Bei den Blutsaugern reloaded, Dienstag 23.8.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Der Morgen begann damit, dass ich, halbwach im Lichtweckerlicht (ja, es ist morgens schon wieder so weit, dass wir vom Lichtwecker aufwachen und nicht von der Sonne, von wegen Lichtwecker braucht man für die Winterzeit) draußen ordentliches Katzengefauche hörte. Ich marschierte also im Pyjama den Kohleweg hoch und runter und entdeckte schließlich Kater und grau-weiße Nachbarskatze im Garten gegenüber beim Katzenblickduell. Nach etwas gutem Zureden bewegten sich schließlich beide im Zeitlupen-Schleichgang in entgegengesetzte Richtungen fort und der Kater hoppelte schließlich mit mir rein, sehr aufgeregt miauend. Dort fraß er seine komplette Schüssel leer und verzog sich dann sofort zum Schlafen hoch aufs Bett, es schien eine aufregende Nacht gewesen zu sein.

Wir hatten ein bisschen Resteessen zum Frühstück (restliches Brot getoastet, dazu etwas Joghurt mit Nüssen und den restlichen Bananen), dann ging der Liebste auf acht ins Büro und ich ins Bad – ohne Yoga dieses Mal, ich wollte wirklich rechtzeitig und ohne Zeitdruck beim Arbeiten sein. Ich machte noch die Küche ordentlich und setzte einen Brotteig an – bzw. ich wollte ihn ansetzen, bis mir einfiel, dass uns das Salz ausgegangen war, und Brot ohne Salz geht halt nicht, also wog ich nur die Zutaten ab – und um kurz vor neun war ich im Arbeitszimmer am Rechner.
Jede Menge neue Nachrichten, Mails, Gedöns in der halben Stunde, bevor mein Intensivkurs losging, und auch danach, ich war den ganzen Vormittag mit Multitasking beschäftigt, weil während des Kurses die ganze Zeit Nachrichten aufploppten, die schnell beantwortet werden mussten. Insgesamt war das alles recht stressig und nervte ein bisschen (andererseits wichtige Sachen, und es ist ja gut, wenn die Leute antworten und Dinge vorangehen). Der Kurs an sich war sehr nett, ich kannte fast alle und hatte wirklich einen guten Vormittag mit ihnen.

Um eins riss ich mich vom Rechner los, nachdem der Liebste, der mittags wieder heimgekommen war, unten schon herumklapperte und das Essen warm machte. Zweite Hälfte Nudelauflauf (sehr lecker, der Tag Pause hatte ihm gutgetan), dazu ein bisschen Rätsel. Nicht nur ich, auch der Liebste war irgendwie angespannt und gestresst, obwohl es keinen so richtigen Grund dafür gab. Ich kompensierte das, indem ich nach dem Essen ein Glas Haferkörner auf Fremdkörper durchsah (Körner verlesen ist so eine wunderbar stupide Tätigkeit), während der Liebste sämtliches Zubehör der Küchenmaschine einmal durchspülte und -putzte. Außerdem gingen wir schnell in den Supermarkt nebenan, holten Hafermilch und Joghurt und endlich auch Salz, und als wir wieder daheim waren, rührte ich den Brotteig fertig zusammen.

Gegen halb drei nahm ich mir einen Espresso mit hoch und verschwand wieder im Arbeitszimmer. Wenig überraschend hatte es noch ein paar mehr Nachrichten gegeben, dazu hatte ich einen Beratungstermin. Und dann musste ich noch eine wichtige E-Mail schreiben und einen Vorgang, der mittlerweile inakzeptable Ausmaße an Inkompetenz angenommen hat, ein wenig eskalieren. Nicht direkt mit dem Anwalt drohen, aber… so ungefähr. Das mag ich eigentlich alles gar nicht, aber… puh. Arbeiten könnte so einfach sein, wenn die anderen Leute nicht wären. (Dann würden die tollen anderen Leute allerdings auch fehlen.)
Um Viertel vor vier unterbrach ich die Arbeit mal für eine Viertelstunde und ging ins Wohnzimmer: Der Liebste hatte für den Nachmittag einen Termin mit einem Heizungsbauer ausgemacht. Wir sind am Überlegen, ob wir die Heizungsanlage austauschen (sie ist alt genug und das Gegenteil von sparsam und energieeffizient). Noch haben wir gar nichts entschieden, aber wir holen jetzt mal Angebote ein. Man hört ja, es soll alles teurer werden und so. So eine neue Heizungsanlage wäre natürlich auch teuer, aber wenn man wirklich 30% einsparen kann wie versprochen, dann würde sich das recht schnell amortisieren. Wenn das so stimmt.

Noch etwas weiter arbeiten, gegen Viertel nach fünf war ich so weit, dass ich alles entweder soweit erledigt oder auf die nächsten Tage verteilt hatte und Schluss machen konnte. Das war auch gut so, wir mussten nämlich dringend aus dem Haus: Wir hatten den zweiten Anlauf zum Blutspenden.
Und so doof es beim ersten Versuch gewesen war, so positiv war es dieses Mal. Es war noch mehr los als im Juli, die Leute standen wirklich Schlange (es gab wohl irgendeine Sommeraktion, jeder Spender bekam vom Roten Kreuz eine Kühltasche geschenkt beziehungsweise, weil bei uns die Kühltaschen schon aus waren, eine Grillzange – wir brauchten beides nicht). Und dementsprechend waren die Leute zwar am Rödeln, aber trotzdem alle wirklich superfreundlich. Die Ärztin nahm sich viel Zeit, erklärte alles gut, der Hb-Wert war sehr prima, der Blutdruck sowieso, und im Gegensatz zum letzten Mal durfte ich dann auch.
Ein bisschen nervös war ich vorher schon, aber kaum war ich auf der Liege, war alles gut, kleiner Pieks, dann scrollte ich durch die Guardian-App. (Das war so das einzig Negative: So schlimme Nachrichten im Guardian, puh.) Nach fünf Minuten piepste die Maschine, ich wurde entkabelt, blieb noch etwas liegen, und dann war es das schon und ich ging mit dem Liebsten (bei dem auch alles gut geklappt hatte, nachdem er sich vom Dermatologen vor zwei Wochen extra das Okay geholt hat) in den Vesperraum für unser Abendessen, haha. Und sogar da gingen die positiven Erlebnisse weiter: Denn es gab veganen Aufstrich und Sojamilch für den Kaffee! Unfassbar.

Um acht war ich daheim (der Liebste bog ab zum Bastelverein, wo er noch ein Meeting hatte). Dort besänftigte ich erst einmal den beleidigten Kater (der zwar vom Liebsten abends schon gefüttert worden war, das aber anders sah) und machte dann einen Nudelsalat (für den nächsten Tag als Mittagessen). Dazu etwas Podcast, eine Tasse Tee, und nachdem sich wirklich gar keine Spätfolgen des Blutspendens zeigten, verbrachte ich den restlichen Abend mit ein bisschen Blaulichtporno. Und natürlich mit stolz sein. Hihi.