Ganz gute Nacht, aber leichte Kopfschmerzen beim Aufwachen. „Ich bin nicht so der Kopfschmerz-Typ“, hatte ich kürzlich beim Zahnarzt gesagt (als es um Schleifspuren an den Zähnen und eventuelle Knirscherschiene ging – brauch ich nicht, aber halt falls Kopfweh, dann vielleicht), und solche Aussagen haben ja manchmal die Tendenz, zurückzukommen und einen in den Arsch zu beißen. „Wir hatten noch nie Probleme mit unserem Auto“, BÄMM, eine Reparatur nach der anderen. „Mit unseren Nachbarn verstehen wir uns gut“, ZACK, Gemecker vom Balkon. „Magen-Darm-Probleme kenne ich gar nicht“, tja, drei Tage über der Schüssel.
Aber ich will hier nicht selbsterfüllenden Prophezeiungen und magischem Denken das Wort reden! Also: Ich bin grundsätzlich nicht so der Kopfschmerz-Typ. So. Ich machte mir erst einmal einen grünen Tee: Vor mir ein langes Wochenende, Besuch, überhaupt. Das Kopfweh war quasi schon wieder weg. (Eine halbe Stunde später tatsächlich.)
Der Liebste war im Home Office, hatte aber ab acht schon einen Termin und verschwand deshalb recht schnell in seinem Arbeitszimmer, ich ging nach einer zweiten Tasse Tee ins Bad und war ab Viertel vor neun auch am Schreibtisch, leicht hektisch (vor lauter Rumhektiken warf ich den Nassrasierer des Liebsten auf den Boden, den mit dem schönen Olivenholzgriff, worauf der Metallkopf abbrach, argh). Dort wurde ich erst einmal von einem Stapel Chat-Nachrichten und einer Tonne Mails empfangen – unter anderem eine Mail von meiner Teilnehmerin, mit der ich ab neun Unterricht hätte, dass sie eine Viertelstunde Verspätung hätte. Das war mir sehr recht, ich rannte schnell wieder in die Küche, machte mir zwei Scheiben Brot mit Aufstrich und eine Tasse Kaffee und trug alles wieder nach oben, um dort noch schnell zu frühstücken. Und kaum saß ich am Schreibtisch, erwartete mich die Mail der Teilnehmerin „ich bin jetzt doch schon da :-)“ und die Zoom-Nachricht „XY ist dem Meeting beigetreten“. Also startete ich das Meeting und hatte die nächste Stunde Unterricht, während mich das Brot anlächelte und der Kaffee kalt wurde. Tja, aber der Unterricht machte Spaß, und immerhin zwei Schluck konnte ich nebenher auch trinken.
Nach dem Unterricht kümmerte ich mich eine Stunde lang um sämtliche aufgelaufenen Nachrichten (kaum hat man mal einen Tag frei), machte ein Arbeitsblatt fertig und schaute nach ein paar Informationen, und um kurz vor zwölf schaltete ich den Rechner wieder aus und ging ins lange Wochenende. Und das startete ich, indem ich einmal das Erdgeschoss durchfegte, die Küche und das obere Bad putzte, während der Liebste sich um das Untergeschoss kümmerte und das Gästezimmer richtete, Besuch und so. Dann schnelles Mittagessen (zweite Hälfte Pasta e Fagioli), eine Tasse Kaffee und danach machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof: Besuch abholen und so.
Der Zug war einigermaßen pünktlich, ich ließ einen Schwung ordentlich angetrunkener Lederhosen-Deppen in Richtung Stuttgarter Zug vorbeiziehen und begrüßte dann Schwester S, die mit Rollkoffer und Maske ausstieg (der Rollkoffer war allerdings der eines älteren Mitreisenden, dem sie beim Aussteigen half). Wir hatten uns vor ziemlich genau zwei Monaten das letzte Mal gesehen, es fühlte sich aber länger an (sicher auch, weil es da so Hochsommer gewesen war und jetzt so deutlich Herbst – obwohl auf dem Weg zum Bahnhof die Sonne herauskam und mir in meiner Windjacke plötzlich zu warm war).
