Bauchgrimmen und Shoppen, Dienstag 8.4.2025

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch / Wien

Aufgestanden gegen sieben Uhr nach ganz guter Nacht. Noch recht müde, wir machten langsam am Morgen mit dem restlichen mitgebrachten Granola und viel grünem Tee. Nicht so schön: Relativ bald nach dem Aufstehen bekam ich recht heftigen Durchfall. Auch deshalb blieben wir am Morgen etwas länger daheim, ich schrieb Notizen für den Blog, bis sich der Darm irgendwann beruhigt hatte und alles sich wieder normal anfühlte. (War nur vorläufig, wie ich leider feststellen musste.)

Gegen halb elf aus dem Haus, mit der Tram ins Zentrum. Zielsetzung war Naschmarkt und so, aber erst einmal zweites Frühstück. Das fanden wir bei einem veganen „Deli“, was sich als winzig kleiner Laden mit nur zweieinhalb Tischen drinnen, Verkaufstheke und quasi fast keinem Platz herausstellte. Wir hatten beide das Breakfast Porridge (mit Banane, Apfelmus und Zimt) und dazu einen Milchkaffee, das war ausgesprochen lecker und ein schönes zweites Frühstück, aber das Drumherum war eher nicht so super. Erstens war es ganz schön laut (etwas anstrengende Musik im Hintergrund, dazu Kaffeemühle und Mixer für Smoothies – man verstand phasenweise sein eigenes Wort nicht mehr), zweitens nicht nur furchtbar eng, sondern wirkte auch so ein bisschen schmuddelig (die Deko schon sehr lang nicht mehr von Staub und Spinnweben befreit zum Beispiel). Dazu kamen permanent Essensfahrer, Foodora und so weiter, die im Eingangsbereich standen und Tüten mit Bestellungen abholten, was für eine unglaublich unruhige Atmosphäre sorgte. (Das war mir schon im vietnamesischen Restaurant am Sonntagabend negativ aufgefallen.) Und um das Ganze noch zu toppen, wurde Obst angeliefert, insgesamt acht Kisten Bananen, die dann alle komplett im Raum vor der Theke und vor der Tür herumstanden, sodass man sich phasenweise nicht mehr rühren konnte, und von der Besitzerin nach links und rechts geräumt wurden, statt sie im Lager zu verstauen. Scheinbar war dort etwas falsch geliefert worden, sodass sie sie nicht wegräumte, sondern telefonierte, um sie wieder abholen zu lassen, aber sie im Verkaufsraum im Weg stehen zu lassen, war natürlich auch keine Lösung. Nun ja.

Nach dem Frühstück lange Runde durch die Straßen dort, in erster Linie eine Einkaufsstraße mit genau den gleichen Ketten, die man in jeder deutschen Großstadt auch im Zentrum hätte sehen können, ziemlich austauschbar und dadurch etwas langweilig. Immerhin aber eine halbe Stunde im Thalia, wo ich zwei Bücher mitnahm (und mir zwei weitere notierte für später). Wir überlegten kurz, ob wir ins „Haus des Meeres“ gehen sollten, eine Art Aquazoo, entschieden uns dann aber dagegen: Zoos sind generell ja eher blöd, auch bei Aquarien gibt es so ein paar Kritikpunkte, und bei diesem war ich mir nicht so sicher, wie empfehlenswert er war. Und dann kann man Zoo nicht ohne Kindergeschrei haben, und darauf hatte ich ja mal gar keinen Bock. Wir konnten mit einer Livecam ins Innere schauen und sahen dort einem ca. 13jährigen Jungen zu, wie er an einem offenen Bassin stand und jeden Fisch anzutatschen versuchte, der vorbeischwamm (vermutlich war es Fütterungszeit, deshalb warteten die Fische). Da hatten wir dann schon keine Lust mehr.

Also Baklava gab es dort.

