Die Nacht war zunächst etwas anstrengend, weil Magi sich aus irgendwelchen Gründen entschieden hatte, mich hoch ins Schlafzimmer und ins Bett zu begleiten. Wo er natürlich kampfschnurrte (laut) und sich gegen meinen Oberschenkel lehnte (HEISS!!). Ich schob ihn vorsichtig etwas zur Seite, hatte damit für zehn Minuten Ruhe und begann gerade einzuschlafen, als das Schurren und die Hitzewellen sich neben meiner Schulter breitmachten und der Honk sich natürlich wieder an mich herangerobbt hatte. Nerv. Schließlich ging ich mit ihm runter, gab ihm noch etwas Extra-Trockenfutter und konnte danach endlich einigermaßen gut schlafen. Auch wegen der erstaunlichen (wunderbaren) Abkühlung in der Nacht.
Morgens Wecker um halb sieben, ich hätte noch eine halbe Stunde brauchen können. Katzenmaintenance (beide Kater da und unzickig), Küchenrunde, ich lüftete das Haus, machte aber im Erdgeschoss recht schnell wieder zu – mir war tatsächlich zu kalt. Ein Blick in die Zeitung, der von der Vorbereitung des Europa-Staatschefs-plus-Selenskyj-Besuchs und von Sperenzchen unseres widerwärtigen OB bestimmt war, beides keine Themen, die meine Laune hätten steigern können. Draußen strahlendblauer Himmel, der angekündigte Regen hatte sich wohl auf die Wochenmitte verschoben.
Am Morgen Müsli zum Frühstück, etwas Schreiben, dann piepste mein Handy und erinnerte mich daran, dass ich bei der Klinik ums Eck (nicht beim Uniklinikum, sondern bei einer kleineren chirurgischen Klinik hier im Viertel, die auf Orthopädie und Unfälle und so Zeugs spezialisiert ist) wegen eines Röntgentermins anrufen musste. Ich suchte also die Nummer im Internet und wurde auf der Webseite dabei darauf aufmerksam gemacht, dass ich Termine telefonisch oder auch über ihr supertolles Terminbuchungsportal buchen könne. Das kommt mir ja sehr entgegen, also versuchte ich das. Klappte nur nicht, denn auf der Seite der Terminbuchung stand sowas wie „bookly-form hide=categories,week_days, time_range“, also vermutlich ein Java-Script. Das hier gar nichts verloren gehabt hätte.
Nun ja, also Telefon, dort wurde ich per Bandansage darüber informiert, dass man telefonisch ab neun erreichbar sein. Okay, ich schaute das erste Mal nach meinen Mails (der Kollege ist im Urlaub, ich muss seine Anfragen also vertreten), ging dann duschen und probierte es um neun noch einmal. Jetzt eine andere Bandansage: Alle Mitarbeiter im Gespräch, bla, bitte später noch einmal versuchen, oder hätten wir auch über die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per Mail nachgedacht? – Generische Mailadresse in der Bandansage, die eine *andere* generische Mailadresse auf der Webseite war, super, ich glaubte keine Sekunde lang, dass die irgendjemand lesen würde und gab das Telefon erst einmal auf. Machte noch eine Runde Mails und ging um Viertel nach neun los: Die Klinik ist nicht weit weg von uns, ich wollte mal persönlich am Empfang fragen.
Dort erst einmal eine kleinere Menschentraube, die vor dem Gebäude warteten – drinnen war alles voll, man sollte nicht mehr eintreten, jede Menge Menschen mit Terminen und Anamnesebögen und überhaupt, alles sehr wuselig und stressig. An der Tür diverse Zettel, die die Patient*innen darauf aufmerksam machten, dass man doch bitte dem Personal gegenüber freundlich bleiben solle, dass ohne Versichertenkarte nicht behandelt werde, dass Wartezeiten normal seien und Atteste kostenpflichtig und überhaupt war das alles so eine ausgestreckte-Mittelfinger-Atmosphäre, dass ich am liebsten wieder umgedreht wäre.
Ich wartete aber natürlich trotzdem brav und erklärte meine Frage. Mit dem leicht naiven Zusatz „ich könnte auch heute Nachmittag, ich bin heute flexibel“, was mit dem mitleidigen Kommentar „also diese Woche geht das ja sowieso nicht mehr, und nächste vermutlich auch nicht – es sind viele im Urlaub“ bedacht wurde. Die MFA konnte mir dann noch einen Termin am Donnerstag freischaufeln, und das war natürlich absolut treffsicher EXAKT der einzige Tag der ganzen Woche, wo ich in einer ganztägigen Prüfung bin und mich unmöglich ersetzen lassen kann. (Also im absoluten Notfall ja, aber dazu hätte ich einen Kollegen aus dem Urlaub holen müssen, und das war hier kein Anwendungsfall.)
Okay. Ich erklärte, ich müsse das erst einmal mit meinem Arbeitgeber besprechen, und hinkte unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Dort dann erst mal SEHR frustriert und mit lauter sehr bösen Gedanken gegenüber unserem kaputten Gesundheitssystem im Allgemeinen und Kliniken, die alle ihre Ärzt*innen im August in den Urlaub lassen, im Besonderen. Besonders schön: Da die Überweisung speziell für diese Klinik ausgestellt war, konnte ich auch nicht einfach zu einer anderen gehen, dafür hätte ich von meinem Hausarzt eine neue Überweisung gebraucht. Nur war der – natürlich – jetzt im Urlaub. Harhar.
