So, also Überstundenabbau am Donnerstag, das war der Plan. Ich wachte dementsprechend entspannt auf und ignorierte die kleinen Stimmen im Kopf, die mir NOCH SO VIEL ZU TUN zuriefen. Ich hatte 2-3 Stunden Arbeit geplant, den Rest für andere Sachen, viel zu viel natürlich, aber nun gut. Zunächst einmal ein ruhiger Morgen, da der Liebste vormittags auch im Home Office war. Nach einer Tasse Tee gingen wir gemeinsam vor zum Viertel-Lieblingsbäcker, Brötchen und ein frisches Brot holen, und das fühlte sich dann schon sehr nach Wochenende an.
Frühstück also mit Brötchen, Pseudowurst, scharfer Seele, der Liebste machte eine Kanne Kaffee (ich probierte das erste Mal die neue Mühle aus: Ja, mahlt, und dazu ein lustig leuchtendes Display), dann unter die Dusche und am Schreibtisch ab neun. Ein paar Sachen musste ich halt einfach erledigen.
Das waren in erster Linie die Namensschilder für die kommende Prüfung, ein paar Terminvereinbarungen für Anmeldungen und zwei große Runden an E-Mails. Erstens waren nämlich die Resultate für die Februar-Prüfung meines letzten Vorbereitungskurses gekommen, und die Leute mussten benachrichtigt werden. Tatsächlich hatte sich meine Prognose, wer bestehen würde und wer nicht, zu 100% bewahrheitet, und vor allem in meinem Kurs sah es gut aus. Und, absolute Premiere: Zwei Leute hatten mit Bestnoten bestanden. Hatten wir in diesem Prüfungsformat noch nie. Das war also eine ausgesprochen schöne E-Mail-Runde.
Dann noch eine zweite Runde Mails an Prüfungsteilnehmende der benachbarten Hochschule, von denen ich das Einverständnis brauchte, dass das Prüfungsinstitut mir ihre Ergebnisse mitteilen konnte. Eigentlich machten wir das immer direkt am Prüfungstag, aber der Kollege hatte es leider vergessen, also übernahm ich das jetzt und schickte zwölf quasi-identische, aber individualisierte Mails in die Welt. Um elf war ich fertig: zwei Stunden Arbeit. Chatnachrichten von den Kolleg:innen hatte es interessanterweise fast keine gegeben.
Auf jeden Fall machte ich den Rechner aus und verschwand im Esszimmer zu Zeitung und Blog. Gegen halb eins klingelte es an der Tür und eine Spedition lieferte Material, das der Liebste für den Bastelverein bestellt hatte (der Hauptgrund, warum er vormittags daheim geblieben war), und direkt danach konnten wir los: Wir hatten nämlich geplant, dass er hoch ins Büro fahren und in der Kantine essen und mich mitnehmen würde. Dort gibt es seit einigen Wochen wohl ein regelmäßiges veganes Angebot, und ich war ein bisschen neugierig. Außerdem mal den Liebsten zur Arbeit begleiten und ein bisschen sehen, wo er so seine Mittagspause verbrachte, klar fand ich das spannend. (Natürlich war ich schon mehrmals oben gewesen, aber in der Kantine tatsächlich noch nie.)
Wir fuhren also mit dem Bus hoch zum Klinikum und dort über das riesige Gelände zum dreistöckigen Casino. Da wir nach eins da waren, war es nur halbvoll und recht ruhig (es waren trotzdem viele Leute da, die meisten in medizinischer Arbeitskleidung, aber auch einige in zivil, ich fiel nicht auf). Kaum stand ich an der Tablettausgabe, holte mir ein Tablett und schaute mir die verschiedenen Essenssangebote in der Auslage an, hatte ich einen massiven Flashback an frühere Mensazeiten und diverse Kantinen, in denen ich schon gegessen hatte. Interessanterweise ausgesprochen positiv belegt (die Kantine dort ist auch wirklich schön, sehr hell und luftig, und es riecht angenehm nach frischem Essen, nicht muffig). Für eine kurze Sekunde überlegte ich, wie es wohl wäre, in einer großen Firma zu arbeiten (…also vielleicht nicht gerade im Klinikum) und dort so ganz normale Firmenstrukturen zu haben, mit einer Büroküche und einer Cafeteria und einer Kantine, in denen man mittags mit den Kolleg:innen gemeinsam Mittagspause macht und so. Irgendwie erschien mir das plötzlich ausgesprochen verlockend. So für zwei Minuten.
