Samstag
In der Nacht viel wachgelegen, gefroren, gewälzt, sehr unangenehme Kopfschmerzen, die sich aber zum Glück am Morgen – ich wachte gegen Viertel nach sieben unausgeschlafen auf – wieder verzogen hatten. Ziemlich gedrückte Laune, die sich den Tag über mehr oder weniger hielt, kein Wunder, der Freitag, die Trauerfeier hingen mir noch nach. So langsam macht sich die bittere Erkenntnis in meinem Kopf breit, dass der Kampf wirklich verloren ist und D nicht mehr lebt. Diese Tatsache des endgültigen Aus: Das war es, keine Hoffnung mehr, vorbei. So ganz ist es noch nicht in der Realität angekommen, und jedes Mal, wenn der Gedanke von neuem hochschwamm, kam er mit einem neuen Kloß im Hals.
Allerdings war ich an dem Tag mit genug anderem beschäftigt, denn wir hatten einen Bodensee-Besuch geplant. Dadurch würden wir zwar an keiner der vielen Demos gegen Rechts teilnehmen können, leider, aber die privaten Dinge müssen eben auch erledigt werden. In diesem Fall: Der Schwiegermutter den neuen Mercedes bringen (und für uns, ihn endgültig loszuwerden, dieses nervige Tamagochi, das ständige Maintenance, Aufmerksamkeit und Betüddel verlangt). Nach Katzenmaintenance, ausführlicher Dusche, Müsli zum Frühstück und einer Harold-Runde oben fuhren wir um kurz nach zehn also los. Logischerweise in zwei Autos: Ich mit einem gebuchten Corsa vorneweg, der Liebste im Mercedes nebenher.
Ruhige Fahrt, wenig los auf der Autobahn (ich hatte mir eine Autobahnstrecke erbeten anstatt des elenden Gekurves über die Alb, auch wenn der Liebste die Strecke als „kürzer“ und „schöner“ bezeichnete, aber das war mir egal – das Motorrad-Navi, das ich im Corsa eingestöpselt hatte, sagte im Übrigen, Autobahn sei die schnellste und ökologischste Strecke, damit war es schon entschieden). Ich fuhr einigermaßen konstant 130 (Tempolimit selbst umsetzen, wenn die Politik es schon nicht hinkriegt) und wir kamen prima durch, abgesehen von einigen Befindlichkeiten (auf halber Strecke brach das Kugelgelenkt an der Navi-Halterung, der Liebste rammte es daraufhin an einer Rastpause so zwischen Armaturenbrett und Scheibe dass es hielt, dann war die tiefstehende Sonne ziemlich nervig – wir fuhren nach Süden und hatten das Licht die meiste Zeit gegen uns, und schließlich war ich trotz Sitzheizung anfangs recht durchgefroren, bis ich bermerkte, dass ich die Heizlüftung gar nicht eingeschaltet hatte).
Am Bodensee kurze Begrüßung der Schwiegermutter, dann fuhren wir zu dritt weiter zum Hotel Heinzler in Immenstaad, wo für uns ein Tisch zum Mittagessen reserviert war. Ziemlich poshes, gutbürgerliches Restaurant ein klein wenig außerhalb unserer normalen Geschmackszone, aber trotzdem voll in Ordnung: sehr guter Service, gutes Essen (Salatsauce vermutlich nicht vegan, der Rest unseres Essens – Blumenkohl in Tempura mit Ingwersauce – aber schon) und wunderschöner Blick auf den Bodensee.
Wieder zurück kümmerte sich der Liebste mit seiner Mutter längere Zeit um diverse Behördendinge und Formulare. Ich verband währenddessen mein Handy mit dem Mercedes (über die App, ich bin ja als Nebennutzerin eingetragen, nach viel Gedöns ging es endlich) und nahm dann Eimer und Lappen und wusch das Auto. Kaum ist man 50, schon verbringt man den Samstag damit, (s)einen Mercedes zu waschen, haha. Aber es hatte die letzten Tage unter einem Baum gestanden und war ziemlich voll von Vogeldreck, weswegen ich etwas Sorge um den Lack hatte, und außerdem wollten wir natürlich das Auto so richtig schön sauber übergeben.
Danach etwas Sofapause, ich schlief tatsächlich mal für eine halbe Stunde ein, während der Liebste der Schwiegermutter eine Auto-Einführung gab, mit ihr diverse Einstellungen durchging und sie als Nutzerin ebenfalls im Auto einloggte. Anschließend Kaffee, zwei Stück Eisbaiser-Torte (etwas zu süß), und um halb sechs packten wir unsere Sachen und fuhren wieder nach Hause (der Liebste fuhr zurück, es wurde dunkel und ich misstraue meinen Augen mittlerweile bei der Dunkelheit etwas). Sehr froh, diesen wichtigen Punkt endlich abgehakt zu haben.
