Um halb sieben das erste Mal aufgewacht, weil es draußen hell war und das halt meine Aufstehzeit ist, ich merkte aber schnell, dass das vielleicht ein bisschen zu früh ist, wenn man erst um kurz vor zwei wirklich ins Bett gekommen ist. Legte mich also wieder hin und schlief bis kurz nach neun, damit ging es dann. (Ich bin ja seit ein paar Jahren schon in dem Alter, wo ich keinen Alkohol mehr brauche, um mich ziemlich durch zu fühlen, ein paar Stunden zu wenig Schlaf reichen völlig aus.)
Der Liebste, der schon früher aufgestanden war, machte uns ein englisches Frühstück (dieses Mal ohne Tofuwurst, dafür mit angebratenem Naturtofu und Baked Beans), ich machte uns eine Kanne Kaffee, und dann versanken wir für den restlichen Vormittag vor unseren Laptops, ich las das Internet leer und schaute mich ein wenig auf YouTube um. Das Putzen verschoben wir stillschweigend auf später, aber immerhin startete ich die Spülmaschine, yay. Mehr Spannendes passierte den Vormittag über nicht. Wenigstens, sehr froh darüber, hatte sich mein Rücken wieder beruhigt.
Gegen Mittag wurde ich dann plötzlich sehr aktiv: Ging duschen, räumte die Bude auf, räumte Geschirr weg, wusch Salatblätter, würfelte eine Gurke… Zum Mittagessen hatten wir eine große Schüssel Salat mit Gurke und Tomate (gibt es alles wieder regional, hurra) und danach natürlich Erdbeeren mit Schlagsahne. Mehr Mittagessen brauchten wir nicht.
Am Nachmittag dann doch ein bisschen Haushalt, ich sortierte Wäsche und ließ eine Maschine laufen, während der Liebste Dinge fürs Abendessen vorbereitete. Um genau zu sein, probierte er sich das erste Mal an einer selbstgemachten pflanzlichen Wurst. Das war in erster Linie Seitanpulver, Räuchertofu, Gewürze, etwas Brühe, Kräuter, das Ganze zu einem Teig vermengt, gerollt, in Alufolie eingeschlagen (das als einziger Minuspunkt, wir hätten gern eine Rezeptvariante ohne Alu, wissen aber nicht genau wie), und dann kamen die Würstchen 40 Minuten in einen Dämpfeinsatz über kochendes Wasser. Danach ein bisschen durchziehen, eigentlich über Nacht – aber wir probierten das erste Stück schon nach einer Stunde, und liebe Güte, war das mal gut. Definitiv besser als sämtliche Fleischersatz-Würstchen, die wir bisher so gekauft haben (obwohl es da auch sehr gute gibt), und einfach nicht so fürchterlich überwürzt.
Wäsche aufhängen, wir machten den gemeinsamen Wochenplan, ich bestellte die Gemüsekiste, der Liebste machte das Abendessen: eine große Pfanne Bratkartoffeln, eine Schüssel Sojaquark mit frischem Schnittlauch, und dazu eben zwei der gemachten Würstchen, kurz in der Pfanne angebraten. Ziemlich fettiges Essen, aber unfassbar gut. Und eine echte Kindheitserinnerung, Bratkartoffeln mit Kräuterquark hatten wir oft als Essen gehabt, und dieses Essen schmeckte so richtig authentisch. (Es ist SO toll, dass es richtig guten pflanzlichen Quark gibt.) Wir hätten die ganze Schüssel essen können, hielten uns aber zurück, damit wir für den nächsten Tag noch etwas hatten. Stattdessen ein bisschen Himbeerskyr.
Und dann das Abendprogramm, wir waren recht kaputt und wollten wenig denken, also gingen wir für zwei Folgen zu den queeren Jungs nach New Orleans. Und danach dann noch einmal auf YouTube, wo ich kürzlich (über einen anderen Blog) eine Comedy-Entdeckung gemacht hatte: Dragos aus Rumänien, der in England gelebt hat, jetzt in Berlin, und seine Shows auf Englisch macht. Sehr lustig, sehr sympathische Person, von dem, was ich bis jetzt gesehen habe (man ist ja immer so ein bisschen angespannt, wenn man einen Comedian neu kennenlernt, alles ist lustig, man hat Spaß, und plötzlich rutscht das Ganze in Misogynie oder Fremdenfeindlichkeit oder Verschwörungsquatsch oder sonstwas ab, leider allzu häufig schon erlebt). Auf jeden Fall mal gebookmarkt. Hier ist er in Cluj (Juni 2022) und macht ein bisschen Spaß mit dem Publikum. Sehr schön.