Das erledigte sich dann recht schnell, als ich von der Kantinenrealität eingeholt wurde. Zwar ist lobend zu erwähnen, dass es nur ein einziges Fleischgericht pro Tag gibt, alles andere ist vegetarisch und eine Linie eben vegan, aber das vegane Essen stellte sich als ziemlich weichgekochter und leider versalzender Weißkohleintopf heraus. (Ausgerechnet an diesem Donnerstag gab es wohl das schlechteste vegane Essen der Woche, also nichts gegen Weißkohleintopf generell, aber halt nicht so.) Außerdem gab es ein Salatbuffet mit sehr großer Auswahl, wirklich super, nur dass man wie bei Salatbuffets üblich nach Gewicht bezahlte, und das machte das Ganze sehr teuer (und auch schlecht kalkulierbar, das hatte mich zu früheren Zeiten in der Mensa immer schon genervt, dass man beim Holen nicht wusste, wieviel man würde bezahlen müssen). Da der Liebste seinen Mitarbeiterausweis oben im Büro liegen hatte, konnte er damit nicht bezahlen, wir zahlten also bar, die (ziemlich pampige, auch das ein Kantinen-Klassiker) Mitarbeiterin berechnete für uns beide den Gästepreis und am Ende zahlten wir zwanzig Euro für einen Teller versalzener Suppe und ein Schüsselchen Salat. Hm.
Aber egal, der Liebste und ich verbrachten die Pause zusammen, ich schielte auf die anderen Leute in der Kantine, wir quatschten noch ein bisschen, und dann gingen wir für einen Kaffee in die Cafeteria im Nachbargebäude (da holte der Liebste dann doch vorher seinen Ausweis, weil das Nachbargebäude sein Bürogebäude war und er außerdem die Pflanzenmilch aus dem Bürokühlschrank holen wollte, weil Pflanzenmilch in der Cafeteria, lol, ganz so sehr 21. Jahrhundert war es da dann doch noch nicht). Der Kaffee war gut, ich nahm noch ein (ziemlich sicher nicht veganes, oh well) süßes Nusscroissant dazu, und das war schon alles sehr schön. Um zwei ging der Liebste dann hoch ins Büro zum Arbeiten und ich machte mich auf den Heimweg.
Draußen kühl im Schatten, aber frühlingshafte Temperaturen in der Sonne, ich zog den Schal aus setzte meine Sonnenbrille auf. Und so ging ich dann nach Hause, und zwar zu Fuß, denn ich hatte Lust auf die Bewegung, und der Heimweg bergab ist ausgesprochen schön, am Stadtrand entlang, durch Streuobstwiesen und mit Blick auf die Altstadt.
Apropos Altstadt, vom Berg herunter führte der Weg quer durch die Altstadtgassen, und das nutzte ich gleich, um einmal ins Asiahaus und einmal zum Bäcker zu gehen. Im Asiahaus holte ich in erster Linie drei verschiedene Currypasten (leichtes Suchtverhalten), außerdem Tofu und Edamame (die der Alnatura seit Monaten nicht mehr hat, das Asiahaus hatte aber die gleiche Bio-Sorte da). Und dann wollte ich noch etwas kaufen, bei dem mir im Moment, als ich danach suchen wollte, der Name nicht mehr einfiel. Ich fragte also schließlich beim Verkäufer nach „diesem salzigen Hefeaufstrich, den die Engländer so gern haben“ – ja klar, Marmite, sagte er wie aus der Pistole geschossen, aber den hätten sie leider nicht da. Schon länger nicht mehr, der sei sehr schwer zu kriegen. England, Lieferschwierigkeiten, Brexit. Keine Ahnung, wann das wieder besser werden würde. Ja, dachte ich mir, da war er nicht der Einzige, der sich fragte, wann das mal wieder besser wird.
