Leicht kopfschmerzig um zehn vor sechs aufgewacht, aufgestanden um halb sieben. Der Liebste blieb noch etwas länger, ich kümmerte mich um Küche und Kater und warf einen Blick in die Zeitung. Der Dauerregen schien sich ausgeregnet zu haben, es waren noch leichte Wolkenschleier am Himmel und recht kühl (wir hatten trotzdem bei gekipptem Fenster geschlafen).
Ein sehr normaler Samstagvormittag, in dem die Hoffnung, früh aus dem Haus zu kommen, mal wieder im Wettstreit stand zum Wunsch nach Rumhängen und Langsamtun und genereller Disziplinlosigkeit (und wie so oft gewann das Rumhängen, war wohl einfach auch nötig). Zum Frühstück etwas Brot mit Bresso, dann viel lesen, ein bisschen schreiben, ein bisschen Zeitung, ein bisschen YouTube, viel Tee und Kaffee. Irgendwann brachte der Liebste mir eine Portion frisch gekochten Grießbrei mit Apfelmus (wir hatten ein Glas Apfelmus im Kühlschrank, das dringend verbraucht werden musste, es sind diese Sachzwänge). Um zwölf hatte ich genug „nichts“ gemacht und ging duschen, danach die zweite Hälfte Kichererbsen-Masala (immer noch nicht so lecker – Süßkartoffeln halt). Ich fühlte mich nicht so super, ein bisschen Bauchweh, ein bisschen Rückenschmerzen, naja.
Nach dem Essen und kurz vor dem Müdigkeits-Loch ging ich aus dem Haus ins Fitness. Nachdem ich nach dem letzten Fitness schon von kurzer Hose und so gesprochen hatte, hatte es jetzt wieder so deutlich abgekühlt, dass an eine kurze Hose nicht zu denken war. Davon abgesehen ging das Training prima, ich war sehr zufrieden. Nächste Woche steht wieder ein Phasenwechsel an, ein neuer Trainingszyklus, ich bin gespannt, wie der wohl wird. Ich vermute eine Trainingsstruktur, die ich noch nicht kenne (die letzte, dieses spezifische Trainingsprogramm besteht aus vier Phasen). Wahrscheinlich wird es wieder furchtbar anstrengend und ich werde das Gefühl haben, dass ich wieder zurück auf Null gewechselt habe. Mal sehen.
Daheim war es mittlerweile kurz nach vier. Ich machte eine kleine Kaffeepause und ging dann mit dem Liebsten zusammen zum Wocheneinkauf. Natürlich inklusive Spargel (weiß dieses Mal) und natürlich mit Erdbeeren, man hat gewisse Verpflichtungen. Ansonsten Vorräte aufgefüllt, drei verschiedene Sorten Pilze dieses Mal (Champignons, Kräuterseitlinge und Shiitake), und alles in allem wurde der Einkauf doch recht teuer. Nun ja.
Daheim räumte ich die Einkäufe weg und machte gleich die Küche ein bisschen sauber, und dann wollte ich mit dem Kater eine Runde in den Garten gehen, und während ich die Kellertreppe nach unten ging, machte ich eine merkwürdige Drehung, und plötzlich fuhr mir ein sehr unangenehmer Schmerz ins linke Bein, als ob ich mir etwas gezerrt hätte. Richtig doof, ich kam mit Müh und Not hinkend die Treppe wieder hoch und wehklagte etwas. Vor allem, weil der Schmerz begann, vom Oberschenkel ins Bein zu ziehen, und gleichzeitig tat der Rücken wieder weh und mein linker Arm meldete sich auch ordentlich – im Grunde genommen die ganze linke Seite. Vermutlich war es mir in den Rücken gefahren, der linke Ischias, und das strahlte jetzt in alle möglichen Richtungen aus. Sehr, sehr doof.
Ich ging erst einmal für eine Stunde aufs Bett, legte mich flach hin und las ein bisschen. Dann wieder hinkend nach unten, wo ich mich aufs Sofa verzog und schmollte, während der Liebste unser Abendessen machte, einen großen Topf Udonnudelsuppe mit Pilzen und Edamame. Vor dem Essen nahm ich eine Schmerztablette, weil ich nicht das Gefühl hatte, durch einfach nur Herumliegen würde es besser werden. Was zwar bedeutete, dass das Glas Weißwein, das ich mir für den Abend so vorgestellt hatte, damit passé war, aber die Schmerzen verzogen sich glücklicherweise irgendwann auch. Also mehr oder weniger.
Eine große Portion Suppe (sehr gut), dazu einen Blick auf Netflix, wo wir von einem neuen Netflix Special von Hannah Gadsby überrascht wurden, wunderbares Abendprogramm für die nächsten anderthalb Stunden. Und wie es der Zufall wollte, war es dann fünf Minuten vor neun, als wir durch waren, und um neun begann der Livestream vom ESC aus Liverpool… und ich dachte, naja, das war ja letztes Jahr ganz lustig, mal gucken.
Okay, das Ende vom Lied (höhö) war, dass wir tatsächlich bis halb zwei vor dem Fernseher blieben und die ganze Show ansahen. Und das war einfach schon ein sehr großer Spaß. Nicht so ganz mit dem Ergebnis, das ich mir vorgestellt hätte (das schwedische Lied fand ich langweilig, ich habe es jetzt quasi schon wieder vergessen, und auch der finnische zweitplatzierte, an den erinnere ich mich immerhin, aber WTF), ich hätte mir ja eher Estland oder wieder die Ukraine oder durchaus auch die Schweiz (schönes Lied) vorstellen können. Aber naja, dazu ist mein Geschmack nicht genug Mainstream vermutlich – insgesamt viel zu viel langweiliger Popquark. Der deutsche Beitrag gefiel mir durchaus auch gut und der letzte Platz, wenn auch quasi schon traditionell, war ein bisschen unverdient, fand ich. Aber auch hier vermutlich nicht so ganz richtig zum ESC passend und nicht Mainstream genug.
Insgesamt aber eine tolle Show, nette Unterhaltung (freute mich sehr: moderiert wurde das Ganze unter anderem von Graham Norton, einem meiner irischen Lieblings-Schriftsteller), und getoppt wurde das Ganze dadurch, dass ich die schlaue Idee hatte, nebenher den ESC-Liveticker des Guardian auf meinem Smartphone zu öffnen. Sehr, sehr lustige Kommentare, hihi. Das mache ich mal wieder. Überhaupt, werde ich jetzt mit Ende 40 zur ESC-Schauerin? Nachdem ich das jahrzehntelang doof fand und sämtliche ESC-Partys vermied (…zu den Zeiten, als es in meinem Freundeskreis solche Sachen noch gab)? Ist das gar untrügliches Zeichen einer Midlifecrisis? Wir werden sehen, spätestens im kommenden Jahr.