwerfer kauften (…so teilte das der Liebste dem Verkäufer mit und bekam innerhalb von Sekunden das richtige Ersatzteil in die Hand gedrückt, ich hätte nur sagen können „also es hat plötzlich PÄNG gemacht und jetzt ist der Gangschaltungshebel lommelig und es schaltet nicht mehr“, ob ich damit ein Ersatzteil bekommen hätte, keine Ahnung). Daheim dann erst einmal Mittagessen mit dem restlichen Ratatouille-Gemüse und den Bratkartoffeln, anschließend eine längere Siesta. Draußen waren es mittlerweile locker 35 Grad, dazu wirklich unangenehm schwül und leicht bewölkt, es fielen auch ein paar Tropfen, die aber auf dem heißen Boden sofort verdampften, leider regte sich kein Lüftchen. Sehr unangenehm insgesamt, ich blieb mit Buch im Haus.
Gegen vier stellte ich mich unter die Dusche (es war so heiß, dass ich tatsächlich kalt duschte, was ja eigentlich völlig gegen meine Natur ist), dann ging ich mit dem Liebsten in die Garage: Wir stellten mein Fahrrad auf die Werkbank und tauschten den gerissenen Bowdenzug aus. (Also er tauschte, ich schaute zu und ließ es mir erklären und leuchtete mit der Taschenlampe in dunkle Stellen, bis der nächste Bowdenzug reißt, werde ich vermutlich alles wieder vergessen haben.)
Dann brachten wir das Auto weg. Es war ein komisches Gefühl, die ganze Woche ein Auto vor der Tür zur Verfügung stehen zu haben, und wir hatten es definitiv öfter gebraucht, weil es einfach nur da stand (aber kein einziges Mal für einen Ausflug in den Schwarzwald oder so, was wir ja eigentlich als Urlaubs-Ersatz gedacht hatten, stattdessen nur für Einkaufen und Essen gehen und so Gedöns). Immerhin hatten wir nicht viele Kilometer verbraten.
Da das Auto bei uns unter der Kiefer gestanden hatte und dementsprechend ein bisschen verharzt aussah, fuhren wir einmal durch die Waschanlage, was nicht sehr spannend klingt, aber für mich sehr aufregend war (…in einem autolosen Haushalt groß geworden, und mein eigenes motorisiertes Fahrzeug hat zwei Räder und braucht keine Waschanlage). Danach stellten wir das Auto beim Carsharing-Stellplatz ab und erinnerten uns in der gleichen Sekunde daran, dass wir den Kindersitz daheim vergessen hatten. (Die Carsharing-Autos haben alle standardmäßig einen Kindersitz, da wir ihn nicht brauchten, hatten wir ihn die Woche über an die Garderobe gestellt.)
Wir gingen also heim, um den Sitz zu holen, der Liebste in außerordentlich schlechter Stimmung, da es immer noch sehr heiß war. Auf dem Heimweg hielten wir an der Stammkneipe und setzten uns für ein Radler in den Biergarten. Dann also Kindersitz holen, wieder zum Auto und es endgültig abmelden, und als wir wieder daheim waren, waren wir ziemlich verschwitzt und am Ende und hatten Hunger und merkten das Bier. Anstrengend, so ein Sommer.
Zum Abendessen wollten wir das vietnamesische Restaurant im Nachbarviertel ausprobieren, das letzte Woche wegen Renovierung geschlossen hatte. Als wir um halb acht ankamen, war aber alles belegt und es standen schon Leute und warteten auf einen freien Tisch. (Montagabend, außerhalb der Ferien…) Wir warteten zehn Minuten, in der Zeit kamen noch drei weitere Paare, und das war uns alles zu voll und zu unsicher und wirkte uns zu anstrengend, also gingen wir wieder heim zum Selberkochen.
Das übernahm der Liebste: angebratener Seitan in einer Sahnesoße mit Nudeln, danach den letzten Rest Kaffee als Eiskaffee mit dem letzten Haselnusseis. Dazu etwas Blaulichtporno und wenig Gespräch: Die Hitze machte uns sehr müde und wir hatten uns auch wirklich viel bewegt die letzten Tage. Also, naja. „Viel“ im Vergleich zu den Home Office-Monaten davor. Dass wir eigentlich mal einen Wanderurlaub in der Eifel geplant hatten, lassen wir dabei mal außen vor.