Also ohne Marmite nach Hause, mit Stopp beim Bäcker in der Innenstadt, um (mal wieder) einen Gutschein über zwei Laib Brot einzulösen, und nach 70 Minuten Fußweg war ich um zehn nach drei schließlich daheim. Und ziemlich müde, sodass ich mich erst einmal mit Tee und Buch aufs Bett legte und prompt tief und fest einschlief.
Gegen halb fünf war ich wieder wach genug, sodass ich beschloss, jetzt aber wirklich mal in die Gänge zu kommen und ins Fitness zu gehen, denn das hatte ich mir ganz fest vorgenommen für den Tag. Ich musste nur noch „schnell“, hatte ich ja versprochen, einmal den Rechner starten und nach meinen Mails schauen. Und als ich das tat, war natürlich der komplette Posteingang übervoll, logisch, ich hatte ja morgens eine Tonne Mails rausgeschickt und jetzt hatten alle geantwortet. Also noch eine halbe Stunde Arbeit, und um fünf konnte ich dann endlich los.
Mein Fitnessprogramm war jetzt endgültig im neuen Zyklus angekommen: Muskelaufbau, hohe Gewichtlast, weniger Wiederholungen, adaptives Gewicht (also die Maschine nimmt das Gewicht gegen Ende der Wiederholungen etwas herunter). Ich ließ mir das Prinzip von einer Physio einmal erklären, machte die Kraftmessung an den Geräten (größtenteils gleich, minimale Verbesserungen), und dann also Muskelaufbau. Und JUNGEJUNGE war das anstrengend. Un-fass-bar. Ich musste tatsächlich ein paar Kurven beim Gewichtestemmen auslassen (auf dem Display werden Verlaufskurven angezeigt, denen man mit der Maschine folgt) und mich in der zweiten Runde auch einmal für zwei Minuten auf einen Stuhl setzen und darauf warten, dass der Puls wieder nach unten ging. Am Ende kriegte ich die beiden Durchgänge dann aber doch hin, mühselig und mit aufgeblasenen Backen, und war sehr stolz auf mich. Als ich nach dem Training die Treppe nach unten ging, musste ich mich allerdings etwas am Geländer festhalten (zittrige Knie und so).
Nach dem Fitness ging ich noch für eine halbe Stunde ins Büro, um alles für die Prüfung am nächsten Tag vorzubereiten. Eigentlich hätte der Liebste mich dort abholen sollen, aber da ich eine halbe Stunde später dran war als geplant, war er dann doch schon gegangen (es war wieder recht kühl geworden und ihm war kalt). Stattdessen war er im Bastelverein, wo ich ihn dann abholte, und um Viertel nach sieben waren wir dann endlich beide daheim.
Gemeinsames Kochen: Linsen und Spätzle (diese Woche viele gutbürgerlich-deftige Sachen auf dem Wochenplan, man merkte, dass der Liebste Wünsche geäußert hatte). Riesenportion, aber sehr gut, sowieso nach dem Muskeltraining genau die richtige Portion Eiweiß. Dazu etwas Castle und früh ins Bett. Eigentlich hätten wir noch etwas für unseren Urlaub buchen sollen (wir sind SO schlecht in der Urlaubsplanung) und eigentlich hatte ich noch tausend andere Sachen für den quasi-freien Tag (…naja, drei Stunden Arbeit) vorgehabt, aber nun ja. Begleite-den-Liebsten-zur-Arbeit-Tag, dazu Currypaste und Fitnesstraining, das alles in der Sonne: Insgesamt schöner Donnerstag.