Ich wachte um Viertel vor sieben mit dem festen Wunsch auf, wieder einzuschlafen, musste allerdings auf die Toilette, also ging ich ins Bad – was der Kater hörte, der mich daraufhin zum Futterdienst abholte. Ich stellte ihm den Napf hin, warf einen Blick ins Esszimmer und stellte fest, dass der Kater auf den neuen Sessel gekotzt hatte (wohin auch sonst). Super. Ich stand also endgültig auf, weckte den Liebsten und machte mich ans Sessel Saubermachen. Das ging ganz gut, der Sessel scheint leicht zu reinigen zu sein. Trotzdem nicht sooo guter Start in den Tag, die Laune war bei uns beiden eher nicht so super, und der Kater (völlig unberührt von sämtlichen Stimmungen im Raum) marschierte um uns herum, miaute und beschwerte sich über Essen und Regen.
Der Liebste machte uns schließlich ein Porridge zum Frühstück, und da der Sessel wieder okay sauber geworden war und der Kater irgendwann Ruhe gab, hatten wir dann noch einen ganz guten Morgen (Zeitung, Lesen, Internet, viel Tee). Um halb zehn unter die Dusche, dann gingen wir aus dem Haus zum Blutspendetermin. Ich hatte schon nach Stadtbussen gegoogelt, da es aber draußen sonnig und warm war, schlug der Liebste vor, den Weg bis zu den Kliniken zu Fuß zu gehen (ungefähr 50 Minuten). Das fand ich eine gute Idee, schließlich darf man nach dem Blutspenden erst mal keinen Sport mehr machen und so hatten wir wenigstens ein bisschen Bewegung. Leider kamen wir etwas zu spät los, aber für die letzten zehn Minuten konnten wir in einen gerade vorbeifahrenden Stadtbus einsteigen und waren dann doch pünktlich oben. (Wäre sonst vermutlich auch egal gewesen, es war wenig los und niemand fragte nach Termin – man kann auch ohne kommen, die Termine sind eher so pro forma).
Die ganze Prozedur ging wieder easy. Eisenwert gut, Blutdruck gut (115 zu 75, nur zu Dokumentationszwecken), die Ärztin fragte noch einmal die Fragen ab, die ich bereits auf dem Formular angekreuzt hatte (das vor ihr auf dem Tisch lag), eher ein bisschen gelangweilt, kein Wunder (überhaupt, so ein paar organisatorische Abläufe: Ein Prozessoptimierer hätte seine wahre Freude gehabt). Dann spenden, alles problemlos, ich las mich nebenher durch den Guardian (habe seit kurzem wieder einen Halteknopf am Handy, für einhändige Bedienung sehr praktisch) und um zehn vor zwölf war ich fertig und ging in den Essensraum.
Der Liebste kam eine ganze Weile nach mir, ziemlich genervt. Wie sich herausstellte, hatte der etwas bescheuerte Arzt bei unserem ersten Spendeversuch im Sommer, bei dem der Liebste wegen einer (ausgeheilten) Hauterkrankung nicht spenden durfte, in der Datenbank einen Eintrag gemacht „Spende nur nach Vorlage von ärztlichem Attest“. Und die jetzige Ärztin erinnerte sich zufälligerweise an den Namen des Liebsten und dass da noch ein Eintrag offen war (von allein zeigte das System das nicht an). Das DRK hatte zwar versucht uns anzurufen, aber da wir ja seit Monaten kein Festnetz haben… (just seit dem Morgen ging es übrigens wieder, die Drohung des Liebsten mit der Bundesnetzagentur und das nochmalige Nachhaken des neuen Anbieters hatten wohl bei Vodafone am Ende doch dazu geführt, den Arsch hochzukriegen).
Nun ja, der Liebste erklärte also das Missverständnis und auch, dass er extra beim Hautarzt gewesen war, der die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und sich schlicht geweigert hatte, ein Attest auszustellen („es gibt überhaupt kein einziges Medikament im dermatologischen Bereich, das vier Wochen nach Ende der Einnahme eine Kontraindikation gegen das Blutspenden darstellt“). Die Ärztin war verwirrt, verstand das Problem nicht (das Problem war, dass der erste Arzt schlicht und einfach dem Liebsten nicht zugehört und „entzündlicher Prozess unklarer Genese“ eingetragen hatte, bei einem klar diagnostizierten, mittlerweile ausgeheilten und sowieso nicht-entzündlichen Hautproblem ein ziemlich starkes Stück), entfernte aber schließlich den Eintrag. Nachdem der Liebste ihr schließlich erklärt hatte, wenn es weiter so Affentheater gäbe, dann würde er einfach nicht mehr zum Spenden kommen. Schließlich wollte das DRK etwas von ihm und nicht er von ihnen. (Und ja, man bekommt etwas Geld, aber das ist nun wirklich nicht der Grund.)
