Eigentlich ganz gute Nacht, bis um vier der Liebste aufstand und sich in der Küche einen Tee machte. Durch das Rumoren wurde ich natürlich wach, stand auf, machte die Schlafzimmertür zu, um wieder einschlafen zu können, musste dann aber aufs Klo, stand also auf, um aufs Klo zu gehen, versuchte dann wieder einzuschlafen, als die beknackte Heizung im Schlafzimmer ansprang, sodass ich aufstand, um sie zuzumachen. Danach lag ich dann logischerweise erst einmal wach, und als ich so langsam wieder müde wurde, begann mein Hals zu kratzen. Die nächste Dreiviertelstunde lag ich mit einem Reizhusten aus der Hölle da, und um halb sechs stand ich schließlich VÖLLIG genervt endgültig auf. Ein bisschen Wasser und vor allem Tee half schließlich gegen den Husten. Nicht gegen die schlechte Laune allerdings.
Katzenversorgung, Aufräumrunde, dann Frühstück mit dem frisch gebackenen Brot und Erdnussbutter – was sehr gut war (das Brot war super geworden), nur ein bisschen wenig, also machten wir noch einen Quark mit Ananas danach (das war dann allerdings ein bisschen viel, aber egal). Eher etwas langsameres Tempo, trotzdem war ich um kurz vor neun im Büro, und damit wieder mehr oder weniger in meinem Prä-Corona-Arbeitsrhythmus, wie mir kürzlich aufgefallen ist. Früher war Arbeitsstart im Büro um neun oder kurz vor neun relativ normal, also an nicht-Prüfungstagen, und dann arbeiten bis meist halb sieben oder sieben. Durchs Home Office hatte sich das so ein bisschen aufgelöst, oft bin ich erst um neun am Schreibtisch, was ja später ist, weil der Arbeitsweg wegfällt (inklusive Tasche packen 20 Minuten). Fühlte sich natürlich trotzdem nicht so an, als ob ich morgens 20 Minuten mehr Zeit hätte, klar, wenn man mehr Zeit hat, füllt sie sich ja gern auch mal von allein.
Den Vormittag über zweimal Unterricht, einmal online (mit etwas wackeligem Internet, mein Rechner und meine Verbindung daheim sind einfach so viel besser), einmal mit einer neuen Person vor Ort. Die entpuppte sich als so völlig komplett anders, als ich sie mir vorgestellt hatte (im absolut positiven Sinne), dass es schon lustig war. Der Unterricht lief auf gut. Anschließend Orgakrams, eine kurze Besprechung mit dem Chef, und dann löste ich das Ärgerthema vom Donnerstag mit dem Problemlieferanten durch einen Telefonanruf bei der entsprechenden Person. Die war sehr nett, wenn ich auch das Gefühl hatte, dass sie über den Kontext nicht so richtig informiert war, aber sie versprach mir, das intern zu klären (es war eine technische Frage). Damit hatte ich es erst einmal vom Tisch und war sehr frohgestimmt. Wenn es gut läuft, bleibt es auch dabei (wenn es schlecht läuft, ist am Montag eine Mail in der Inbox mit Mimimi und dem Versuch, aus einer technischen Frage eine juristische zu machen oder so).
Als Abschluss des erfolgreichen Vormittags noch ein kurzes Gespräch mit einem unserer Azubis, der mich wegen einer Berufsschulaufgabe um Hilfe gebeten hatte (und ich muss sagen, ich war erstaunt über die Komplexität der Aufgabe – war das bei meiner kaufmännischen Lehre nach dem Abi auch so? Oder war ich es da, so frisch von der Schule kommend, einfach mehr gewöhnt? Oder war die Aufgabe deshalb gefühlt komplex, weil der dazugehörende Text einfach schlecht (= unnötig kompliziert, unklar und mit Worthülsen aufgebläht) geschrieben war?).
Mittagspause mit dem restlichen Tofu Satay Curry (immer noch sehr gut) und den anderen Kolleg:innen, und das wäre alles ganz nett gewesen, wenn mich nicht direkt zur Mittagszeit die Pushnachricht des Guardian auf dem Handy erreicht hätte, dass Alexej Nawalny in Haft gestorben war. Das war ein ziemlicher Schock. Wenn man den ganzen Kontext bedenkt, dann natürlich nicht überraschend, aber trotzdem. Dass es mit der ganzen internationalen Aufmerksamkeit und Berichterstattung nicht gelungen ist, das Leben dieses Mannes zu schützen oder ihn gar, sei es auf irgendwelchen diplomatischen Wegen, aus der Haft zu holen, ist sehr erschreckend. Das an die Adresse all der komplett realitätsverweigernden Leute, die „man muss den Krieg durch Verhandlungen beenden“ rufen. Da sitzt halt am anderen Ende ein Mann, der auf internationale Meinungen und Druck nichts gibt und mit dem man nicht sprechen kann. Und damit sind Verhandlungen leider keine mögliche Option.