Heimweg mit kurzem Stopp beim Viertel-Lieblingsbäcker für einen Laib Brot und zwei Stück Zwiebelkuchen für S (ich wollte keinen, da unvegan, aber mir fiel ein, dass selbst gemachter Zwiebelkuchen in diesem Herbst mal wieder eine schöne Idee wäre). Der Liebste war daheim noch in einem Online-Meeting, S stellte nur ihren Koffer ab und wir gingen gleich zum Supermarkt nebenan für Hafermilch, Pudding und Bananen.
Wieder daheim räumte ich die Sachen weg und hängte eine Maschine Wäsche auf, während der Liebste sein Meeting beendete und S mit Handy im Garten war, um Blätter, Katzen und Frösche zu fotografieren. Und dann war es vier, der Liebste war fertig und wir setzten uns zu einer Tasse Kaffee und viel Quatschen. Das war mehr oder weniger der restliche Nachmittag, bis dem Liebsten und mir um fünf einfiel, dass wir eigentlich einen Apfel-Nuss-Kastenkuchen hatten backen wollen – wir schraubten also den K-Haken an die Küchenmaschine, kippten die Zutaten zusammen, der Liebste schälte und würfelte drei Äpfel, dann wurde alles verrührt (Hurra Küchenmaschine) und kam für eine knappe Stunde in den Ofen. Haha.
Um kurz nach sechs war der Kuchen fertig und wir machten uns mit drei Tupperschüsseln auf den Weg zum Abendessen. Leider standen wir beim afrikanischen veganen Imbiss aber vor verschlossenen Türen – nach etwas Überlegen gingen wir zum griechisch-arabischen Mezze-Food Truck bei uns ums Eck.
Ich hatte nicht so richtig Lust auf gefülltes Pittabrot, man konnte dort aber einfach eine Mezze-Kollektion bekommen, Zucchini-Bratlinge und gebratene Pilze als „richtiges“ Essen, dazu eine Kollektion an „Beilagen“ (Tsatsiki, Paprikacreme, Auberginensalat, Kroketten, dazu als nicht vegane Beilagen, weil wir vermutlich etwas unklar in unserer Bestellung gewesen waren, ein Schafskäse-Paprika-Gemisch und noch Schafskäse mit Olivenöl). Irgendwie war der nette Mensch am Wagen großzügig oder hatte Reste übrig oder wie auch immer, auf jeden Fall bekamen wir die ganze Tonne Beilagen quasi umsonst und mussten nur die Hauptportionen bezahlen, und das war dann recht günstig und reichlich zu essen. (Btw „bezahlen“, S übernahm sowohl Brot als auch Milch im Supermarkt als auch Abendessen, dabei dürfte sie auch einfach so bei uns übernachten, harhar. Danke an dieser Stelle 🙂
Daheim dann also eine volle Tafel mit Mezze, das Pittabrot als Beilage hatte der nette Wagenmensch leider vergessen, was aber egal war, es war trotzdem mehr als genug (obwohl es gut gepasst hätte). Ich stellte uns dazu einen Krug Wasser auf den Tisch und wir tranken gemeinsam eine Flasche Wein einen wunderbaren Rioja Gran Reserva von 2000, von dem ich überhaupt nicht mehr gewusst hatte, dass er noch bei uns lagerte. (War gut gereift.)
Den restlichen Abend aßen wir gut, tranken Wein, unterhielten uns über Gott und die Welt, lachten viel und waren im Großen und Ganzen sehr zufrieden – einziger Wermutstropfen war, dass ich den Kuchen aus der Form holen wollte und er mir dabei komplett quer in zwei Teile zerbrach. War wohl doch weniger abgekühlt gewesen als gedacht, hm. Nun gut, der Liebste baute ihn wieder zusammen und wir ließen ihn noch ein wenig in Ruhe (waren sowieso satt genug). Um halb zehn und damit sehr früh, aber auch sehr müde, gingen wir schlafen, nach noch etwas mehr Wasser, um dem Rotwein noch ein bisschen etwas entgegenzusetzen. Ich las noch ein Kapitel und schlief dann ein wie ein Stein.