Am Ende waren wir also beide abgezapft und verpflastert im Essensraum und machten uns nach zwei Brötchen und zwei Tassen Kaffee (Sojamilch, yay) wieder auf den Heimweg. Es war geradezu lächerlich warm draußen: Ich zog mir nicht nur die Windjacke, sondern auch den Hoodie aus und war im T-Shirt unterwegs. Im T-Shirt Ende Oktober! Das ist alles gar nicht so toll.
Auf dem Weg stoppten wir in einer klitzekleinen Buchhandlung in der Altstadt (Typ verwinkelt, kruschtelig, Bücherstapel auf sämtlichen Flächen, bärtiger Philosophie-Magister Mitte 50 bedient einen Computer im Adlersuchsystem, Warenwirtschaftssystem nicht vorhanden) und ich fand tatsächlich drei Sachen, die ich mitnahm – ich finde aber auch in jeder Buchhandlung etwas, bei Osiander oder Thalia halt eher so aktuelle Mainstream-Sachen.
Daheim machten wir uns erst einmal Tee (…viel trinken) und spielten eine Runde Flügelschlag. Ich hatte irgendwelche Blutspende-Folgen erwartet (Müdigkeit, Kopfweh, Blässe), aber nichts dergleichen, mir ging es blendend. Hunger hatten wir auch nicht, erst gegen zwei machten wir die restliche Soljanka warm (wie immer bei dem Rezept: durchgezogen einfach noch einmal viel besser). Danach Espresso und ein bisschen Marzipanschokolade, der Liebste gewann beim Spielen und das war schon alles ganz schön.
Wichtiger Punkt am Nachmittag (neben Wäsche abhängen, aufhängen und bügeln): Sessel an seinen endgültigen (naja, vermutlich) Platz bringen. Ich räumte Sachen zur Seite, der Liebste baute einen kleinen Tisch ab und wischte einmal durch, dann trugen wir den Sessel nach oben (übrigens, hallo Fitnessstudio: rückwärts laufend den Sessel um die Ecke die Treppe nach oben tragen? Früher nur mit Hängen und Würgen, heute für mich kein Problem). So ganz zufrieden bin ich noch nicht, weil neben dem Sessel noch ein Holzstuhl steht, der keinen richtigen Platz hat, und auf dem Holzstuhl eine Yuccapalme, die da erst recht nicht hinpasst. Außerdem: Mal sehen, ob ich mich zum Lesen wirklich in mein Arbeitszimmer setze (andererseits, warum nicht). Aber sehr schön ist der Sessel halt schon.
Um sechs schenkte der Liebste uns ein Feierabendbier ein und verzog sich dann mit Laptop aufs Sofa (er programmiert immer noch an einer verbesserten Version der Lichtwecker-Software herum), ich machte mich währenddessen ans Kochen: einen Seaside Pie nach Bosh-Rezept (statt Fisch eine Mischung aus klein geschnittenen Pilzen, Erbsen, ein paar Algenflocken, Kapern, Weißwein, Sojasahne, und zum Abdecken natürlich eine Haube aus Kartoffelbrei, es ist schließlich ein englisches Rezept). Bis jetzt hatte ich das Kartoffelbrei-Machen immer dem Liebsten überlassen, weil er ihn so macht, dass man sich direkt an die Himmelspforte versetzt fühlt, aber dieses Mal dachte ich, mal selbst ausprobieren, kann doch nicht so schwer sein? Und siehe da, ich bekam das ganze Rezept komplett selbst hin, inklusive Kartoffelhaube und allem. Hihi. Und sehr lecker war es auch.
Zum Abendessen noch eine Runde Flügelschlag, und dann schloss ich den Tag mit einer ausführlichen Leserunde ab. Ziemlich zufrieden, so alles in allem.