Stattdessen zu einer veganen Eisdiele, wo der Liebste sich zwei Kugeln holte. Ich hatte mittlerweile wieder Bauchweh bekommen und auch ein bisschen Durchfall und verzichtete deshalb drauf. Wir gingen eine Runde über den Naschmarkt, allerdings nicht so furchtbar lang: Die Stände fand ich alle ein bisschen austauschbar, es war halt komplett touristisch und ziemlich überteuert. Glücklicherweise war das Wetter durchwachsen (grauer Himmel, gelegentlich ein paar erste Regentropfen, dazu immer noch frisch), sodass wir wenigstens einigermaßen durchgehen konnten. An einem Samstag bei schönem Wetter in den Ferien hätte ich da nicht sein wollen.

Essen beim Naschmarkt fiel also eher aus, stattdessen aßen wir bei „Tolstoy“, merkwürdiges Bistro komplett auf Selbstservice eingestellt (man wählt die Sachen an einem Display an der Wand und zahlt mit Karte, später wird eine Nummer aufgerufen und man holt die Sachen vorne ab). Ich nahm mir ein paar Nudeln mit Tomatensauce, um meinen Bauch nicht zu sehr zu belasten. Die waren okay, aber nicht wirklich super und – immer noch Touriecke – halt wahnsinnig teuer. Nun ja.

Und dann natürlich superblöd: Ich bekam heftige Fußschmerzen. Beim Aufstehen fuhr es mir extrem in die linke Achillesferse, als ob ich einen Tritt reinbekommen hätte, und damit war an normales Gehen die ersten Minuten nicht zu denken. Bei meiner Achillessehne ist es ja meistens so, dass sich die Schmerzen durch Bewegung bessern, deshalb versuchte ich langsames Gehen, was auch okay war, aber erst so nach einer oder zwei Stunden ließen die Schmerzen wirklich nach. Sehr doof.

Oper, aber nur von außen.

Wir hinkten also langsam in die Innenstadt und gingen dort einmal schnell zum dm (unter anderem für Fenchel-Anis-Kümmel-Tee, doofer Bauch), in einen zweiten Buchladen (sehr nett, aber nichts mehr gekauft) und in ein sehr ursprüngliches, sehr nettes Wiener Kaffeehaus (Café Bräuninger). Es war wirklich sehr „ursprünglich“: Man akzeptierte nur Barzahlung und es gab keine Hafermilch, harhar. War aber alles okay. Zweimal Mokka und Nusskuchen, wir warfen einen Blick in die Zeitung und gönnten uns ein bisschen eine Auszeit. Wir können übrigens den Ruf der unfreundlichen Wiener Kellner (oder überhaupt der unfreundlichen Wiener) überhaupt nicht bestätigen: Zu uns waren sie immer alle ganz ausgesprochen höflich. Man muss halt auch selbst höflich sein und darf nicht blöd rumtun (da schätze ich, liegt eine große Quelle des „knurrige Ober“-Mythos). Wien hat ja scheinbar vor ein paar Monaten Berlin vom ersten Platz der „unfreundlichen Städte Europas“ verdrängt, aber unsere Erfahrung war das gar nicht. Wahrscheinlich weil wir beide selbst so nett sind.

Gegen halb fünf gingen wir heim und dort erst einmal eine lange Runde aufs Bett. Ich hatte wieder heftig Durchfall und war leicht genervt – irgendwas musste ich gegessen und nicht vertragen haben (der Liebste hatte auch Bauchweh und Blähungen, es ging ihm insgesamt aber besser. Eventuell war es der Baumkuchen, den wir spätabends noch an einem Straßenstand gekauft hatten). Auf jeden Fall machte ich uns einen Bauchtee und wir verbrachten den restlichen Nachmittag lesenderweise.

Abends gingen wir dann noch einmal ins vietnamesische vegane Restaurant, obwohl ich mich echt wackelig fühlte und der Bauch die ganze Zeit grummelte und wehtat. Nach einer Portion gebratenem Gemüse und Reis (wieder sehr lecker) ging es aber tatsächlich besser. Zurück in der Ferienwohnung aktivierten wir den Fernseher (ein bisschen Gefummel, es war so ein unnötiger „Smart TV“) und sahen eine Doku über die österreichische Bergrettung vom ÖRF. Wir machten früh das Licht aus, gesundschlafen und so.