In der Nacht mit Kopfschmerzen aus der Hölle aufgewacht, so schlimm, dass ich aufstand und eine Tablette nahm. Damit konnte ich wenigstens wieder einschlafen, aber wenig überraschend war es am Morgen nicht gut. Puh. Dazu hatte sich das Kribbeln in der rechten Lippe zu einem echten Herpes ausgewachsen, und ich hatte kein Kieselgel mehr daheim (nur noch den Blistex Repair, der aber auch ein bisschen hilft), und auf mich wartete ein sehr langer Tag. Super.
Nun ja. Katzenmaintenance, beide Kater waren da und fraßen gut, und ich entdeckte auch keine Klo-Unfälle irgendwo. Der Liebste kochte Tee und machte Müsli, Harold fuhr oben, auch wenn der Yogakurs am Morgen zugunsten eines Arbeitstermins ausfallen würde: Mitarbeiterversammlung relativ früh, und nicht online (stimmt nicht, hybrid, man konnte sich theoretisch online dazuschalten, aber der Großteil würde vor Ort da sein).
Ein bisschen hektisch wurde es dann am Morgen aber noch. In erster Linie, weil wir feststellten, dass Harold nach wenigen Minuten das Fahren eingestellt hatte und beleidigt vor sich hin piepste: Ich hatte leider (…wieder) den Sesselbezug vergessen hochzuklappen und er war jetzt unter dem Sessel „gefangen“. Der Liebste trug ihn ins Bad, ich fand es sinnvoller, erst das Schlafzimmer saugen zu lassen, damit ich parallel duschen konnte, der Liebste fand es sinnvoller, erst das Bad saugen zu lassen, weil dort ja alles staubig war, und irgendwie redeten wir aneinander vorbei und waren genervt und gerieten etwas aneinander. Nur eine Kleinigkeit, aber das setzte so ein bisschen die Stimmung für den Tag. Offensichtlich hing uns das doofe lange Wochenende doch noch etwas nach.
Nun ja. Durch das Staubsaugergedöns musste ich mich mit duschen sehr beeilen und ins Büro hektiken und kam prompt drei Minuten zu spät (allerdings nicht als Letzte, und da wir fünf Minuten zu spät anfingen, passte es genau).
Ein Tag voller Meetings: Erst Mitarbeiterversammlung mit einigen wirklich wichtigen Informationen, dann zwei Fortbildungen, mit einmal einer Frühstückspause (Kaffee und eine halbe Brezel für mich, ich hatte ja morgens schon gegessen) und einmal einer längeren Mittagspause mit einem extrem leckeren veganen Buffet von einem türkischen Café in der Innenstadt. Simit, Börek, gefüllte Paprika, Bulgur, Salat: ich war sehr angetan.
Die Fortbildungen waren auch beide ausgesprochen gut. Das hatten wir schon anders, aber dieses Mal war es wirklich informativ und ich konnte einiges mitnehmen. In der ersten Fortbildung bekamen wir ein KI-Tool vorgestellt, das von einer deutschen Firma betrieben wird und speziell für den Bildungsbereich entworfen wurde – quasi wie ChatGTP auf Speed und DSGVO-konform. Und mit einer riesigen Latte an bereits vorkonzipierten Anwendungen, sodass man nicht bei jeder Anfrage bei 0 beginnen musste. Ich war völlig fasziniert und bin sehr gespannt, wie sich das im Arbeitsalltag bewährt.