Der Liebste versuchte ein bisschen zu trösten (klappte nur so halb, weil das in ein bisschen Gemeckere über – indirekt – Strukturen bei seinem Arbeitgeber ausartete, also nicht so richtig sein Arbeitgeber, es ging eher um Digitalisierung im Gesundheitswesen, aber auf jeden Fall wollte ich das gar nicht unbedingt hören), und ich dachte trotzig „dann hinke ich halt und ziehe keine Schuhe mehr an, mir doch egal“ und begann wieder zu arbeiten.
Restlicher Vormittag konzentriertes Abarbeiten von Zeugs. Es half nicht, dass ich an dem Tag ein paar blöde Sachen zu erledigen hatte (doofe Mails vor allem), also machte ich mir eine Liste, gewichtete nach Dringlichkeit und nach Blödheit und ging dann einfach eisern nach unten durch. Damit kam ich am Vormittag erstaunlich weit. (Und die doofen Sachen waren nur halb doof.)
Zum Mittagessen (ich schaffte es um Viertel nach eins) holte ich unsere Togo-Lunchboxen und ging zum afrikanischen Imbiss ums Eck, Essen holen. Der hatte nur Sommerpause, ich hätte es mir denken können (…manchmal ist die Zeit Mitte August ein wenig anstrengend, kein Mensch ist da), also ging ich zum Altstadtrandcafé für zwei Bowls (in diesem Fall Gnocci mit Grillgemüse und Salat, der Begriff „Bowl“ wird von dem Café im weitesten Sinn verwendet) und trug sie nach Hause. Mit allem Gedöns wurde es zehn vor zwei, bis ich da war und essen konnte, was praktisch war, denn da war gerade der Liebste (ebenfalls von daheim arbeitend) gerade mit seinem Mittagsmeeting fertig und wir konnten gemeinsam essen.
Und die Hermes-Spedition entgegennehmen: Es wurde nämlich mittags unsere neu bestellte Spülmaschine geliefert. Hihi. Wir stellten sie erst einmal in die Küche, der Liebste ging wieder arbeiten und ich hinkte zu einem zweiten Versuch zur Klinik: Donnerstag ging definitiv nicht, aber dann sollte sie mir halt einen Termin die Woche drauf geben, wenn möglich, ich wollte es auf jeden Fall nicht einfach fallen lassen (der Fuß, im Übrigen, gebärdete sich den ganzen Tag einigermaßen manierlich, die Ruhe am Wochenende hatte ihm gut getan, aber das heißt ja nicht, dass es wieder okay ist.)
Langer Rede kurzer Sinn: Es war etwas weniger los, und die MFA (eine andere als am Morgen, was allerdings hier nicht relevant war, denke ich) schaute kritisch und blätterte durch ihren Kalender und machte ein paar hmmmm-Geräusche, und schließlich konnte sie mich am Mittwochvormittag noch „dazwischenquetschen“. Mit Wartezeit halt, aber das war mir egal. Sehr cool, deutlich besser, als ich erwartet hatte.
Wieder daheim kurze Sofapause (ich war furchtbar müde, es war wieder warm geworden), dann letzte Runde Arbeit bis sechs. Nicht alles von der Liste geschafft, aber einige wichtige Sachen. Unter anderem Vorbereitungen für den Skandinavierkurs, den ich wieder unterrichten werde (das vierte Jahr jetzt), das Semester an der dortigen Uni startet bald.
Der Liebste hatte auch noch ein wenig gearbeitet und dann die Spülmaschine angeschlossen und die Holzblende von der alten Maschine vorne befestigt. Sah super aus, ich war sehr froh. Wir ließen gleich mal einen Probedurchgang laufen: Etwas lauter als die alte, aber ansonsten schon sehr viel „moderner“ mit Display und allem. (Sicher eine eher niedrigpreisige und von daher mit nicht der besten Qualität, aber die Energiebilanz ist als B ausgewiesen, was ganz ordentlich ist, und sie verbraucht wenig Wasser.)
Restlicher Abend: Gemeinsames Kochen, klassisches Ofengemüse, das wir (nach dem Schnippeln, vor dem Ofen) kurz unterbrachen, um im Supermarkt nebenan alkoholfreies Radler und ein paar Pilze zu holen. Dann also zwei Bleche mit Kartoffeln, (eigenen) Zucchini, Paprika, Karotten, Pilzen und – schon ewig nicht mehr gehabt – zwei Maiskolben am Stück, einfach nur mit Öl und Salz bepinselt und 30 Minuten im Ofen. Funktionierte großartig und war sehr gut.
Nachtisch war Vanillequark und etwas unnötigen Süßkram, den wir undiszipliniert im Supermarkt mitgenommen hatten, oh well. Danach waren wir beide ziemlich satt. Deshalb wenig Aktivität den restlichen Abend, wir fummelten noch ein wenig an der Nextcloud herum und kriegten den automatischen Bilder-Upload wieder gestartet, dann Blaulichtquatsch und kalifornische Rookies. Um halb elf bei kühlen Temperaturen ins Bett.