
Um Viertel vor sieben aufgewacht, ganz okaye Nacht, Matratze nur etwas weich. Tee (zwei winzig kleine Tassen, wie in bisher jeder Ferienwohnung, in der wir waren), als erstes Frühstück ein bisschen Müsli (wir hatten Granola und Pflanzenmilch eingepackt). Außerdem eine Runde Phase 10, was sich als nicht so gute Idee erwies, denn wir saßen dazu merkwürdig verkrümmt und eingesunken auf dem weichen Bett und ich hatte am Ende (nach der Sitzerei am Sonntag sowieso) sehr eklige Ischiasbeschwerden. Ich bewegte die Wirbelsäule ein bisschen Yogamäßig durch, das half ein bisschen.
Um kurz vor neun aus dem Haus, das Stadtviertel ein bisschen kennenlernen: Einkaufszentrum in vdirekter Nachbarschaft, dort beim NKD zwei Geschirrtücher, eine Haushaltsschere und zwei große Teebecher gekauft (mittlerweile eine Urlaubstradition, dass wir am ersten Tag erst mal Tassen kaufen gehen). Außerdem gingen wir noch einmal durch die Millenium City, vor allem weil wir Schal und Mütze für mich und Mütze und Handschuhe für den Liebsten wollten: Die Temperatur war knapp über Null und wir hatten nur so dünne Mützen und Halstücher dabei. Allerdings hatten wir kein Glück: Die ganzen Klamottenläden hatten (logischerweise) schon die Frühlingskollektion draußen. (Die übrigens dieses Jahr ganz merkwürdige Farben hat.) Auf dem Rückweg noch kurzer Stopp bei einem türkischen Bäcker/Café für ein zweites Frühstück (sensationell leckeres süßes Zeug, der Liebste hatte so eine Art Nussschnecke, nur mit Tahin statt mit Nüssen, und ich „Topfengolatschen“ – die dann zwar nicht vegan, aber extrem gut). Dazu zweimal „Melange mit Hafermilch“, und man gewöhnt sich ja schon ausgesprochen schnell an das lokale Idiom.

Kurzer Stopp daheim, dann fuhren wir mit der Tram ins Zentrum. Dort anderthalb Stunden ins KunstHaus Wien, Hundertwasser-Architektur und -Ausstellung. Mittagessen in einem Café dort in der Nähe (Bowl für mich – naja, nicht so super – und Curry für den Liebsten, das war ganz okay), danach noch ein Fotostopp beim Hundertwasserhaus. Das war schon alles sehr beeindruckend, aber ganz ehrlich „funktionieren“ diese Häuser auch nur deshalb, weil sie einen Kontrast zu den „normalen“ Häusern drumherum bilden. Wenn alle Häuser so wären, würde (mich zumindest) das schnell nerven, zu bunt, zu glitzerig, zu unruhig. Außerdem natürlich war das alles sehr touristisch ausgeschlachtet und gemolken, ein Touristenshop nach dem anderen. Was mich nicht daran hinderte, mir dort Mützen anzuschauen, dort gab es nämlich endlich mal welche. Waren auch sehr schön und ich hätte mir beinah eine gekauft, wenn halt nicht „Vienna“ vorn draufgenäht gewesen wäre.

Danach gingen wir zu Fuß ins Zentrum, liefen so ein bisschen ziellos herum und landeten schließlich in einem sehr typischen Wiener Kaffeehaus, Café Diglas (sensationeller Kaffee, guter Kuchen – Apfelstrudel für den Liebsten, Himberschokomousse für mich). Noch ein Blick in einen Buchladen, was wir aber sein ließen, denn der war riesig und wir mussten zurück. Auf dem Rückweg schnell in einen Hofer (direkt schräg gegenüber von uns), wo wir eigentlich Kräutertee holen wollten und stattdessen mit zwei Flaschen Bier, veganem Feta und Kirschtomaten wieder rauskamen.
Tee, etwas lesen, der Liebste schlief eine Dreiviertelstunde. Um kurz vor sechs loggte er sich mit seinem Geschäftslaptop in ein Zoom-Meeting ein: Er musste am Abend eine wichtige Präsentation halten, die er leider nicht verschieben hatte können (weshalb der Tag für ihn auch nicht als Urlaubstag galt, sondern als Arbeitstag mit ein paar Minusstunden). Dementsprechend war er den Tag über auch ziemlich angespannt gewesen und nicht so super gelaunt. Aber es ging alles prima, er sprach souverän, die Zuhörenden waren zufrieden, und die Technik (aus diversen Gründen nicht ganz so einfach) spielte auch mit. Ich hatte währenddessen in der Küche im Sessel gesessen und gelesen, damit er seine Ruhe hatte.
Um kurz vor sieben also fertig, und damit begann der Urlaub gefühlt dann so richtig. Zumal der Liebste ein paar sehr interessante (wenn auch interne, also nicht blogbare) Informationen aus dem Meeting mitbrachte. Schlagartig entspannte Stimmung, die wir gleich nutzten, um uns ein Bier aufzumachen und uns ein einfaches Abendessen zu kochen (die mitgebrachten Tortellini mit rotem Pesto, dazu veganer Feta und Kirschtomaten). Sehr gut.
Und zur Feier des Abends fuhren wir dann noch einmal in die Innenstadt und suchten uns eine Weinbar (Wein & Co am Stephansplatz, vorher noch ein Mini-Stopp in einem Touri-Souvenirladen, weil sie dort tatsächlich Schals und Mützen für uns hatten!!!). Dort verbrachten wir den restlichen Abend sehr angenehm, mit zunächst zwei Gläsern Champagner (in erster Linie, weil der Crémant leider aus war), dann einem Roten Veltliner und einem Gemischten Satz für mich (der rote Veltliner, der trotz Name ein Weißwein ist, war sehr gut, der Gemischte Satz okay) und einem Muskateller (sehr bizarrer Wein) und einem sensationell-samtigen österreichischen Merlot für den Liebsten. Dazu ließen wir uns einen Brotkorb mit Olivenöl bringen, und das war das allerbeste Olivenöl seit überhaupt sehr langer Zeit. Vielleicht seit immer.
Sehr schöner Abend, wir hatten viel zu reden, nahmen uns Zeit für uns, alles super. Auf dem Rückweg (mittlerweile mit warmen Ohren wegen neuer Mützen und so) kauften wir noch einen böhmischen Baumkuchen, und als wir um elf in die Betten fielen und das Licht ausmachten, waren wir rundum zufrieden mit allem.