Kleine Ablenkung während der diversen Veranstaltungen bei mir allerdings, als irgendwann mein Handy fiepste und der Guardian eine Push-Nachricht mit Germany und Chancellor und Drama schickte. Ich verstand den englischen Text erst gar nicht so richtig, was war da passiert…? Wechselte also auf die Spiegel-App und wurde natürlich mit aufgeregten Liveticker-Nachrichten überhäuft: Debakel, Merz durchgefallen, Drama, allenthalben betretene Gesichter außer bei der AfD, so etwas gab es noch nie. Hm. Ganz ehrlich: Wenn es jemand verdient hat, so richtig abgewatscht zu werden, dann ist es Merz, und dass man ihm gleich von Anfang an klar macht, dass er keine Vertrauensbasis genießt, weder im Parlament noch in der Bevölkerung, das ist auch nachvollziehbar. Aber jetzt Neuwahlen? Das hätte uns gerade noch gefehlt. Ich steckte das Handy erst einmal wieder weg mit dem merkwürdigen Gefühl, hier irgendwelche Alltags-Fortbildungen abzuhaken, während in Berlin historische Ereignisse stattfanden.
Am Nachmittag hätte dann eigentlich Yoga stattgefunden, vor Ort als Ersatz für den morgens ausgefallenen Termin, aber das sagten wir dann im Einverständnis ab: Alle hatten noch furchtbar viel zu tun oder waren auf dem Sprung nach Hause, und ich hätte mir zwar die Zeit eingeräumt (ich hatte die Sachen dabei), aber einen wirklich freien Kopf hatte ich auch nicht: Eine Menge Zeugs zu erledigen und abends hatte ich dann auch noch Kurs. So arbeitete ich dann also meine Erlediliste ab, besprach ein paar Sachen mit einem Kollegen, streichelte währenddessen den Flauschhund und ließ mir von einem kleinen Hund einer Kollegin, der normalerweise eigentlich nicht mit ins Büro kommt, ausgiebig die Hände ablecken. (Etwas peinlich dieser Dialog: Oh, dein Hund, stimmt, den hab ich ja beim Betriebsfest letztes Jahr schon mal gesehen, habt ihr den aus dem Tierschutz? – Äh nein, der sieht nur so aus. Das ist ein reinrassiger Jagdterrier.)
Abends hatte ich dann (nachdem ich im SPON die Nachricht von der geglückten Kanzlerwahl im zweiten Anlauf gelesen hatte – sehr passend, Merz wird immer nur maximal zweite Wahl in der Politik sein) den letzten Termin eines Online-Vorbereitungskurses (meine Kollegin ist aus dem Urlaub zurück und wird wieder übernehmen). Ein bisschen anstrengend, und wir kamen leider überhaupt nicht so weit wie von mir geplant, vor allem weil es tausend Fragen gab, aber nun gut. Ich war am Ende trotzdem zufrieden, denn ich hatte das Gefühl, die Leute hatten einiges mitgenommen und waren vor allem ihre Fragen losgeworden. So gesehen war das schon in Ordnung und der Abschluss war okay.
Um sieben war ich daheim. Der Liebste hatte schon gekocht. Auf dem Plan stand einmal Pasta e Fagioli in der Rumfort-Variante: Dementsprechend hatte er neben den eingeweichten Borlottibohnen und den Farfalle alles in den Topf geschnippelt und gekocht, was auch nur ansatzweise passte, frische Tomaten, Spinat, Rucola, Sellerie, Karotten, Kohlrabi. Gemüsefach wieder leer. Ein halbes Glas Pesto, das von der Spargeltarte noch übrig war, kam auch noch als Topping dazu, und damit hatten wir ein ausgezeichnetes Essen.
Dazu einmal die Tagesschau, dann durchs Sternentor. Und um halb neun noch schnell in den Supermarkt nebenan, weil wir beide unfassbar Lust auf Süßkram hatten. Das hatte sich bei mir nach ein paar Pfefferminzschokodingern zwar erledigt (ich habe Süßes ja sehr schnell über), aber positiv: Wir entdeckten eine neue vegane Variante der Treets. Sehr gespannt. Erdnüsse mag ich ja eigentlich ausgesprochen gern. Die gibt es dann irgendwann in ein paar Wochen oder so. Wenn der Liebste sie nicht vorher alle isst.