Ich wachte um zwanzig vor acht auf, weil der Liebste aufstand und im Schlafzimmer rumorte – was mir nicht unrecht war, ich wollte eigentlich nicht so lang schlafen, war mehr oder weniger ausgeschlafen und wäre bei längerem Liegenbleiben nur matschig geworden.
Als ich nach unten kam, wartete eine Tasse grüner Tee auf mich, der Kater war schon gefüttert und schaute vom Kratzbaum auf den Garten (der noch nass war vom Regen am Vortag, aber die dicksten Regenwolken schienen sich verzogen zu haben, es war zwar bedeckt, sah aber trocken aus).
Nachdem ich am Sonntag mein Rumhänge-Bedürfnis ziemlich gut erfüllt hatte, wollte ich den Feiertag ein bisschen aktiver nutzen. Direkt nach dem Aufstehen machte ich also den Wochenplan für die kommende Woche (die Zucchinizeit ist wohl vorbei, es gibt noch die letzten regionalen Tomaten, dafür wird schon ordentlich Kohl angeboten, am Samstag gab es sogar den ersten Grünkohl im Alnatura – es ist wieder die Zeit der Suppen und Eintöpfe) und bestellte die Biokiste. Dann ging ich ein bisschen durch den Kühlschrank und machte aus einem Spinat (am Mittwoch geliefert und teilweise schon etwas matschig, aber es gab noch genug „gute“ Teile), einem Rest Ananas, Banane und Nüssen einen Smoothie zum Frühstück. Hatten wir schon ewig nicht mehr, sehr gute Idee.
Den restlichen Vormittag dann ein wenig schreiben und lesen, ich ging unter die Dusche (wollte nicht einen zweiten Tag ungeduscht in Schlamperklamotten verbringen) und machte uns eine Kanne Kaffee, und um elf aßen wir den restlichen Apfel-Nuss-Kuchen als zweites Frühstück. Außerdem Sofa und Buch, ich nahm das Sachbuch wieder in die Hand, das ich vor dem Krimi zur Seite gelegt hatte, und las zwei Kapitel. (Annika Brockschmidt, Amerikas Gotteskrieger, bin noch nicht sicher, ob ich das Buch gut finden soll – Journalist:innen als Expert:innen und Bücher-Schreibende sind ja so eine Sache – aber ich werde es noch ein bisschen weiter versuchen.)
Gegen eins machte ich das Mittagessen, Farfalle mit gewürfelten Zucchini und Tomaten in einer cremigen Sauce aus Mandelmus und etwas Pesto, ziemlich einfaches und leckeres Essen. Dazu noch etwas Kaffee und eine halbe Packung Dominosteine, auch wenn das ziemlich viel war so mit bewegungsloser Sofazeit. Deshalb, und auch weil ich gerade an einem Kapitelende angekommen war und die Sonne schien und ich mich wirklich bewegen wollte, zog ich die Laufschuhe an.
Übliche Laufrunde, ich kam die 45 Minuten gut durch. Schönstes Herbstwetter: der Himmel blau und von leichten Schleierwölkchen durchzogen, der Boden feucht, die Luft frisch, nicht kalt, nicht zu warm, und schon einiges an Blättern auf dem Boden, aber auch noch genug Laub an den Bäumen, sodass es nicht zu traurig aussah. Natürlich waren jede Menge Feiertags-Spaziergänger unterwegs, aber es gab noch genug Platz am Flüsschen. Es war gut, einmal rauszukommen, ich war sehr zufrieden wieder daheim.
Dort etwas ausschwitzen und ins Internet schauen, außerdem eine Tasse Tee, und dabei sah ich, dass eine Kollegin mir eine Signal geschickt und auch angerufen hatte – etwas merkwürdig, dass ich den Anruf nicht gehört hatte, ich war eigentlich beim Anruf daheim gewesen. Auf jeden Fall rief ich zurück: Sie hatte meinen Schlüsselchip fürs Büro haben wollen, weil sie ihren eigenen nicht dabei hatte (allerdings war sie jetzt schon in einem anderen Stadtviertel und wollte nicht noch einmal in die Südstadt). Der Grund war, dass sie ihren Laptop aus dem Büro holen wollte, um am Dienstag im Home Office zu sein, und dabei erzählte sie mir, dass ein anderer Kollege, mit dem ich viel zusammenarbeite (und den ich am Mittwoch das letzte Mal gesehen hatte) jetzt positiv getestet war.
Okay, nicht wirklich überraschend, die Zahlen gehen gerade wieder hoch, familiär hatten wir erst letzte Woche von einem Ansteckungsfall gehört, es ist einfach alles nur eine Frage der Zeit. Trotzdem doof, vor allem weil ich mit dem besagten Kollegen diese Woche mehrere wichtige Termine hatte und es nicht wirklich ein Backup gab, um ihn zu ersetzen. (Es haben einfach alle immer zu viel zu tun.) Das war auf jeden Fall ein ziemlicher Stimmungsdämpfer, ich begann mir sofort Gedanken zu machen, und irgendwie war der Urlaub damit gefühlt vorbei. (Mein eigener Schnelltest morgens war immerhin negativ gewesen, aber die nächsten Tage habe ich wieder einige Präsenztermine, und… nun ja.)
Abendessen: asiatische Weißkohlsuppe, eines unserer ersten häufigen veganen Rezepte, aus einem alten Schrot&Korn-Heft (eine Zeit lang hatte ich alle veganen Rezepte aus den Heften gesammelt und säuberlich in Ordner abgeheftet, die Mühe würde ich mir im Leben nicht mehr machen – ich nehme nicht einmal mehr das Heft mit – aber den Ordner habe ich natürlich noch). Ich wandelte das Rezept etwas ab: Presste den Naturtofu sehr gut aus, briet dann die Currypaste in Öl an, mit Zwiebeln und Ingwer, dann Tofuwürfel dazu, ein klein bisschen Wasser, damit die Paste nicht unten am Topf ansetzte, und in dieser Mischung durfte der Tofu dann fünf Minuten schmoren und Geschmack annehmen. Sehr gute Idee. Ansonsten Weißkohl und Karotten in Scheiben, Kokosmilch und Gemüsebrühe, am Ende noch etwas Reis: fertig, kein sehr kompliziertes Rezept. Und schnell ging es auch, vor allem da der Liebste beim Schnippeln half.
Und den restlichen Abend verbrachten wir dann in Atlantis, mit etwas Grießpudding und Kräutertee. Die Stimmung war bei uns beiden nicht so richtig super (vermutlich zu viel Nachrichten und Politik-Podcasts die letzten beiden Tage), wir waren vernünftig und gingen früh ins Bett. Es wartete zwar nur eine Vier-Tage-Woche, aber eine volle Woche, und außerdem sind wir halt alt. Und fühlten uns auch so.