Am Nachmittag arbeitete ich meine Mailbox auf einen guten Stand (immer noch zu viele wichtige Sachen auf der Erlediliste offen, aber nun ja), bereitete ein wenig Unterricht für Montag vor und hatte noch einen letzten Onlineunterricht (…dreimal Unterricht an dem Tag, und das bei einem Stall voller administrativer Aufgaben, kein Wunder, dass ich nicht hinterherkomme, aber andererseits macht der Unterricht halt am meisten Spaß), während übrigens der Liebste im Büro vorbeikam und einen alten Rollschrank für den Bastelverein abholte – ich hatte da keine Zeit, aber die Kollegin wusste Bescheid. Etwas lustig, dass ich wusste, dass er vorbeigekommen war, aber ihn halt nicht gesehen hatte, aber andererseits, selber groß.
Um fünf war ich fertig für den Tag, tatsächlich komplett fertig, nichts aufs Wochenende geschoben oder so. Hihi. Und natürlich, klassischer Freitag, leitete ich das Wochenende mit dem Yogakurs ein. Wir waren dieses Mal etwas mehr Leute, und es war ein sehr angenehmer Kurs. Erstaunlich, wie gut alle Positionen klappten, vor allem im Vergleich zum Mittwoch. Und schmerzfrei und so (also mehr oder weniger, klar, Arm, Achillessehne, you name it, aber halt eher so kleine Zwickereien).
Um kurz nach sieben holte der Liebste mich zur Date Night ab. Die wurde erst einmal thematisch vom Mord (…ich finde, das ist der gerechtfertigte Begriff) an Nawalny bestimmt, wir waren beide ein bisschen aufgewühlt und regten uns auf und waren empört und plötzlich merkten wir, dass wir ohne nachzudenken in die Innenstadt gelaufen waren und gar nicht wussten, wohin wir gehen wollten. Unser Lieblingsitaliener schied wegen Fastenzeit mehr oder weniger aus (klingt vielleicht komisch, aber ich finde es schade, bei einem Italiener mit so fantastischer Weinauswahl zu sitzen und dann keinen Wein bestellen zu können), und davon abgesehen ist es mit der veganen Auswahl ja leider ein bisschen dünn, also zumindest was Restaurants angeht. Allerdings war dem Liebsten kürzlich ein sehr traditionell-alt-ursprüngliches Wirtshaus empfohlen worden, das sich so ein bisschen neu erfunden und in diesem Kontext auch vegane Gerichte auf die Karte gesetzt hatte. Auch in der Kuh tauchte es auf. Was allerdings fehlte, war der Hinweis, dass man vorher reservieren sollte, es ist nämlich recht klein, und als wir dort auftauchten, wurden wir nur mit bedauerndem Kopfschütteln empfangen. Ok, dann nicht, aber mal vormerken für irgendwann.
Wir warfen noch einmal einen Blick in die Kuh und landeten am Ende in einem Burgerrestaurant (keine Kette, sondern eher eine Art Gastropub) direkt unterhalb des Schlosses, das vegane BBQ-Sauce und Beyond Meat-Patties anbot. Ich bin ja nicht so der Burgerfan, aber so auf die Schnelle war das eine praktische Wahl, und ich muss sagen, dass das Essen schon sehr, sehr gut war. Der Burger war halt ein Burger (allerdings mit gutem Brötchen und sehr leckerer BBQ-Sauce, der Patty wie immer bei Beyond Meat eher nicht so mein Fall, aber ich bin auch nicht die Zielgruppe), aber der absolute Höhepunkt waren die Loaded Fries mit ebenfalls BBQ-Sauce. Das waren keine normalen Pommes, sondern so eine Art dickerer Chips mit Schale, sozusagen von der Kartoffel in Scheiben heruntergeschält und dann frittiert. EXTREM gut. Pommes mag ich ja nicht so, Country Potatoes dagegen schon und Chips auch (sehr), und das war sozusagen das Beste aus zwei Welten. Damit und mit einem alkoholfreien Hefe hatten wir dann einen richtig guten Abend.