Auf dem Fluss, Freitag 19.7.2024

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Gute Nacht, ich kam morgens um kurz vor halb sieben gut aus dem Bett. Sehr leise Katzen-Maintenance, um Freundin M nicht zu stören (die hatte ich am Donnerstagabend nicht mehr gesehen, sie war aus dem Haus gegangen, bevor ich heimkam, und ich war schon im Bett, als sie von ihrer Abendessensverabredung wieder zurückkam.) Ein wenig kritische Magi-Beobachtung, er war aber wenigstens da und aß auch ein bisschen.
Der Liebste holte Brötchen beim Viertel-Lieblingsbäcker, wir tranken Tee, dann war auch M wach und wir hatten noch ein gemütliches Frühstück zusammen. Blitzdusche, M verabschiedete sich zum Bahnhof und kurz darauf ging ich auch in die Firma. Nicht zum Arbeiten allerdings, wir hatten an dem Tag Betriebsausflug. Teambildendes Kanufahren auf dem Neckar war angesagt.

Um neun trafen wir uns in der Firma (ich war mit meinem Wanderrucksack etwas überdimensioniert unterwegs, was für einige belustigte Kommentare sorgte – im Nachhinein hätte es ein Rucksack eine Nummer kleiner auch getan, mit einem kleineren Handtuch und etwas weniger Wechselklamotten, naja). Erst einmal eine entspannte Zugfahrt Richtung Schwarzwald, eine Dreiviertelstunde später trafen wir noch eine Kollegin am Zielbahnhof und gingen in Richtung Neckar zur Bootsanlegestelle. Dort verstauten wir unsere Rucksäcke im Begleitfahrzeug, cremten uns alle sorgfältigst ein (strahlender Sonnenschein, hochsommerliches Wetter, ich war sehr froh über mein neu gekauftes Sonnenschutz-Gel) und bekamen eine kleine Einführung ins Fahren, Paddelführung und Lenken und so. Und dann ging es in Zweierteams in die Boote.

Ich war so ein *ganz kleines* bisschen gnatzig am Anfang, weil ich mit dem Chef eingeteilt war, was grundsätzlich kein Problem ist (ich mag meinen Chef sehr gern), nur dass er erstens sehr gut Kanu fährt (ehemaliger Sportlehrer) und zweitens natürlich schwerer ist als ich, sodass er den hinteren Platz bekam. Und den hätte gern ich gehabt, denn ich bin in meinem Leben ja auch schon das eine oder andere mal mit dem Kanu unterwegs gewesen und hätte gern hinten gelenkt – da hat man deutlich mehr zu tun und mehr Kontrolle. Aber im Endeffekt war es doch ganz okay so, denn der Neckar war doch komplexer und stromschnelliger zu befahren, als ich es in Erinnerung zu hatte, und wir stellten uns als ganz gutes Team heraus. Und definitiv als die beiden besten Fahrer, if I may say so myself, weswegen wir so eine Art Besenwagen (Besen-Boot?) bildeten und die Boote einsammelten (und moralisch unterstützten), die mit dem Lenken Mühe hatten und eher so im Zickzack über den Fluss unterwegs waren. Wir hatten es dabei entspannt, denn da wir die Ideallinie fuhren, konnten wir das Maximum der Strömung mitnehmen und mussten relativ wenig paddeln.

Außerdem natürlich: Kanufahren mit Bootshund. Der Chef hatte nämlich den Babyhund dabei, und sie fuhr mit uns mit. Anfangs noch so leicht suspekt auf die Strömung schauend, innerhalb kürzester Zeit entspannt, die Enten beobachtend, die Bremsen fangend (BRAVER Hund) und insgesamt chillig drauf. Und ich natürlich komplett im Glück.

Auf ungefähr der halben Strecke machten wir eine längere Mittagspause: ausführliches Picknick mit Brötchen, Gurken und Tomaten, Käse, Aufstrich und Butter alles (!) in vegan. Als Nachtisch Wassermelone. Alles sehr großartig.
Noch vor dem Essen: Schwimmen im (eiskalten, aber egal) Neckar. An der Bootsanlegestelle war der Fluss tief genug, sodass man tatsächlich schwimmen konnte, und da die Ansage in der Infomail gewesen war, dass man sein Badezeugs unter die Klamotten ziehen könne, entledigten wir uns alle (mehr oder weniger) unserer Klamotten und kletterten mit viel Gepruste in den Fluss. Anfangs unfassbar kalt, dann nur noch sehr kalt, und irgendwann wurde der Körper taub und es ging. Harhar. Erfrischend war es auf jeden Fall. Und lustig: Die Strömung war so stark, dass man mit ordentlich Schwimmen einfach auf der Stelle blieb, also zumindest in der Mitte. Es war schon ganz schlau, dass der Babyhund sich von der Strömung fernhielt.

Zweite Hälfte in der gleichen Besetzung, auch wenn wir einem etwas struggelnden Team angeboten hatten, dass wir uns aufteilen könnten und ich beim einen Boot und der Chef beim anderen jeweils nach hinten gehen würden. Die beiden wollten aber nicht so schnell aufgeben (und sie kriegten es dann auch prima hin), sodass wir es auch gechillt hatten. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gab ein paar Stromschnellen, bei denen wir doch ordentlich nass wurden (in der Sommerhitze eigentlich recht angenehm).

