Von diversen Aufmerksamkeitsmanövern des schnurrenden Felltiers abgesehen hatte ich eigentlich eine ganz gute Nacht, was super war, denn so kam ich gut aus dem Bett. Ich musste an dem Tag früh gehen, also eine schnelle Tasse Tee, ein Blick in die Zeitung (zumindest bis der Kater auf den Tisch sprang und sich quer auf die Zeitung legte, was er nicht darf, was ihm egal ist), einmal die Küche aufräumen, dann unter die Dusche und Tasche packen. Um halb acht gingen der Liebste und ich aus dem Haus. Allerdings warf ich kurz vorher noch einen hölzernen Brieföffner, den ich von meiner Mutter geerbt hatte, einmal quer durchs Treppenhaus, wo er in zwei Teile zerbrach. Ich hatte schon immer ein bisschen darauf gewartet, dass er mal kaputt gehen würde, aber ich war trotzdem sehr traurig und hatte außerdem Mühe, das nicht als „schlechtes Omen“ für den Tag zu deuten („na das geht ja gut los“). Spoiler: Es wurde ein zwar hektischer, aber kein schlechter Tag, und am Abend klebte der Liebste den Brieföffner wieder.
Das Frühstück nahmen wir beim Viertel-Lieblingsbäcker mit, um Viertel vor acht war ich im Büro. Dort erst einmal kurzes Krisengespräch mit der Kollegin, weil es gestern einen Fehler in den Abläufen gegeben hatte – sie war sehr zerknirscht, und ganz ehrlich, es war zum größten Teil auch nicht ihre Schuld, sondern die Schuld von diversen Firmen und Behörden (!), die keine klaren Informationen rausgeben, und… Hm. Das Ganze sollte mich den Tag über noch ziemlich beschäftigen.
Erst einmal richtete ich die Prüfungsräume, begrüßte die Teilnehmenden (es war eine ganz kleine Gruppe) und hatte dann den Vormittag über die Prüfungsaufsicht. Wie immer merkwürdige Mischung aus innerlich angespannt und äußerlich ereignislos, ich kämpfte zwischendrin damit, nicht einzuschlafen. Dass ich sehr wenig trank (damit ich während der Aufsicht nicht aufs Klo musste), war auch nicht so richtig super so am Tag nach dem Blutspenden.
Um eins war der erste Teil geschafft, ich richtete die Räume für den zweiten Teil (und machte mir einen Tee) und hätte dann eigentlich Zeit für eine Mittagspause gehabt, wenn nicht der Vorgang vom Vortag (der mit den nervenden Behörden und der schwierigen Kommunikation) wieder hochgekocht wäre. Ganz kurz gesagt hatte eine Behörde quasi beschlossen, irgendwelche Konditionen zu ändern, also sozusagen den Fahrscheinpreis, während der Zug schon fuhr, und am Ende verbrachte ich die Pause damit, zwölf Prüfungsteilnehmenden zu schreiben, was sie jetzt tun mussten, damit am Ende ihre schon abgelegten Prüfungsleistungen dann vielleicht auch anerkannt werden. Nerv.
Nach der „Pause“ die mündliche Prüfung, bei der alles gut lief, und die Prüfungsnachbereitung, die auch glatt gelaufen wäre, wenn nicht dieser eine Vorgang vom Vormittag und der andere ebenso nervige Vorgang vom Vortag (wo ich etwas eskaliert hatte, was wohl im Hintergrund ein paar hektische Aktivitäten ausgelöst hatte – nicht dass man uns gegenüber darauf hätte antworten können) und noch ein paar weitere organisatorische Planungen dazugekommen wären. Neben dem üblichen Hintergrundrauschen an Mails und so weiter. Zu meiner eigentlichen Hoffnung, noch ein bisschen Unterricht vorbereiten zu können, kam ich überhaupt gar nicht mehr. Insgesamt alles recht hektisch, viele Sachen parallel und dadurch wirklich anstrengend – und ich war sowieso so müde. Um Viertel nach fünf war ich endgültig durch und packte meine Sachen zusammen.
Der Liebste war quasi zwei Minuten vor mir heimgekommen und hatte gerade das Fahrrad weggeräumt. Er fühlte sich ebenfalls ziemlich schlapp und war nur eine kleine Runde mit dem Fahrrad gefahren. Kann man das Blutspenden am nächsten Tag so merken? Keine Ahnung, ich wollte mich auf jeden Fall noch bewegen, auch wenn es schwül und heiß und ich müde war. Ich zog mir also Laufklamotten an und trabte los, der Liebste begleitete mich.
Hm, die gute Nachricht war, dass wir die Strecke durchkamen. Aber vielleicht war (nach dem Blutspenden, nach einem stressigen Tag, nach wenig zu trinken, bei heißem Wetter) das Laufen doch nicht die aller- allerbeste Idee gewesen. Ich merkte schnell, dass ich irgendwelche Streckenlängen oder Gehpausen oder ähnliches nicht mit dem letzten Mal zu vergleichen brauchte, mir war nur wichtig, überhaupt ein bisschen zu laufen. Ziemlich schnell begann mein Kopf unangenehm zu pochen. Unter den Umständen war es sogar noch super, dass wir nicht einfach wieder umdrehten, sondern am Ende doch noch eine ganz gute Lauffrequenz hinbekamen. Wir brauchten am Ende zehn Minuten länger für die Strecke, und das war schon ganz in Ordnung.
Daheim ging ich erst einmal schnell unter eine kalte Dusche, dann mit dem Liebsten in die Küche zum Kochen. Ich machte so ein bisschen mit (südamerikanisch angehauchter Eintopf mit Maiskolben, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Pilzen, Räuchertofu), aber mein Kopf pochte immer noch und mein Bauch begann auch weh zu tun und überhaupt war das alles sehr anstrengend. Deshalb zog ich mich irgendwann mit einer Tasse Tee aufs Sofa zurück und ließ den Eintopf allein vor sich hin köcheln.
Später dann essen (guter Eintopf), noch ein bisschen mehr trinken, als Nachtisch eine Melone, die wir am Wochenende von der Schwiegermutter bekommen hatten und die dringend gegessen werden musste, die Drosophila in der Küche waren schon sehr interessiert. Und dazu sah ich, dass es von 112 – Retter im Einsatz beim SWR eine zweite Staffel gibt, und der Liebste war auch einverstanden mit ein bisschen Blaulichtgedöns, und damit war dann der Abend – wait for it – gerettet. Höhö.