Daheim nicht mehr viel. Wir versorgten zwei aufgeregte Katzen und gingen dann schnell in den Supermarkt nebenan, die allernötigsten Dinge einkaufen (für den großen Wocheneinkauf hatten wir ja keine Zeit gehabt). Dann machte der Liebste uns ein paar Nudeln mit Pilzen, wir tranken ein Feierabendbier, schauten die Nachrichten (SO viele Menschen bei den Demos – möge es etwas helfen!) und dann ein bisschen Blaulichtquatsch. Und um halb elf ging ich schließlich ins Bett, immer noch in gedrückter Stimmung.
Sonntag
Etwas bessere Nacht, allerdings von Frier-Phasen durchzogen (wenn ich wachliege und der Kreislauf unten ist, hilft irgendwann die wärmste Decke nicht mehr). Aufgestanden um kurz vor halb acht und von empört miauendem Magi empfangen worden. Ich ließ erst einmal den Kater auf die Dachterrasse (wo er sich zunächst unter den Balkonmöbeln versteckte – sie sind abgedeckt und er nutzt den so versteckten Platz unter der Plane, um den Vögeln aufzulauern, was er natürlich nicht darf – und dann hochinteressiert der Schwarzweißkatze im Garten zusah) und räumte ein bisschen herum. Dann Fütterung und Tee, und einstellen auf einen ruhigen Sonntag.
So war es dann auch. Morgens ein englisches Frühstück, dann sortierte ich die Wäsche, startete Wasch- und Spülmaschine, ging duschen und putzte (mit dem Liebsten gemeinsam) das Bad. Währenddessen fuhr unten Howard. Den restlichen Morgen langes Internet-Leerlesen und ein paar Zeitungsrätsel (wo ich feststellte, dass bei den kleinen Rätseln das Format geändert worden war – ich bin noch unschlüssig, ob mir das gefällt, in meinem Alter kann man mit Veränderungen ja nicht mehr so gut umgehen). Parallel Maschine zwei und drei aufgehängt, ein bisschen gebügelt, begleitet vom neusten Lage-Podcast.
Zum Mittagessen machte der Liebste uns eine Schüssel Feldsalat und eine Schüssel Rote-Bete-Salat mit veganem Feta und Walnüssen, anschließend einen Espresso. Noch ein bisschen Herumgelese auf Mastodon, und um kurz nach vier hatte ich genug vom Herumsitzen und außerdem Kuchenhunger, also gingen wir zum neuen Altstadtrandcafé.
Das war weniger gut als erhofft, denn der Kaffee war zwar ausgezeichnet, der Kuchen allerdings (Blaubeer für den Liebsten Karottenkuchen für mich) nicht so lecker, viel zu süß und irgendwie nicht richtig durchgebacken. War aber egal. Wir wurden sowieso mit „wir schließen in 20 Minuten“ begrüßt, blieben also nicht lang (20 Minuten reichen gerade für einmal Kaffee und Kuchen) und machten danach noch eine kleine Spazierrunde. Kürzer als gedacht, weil ich die braunen Waldviertler anhatte, die mir am linken Fuß (Achillessehne, Überbein, Blasen-Neigung) Schwierigkeiten machen, seitdem ich sie habe. Dass die Spazierrunde überhaupt funktionierte, war schon ein enormer Fortschritt und machte mich ganz glücklich. Der Liebste hatte, bevor wir aus dem Haus gingen, den hinteren Rand mit etwas Wasser eingestrichen und damit das Leder weicher gemacht, und das schien etwas gebracht zu haben. Vielleicht werde ich das noch ein paar Mal machen und habe sie dann endlich eingelaufen.
Wieder daheim, schrieb ich ein wenig, bis es Zeit fürs Kochen war. Das übernahm in erster Linie der Liebste, ich half nur ein bisschen mit, und schließlich hatten wir eine große Schüssel Kartoffelsalat mit Kohlrabi, Karotten, Räuchertofu und dem letzten Glas Käsesauce. Sehr gutes Essen. Danach ein Blick ins Internet, ein bisschen Blaulichtquatsch, und damit war das Wochenende vorbei und wir verschwanden ins Bett.
Die nächste Blog-Wasserstandsmeldung dann erst wieder, wenn die Prüfungsrunde vorbei ist, also vermutlich Donnerstag oder so. Davor bin ich zu viel unterwegs – und es passiert hoffentlich auch nichts Wichtiges. Oder so.