Ein paar Kilometer vor dem Ende holten wir dann ein paar der Jugendlichen ein, die als Jugendgruppe vor uns losgefahren waren und die wir eigentlich nicht hätten sehen sollen. Nur konnte da halt keiner fahren, die Frustrationstoleranz und Geduld waren auch nicht so ausgeprägt, und auf jeden Fall wahren mehrere Boote gekentert, eines war abgetrieben, Ruder fehlten auch, ein paar hatten sich zu Fuß auf den Rückweg gemacht und der tapfere Rest kämpfte mit vollgelaufenen Booten und generellem Wasserhass. Zwei Kolleginnen hielten beim ersten kämpfenden Boot, sammelten Ruder ein und halfen es umzudrehen (es war voll mit Wasser), und wir ruderten weiter, kamen bald darauf ans zweite Boot, ein umgekipptes, halb abgesunkenes Kajak, das ein tapferer Vierzehnjähriger versuchte *allein* umzudrehen (das geht gar nicht), während sein ungefähr gleichaltriger Kollege zwanzig Meter entfernt im wadentiefen Wasser stand, missmutig nach Kieseln suchte und generell schmollte. Unsere Hilfe wurde höflich abgelehnt („es geht schon, danke“), aber nach kurzem Nachdenken paddelten wir zurück und halfen trotzdem, ich hielt unser Boot am Rand und der Chef stieg aus und drehte das Kajak um. Und der Babyhund nutzte die Chance, stieg auch aus (wir waren ja am Rand) und verschwand mal schnell in die Büsche. Schlaues Tier.

Um halb fünf waren alle sicher zurück (…also von uns, von den Jugendlichen war das letzte Team noch nicht wieder aufgetaucht und ihre Betreuer machten sich gerade auf die Suche) und wir gingen in Richtung Bahnhof (so cool übrigens, dass der ganze Ausflug problemlos mit Öffis zu machen war).
Auf der Heimfahrt im Zug ein Blick aufs Handy (während der Kanufahrt war es wasserdicht verstaut und nicht greifbar gewesen, die anderen hatten Fotos gemacht), wo der Guardian mal wieder mit Pushnachrichten eskaliert war und ich feststellte, dass es für uns als Microsoft-Nutzer in der Firma ein sehr guter Tag gewesen war, um nicht zu arbeiten, sondern einfach mal auf dem Fluss unterwegs zu sein. Während der Rest der Welt im Computerchaos versank, und das ganz ohne Hacker. Keine Ahnung, ob die Arbeitsrechner am Montag wieder hochfahren würden – vermutlich schon. War mir auch halb egal, ich hatte ab Montag ja Urlaub.

Um halb sechs zurück und erst mal kleine Pause daheim. Der Liebste kochte uns eine Kanne Kaffee, ich legte mich etwas aufs Sofa – der Paddeltag war doch recht anstrengend gewesen und hatte mich ordentlich müde gemacht. Der Liebste brauchte auch eine Pause: Neben seinem Bürotag (den halben Tag im Büro, den halben Tag im Home Office) hatte er den neuen Warmwasserspeicher entgegengenommen und ihn ALLEIN nach unten transportiert (mit Hilfe einer Palette, unseres Wagens und viel Zerren, Schieben und Rollen).
…und nach der Sofapause Haare waschen, denn das war dringend nötig. Also biss ich die Zähne zusammen, schimpfte ein bisschen und wusch mir die Haare unter der kalten Dusche. Ging erstaunlich gut. War halt arschkalt. (…nicht so kalt wie das Neckarwasser, aber dafür am Kopf.)

Ab halb acht war ich bei den Chefs zuhause im Garten zum Sommergrillen mit den Kolleg:innen. Natürlich brach direkt mit meiner Ankunft das Riesen-Sommergewitter los, mit Starkregen und allem. Das hat bei unserem Sommerfest quasi schon Tradition. Für uns war es nicht so schlimm, wir zogen uns eine Stunde lang unter den Carport zurück (wo Bänke aufgestellt waren), und als das Schlimmste vorüber war, ging sogar das Grillen.
Veganes Grillzeugs, fantastischer Kartoffelsalat, ein paar Radler, ein paar Gläser Cremant (eine Kollegin verabschiedete sich, weil sie ab September die Firma verlassen wird – traurigerweise, ich arbeite mit ihr schon ewig zusammen), viel Quatschen mit den unterschiedlichsten Leuten.
Um Mitternacht rief ich den Liebsten an, der noch wach war, ein Auto buchte und mich abholen kam. Ich hätte auch mit Kolleginnen heimfahren können, aber ich wusste nicht so richtig, ob das zeitlich passen würde, und so war es mir deutlich lieber. Und der Liebste konnte noch Hallo sagen (er kennt meinen Chef und auch sonst einige Leute).
Schöner Tag, schöner Abend, und als i-Tüpfelchen nahmen wir ein paar restliche Brötchen und den restlichen Kartoffelsalat mit (und hatten damit gleich das Essen für Samstag erledigt). Und sehr schöner Start in den Urlaub.