Schachteltag und Demokratiegedanken, Freitag 26.12.2025

Recht gut geschlafen, nur nachts merkwürdigen, starken Durst gehabt – nun ja. (Eigentlich trinke ich nachts ja nicht so gern was, weil ich den Zykus trinken – aufs Klo müssen – trinken – aufs Klo müssen ganz gern unterbrochen haben möchte.) Nachdem ich am Vorabend um zehn im Bett verschwunden war (ohne noch etwas zu lesen), hatte ich eigentlich einen frühen Start erwartet, aber als ich aufwachte, war es schon zehn vor acht. Ungewöhnlich, aus meiner Perspektive. Empörend, aus der Perspektive der Kater, die beide schon warteten und dringend gefüttert werden wollten. Katzenmaintenance, kleine Küchenrunde (wir hatten abends noch die Spülmaschine gestartet, deshalb war das Chaos in der Küche recht klein trotz der großen Kocherei), Tee kochen, dann kam der Liebste nach oben, deutlich weniger ausgeschlafen als ich.

Wir starteten den Tag mit einer Runde Arler Erde – wenn das schon so praktisch auf dem Tisch steht. Gemütliches Spielen, nur irgendwann unterbrochen von einem schnellen Porridge mit Zimt und Banane. Dann kochte ich mir eine Kanne Grüntee (die Tonkanne hat sich dafür total bewährt, zumindest wenn ich daheim bin und einen Tee trinke, bei dem sich ein weiter Aufguss anbietet, so wir jetzt der japanische Tamaryokucha) und ging duschen. Restlicher Vormittag: ein bisschen schreiben, ein bisschen Mastodon-Timeline (ich schüttelte den Kopf über ein paar dämliche Kommentare, entschied mich aber gegen eine Antwort, wäre vermutlich sowieso auf taube Ohren gestoßen), ein bisschen Internet leerlesen. Draußen blassblauer Winterhimmel und Sonne, knappe Minusgrade.

Zum Mittagessen die zweite Hälfte unseres Weihnachtsessens, also den restlichen Seitanbraten, Kartoffelbrei, Bratensauce und Rotkraut – nur vom Kraut war dann noch etwas übrig und kam auf den Balkon (deshalb schon sehr froh über die knappen Minustemperaturen im Moment). Danach ein Espresso und ein paar wenige Weihnachtsplätzchen.
Ich schrieb ein bisschen und las das Internet leer, schaute kurz bei YouTube vorbei und schaute die Vögel auf dem Balkon an. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit ist die Futterröhre jetzt nämlich entdeckt worden und wird eifrig besucht, zumindest von Meisen (Kohl- und Blaumeisen) und auch von Amseln, die sich das Zeug holen, das die Meisen aus der Röhre auf den Boden werfen. Spatzen waren bis jetzt noch überhaupt keine da, was im Vergleich zu den letzten Jahren erstaunlich ist. Ich weiß, dass es in den Gärten um uns herum noch Spatzen gibt (man sieht sie immer wieder durch die Gegend fliegen, und zwei Straßen weiter am Vogelfutterhäuschen sind sie auch), aber zum Fressen kommen sie aktuell nicht.
Außerdem ebenfalls nicht so gut besucht: der Ring mit den Meisenknödeln. Keine Ahnung, ob die Meisen den Ring nicht nehmen, weil sie das Futter einfacher über die Röhre holen können, oder ob sie es einfach nur noch nicht verstanden haben. Einmal war eine Blaumeise dran, ansonsten noch ziemlich unberührt. Was etwas doof ist, wir haben nämlich noch einen halben Eimer Meisenknödel zum Nachfüllen. Aber nun ja – der Winter wird noch ein paar Wochen gehen.

Apropos Winter: Es war einigermaßen sonnig, aber deutlich kalt, und wir entschieden uns gegen einen Spaziergang oder so. Ich zog mich stattdessen im Kuschelpulli auf den Lesesessel zurück, und der Liebste machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Irgendwann am Nachmittag die restliche Mousse au Chocolat, obwohl ich eigentlich schon recht satt war, aber sie war halt extrem lecker. (Und damit auch aufgegessen.) Und ansonsten ausführliches Lesen.

Um sieben übernahm ich allein das Kochen, weil ich Lust auf ein bisschen entspanntes Herumkramen hatte. Das Rezept war eine „geröstete Tomatensuppe“ aus dem November-Heft VF&L: Dazu wurden 800 Gramm Cherrytomaten mit Schalotten, Knoblauch und Olivenöl eine Viertelstunde im Ofen geschmort, dann im Standmixer püriert und zusammen mit roten Linsen, etwas Brühe, Hafersahne und ein bisschen Creme Vega zu einer reichhaltigen, sämigen Suppe verkocht. Dazu ein halbes Baguette mit Knoblauchöl, ebenfalls zehn Minuten im Ofen. Schnell gemacht und sehr lecker.

Zum Kochen hörte ich die Jahresabschluss-Folge von OK, America an, wo die beiden Hosts Bilanz ziehen und in diversesten Kategorien (Moment des Jahres, Politiker:in des Jahres, Late Night-Host des Jahres…) ihre Favoriten wählen. Und meine Güte, was für ein Jahr war das in den USA, um Bilanz zu ziehen. Am Vortag hatte ich erst von den unsäglichen Sanktionen gegen die beiden Gründerinnen von HateAid (neben anderen Personen) gelesen, und wirklich, wie sehr kann man sich vom demokratischen Diskurs verabschieden. Ich würde zwar nicht zustimmen (wie viel auf Mastodon zu lesen), dass die USA jetzt beim Stand von „Deutschland 1933“ wären (dazu fehlt die breit angelegte Terrorkampagne gegen die eigene Bevölkerung – mit das erste, was die Nazis machten, waren 1933 KZs für ihre politischen Gegner und alles, was irgendwie „links“ war, zu bauen). Aber es ist ein ganz erschreckender Weg in Richtung Diktatur, der sich dort vollzieht.
Am Nachmittag hatte ich auf YouTube Jimmy Kimmels „alternative Weihnachtsansprache“ auf dem britischen Channel 4 gesehen, wo er sinngemäß sagt, gebt uns Amis noch nicht komplett auf, wir sind bei weitem nicht alle so, in drei Jahren sind wir wieder okay. Und ich möchte seinen Optimismus gern teilen (glaube allerdings noch nicht so recht daran, dass sich die Machtverhältnisse in den USA bei der nächsten Wahl in drei Jahren einfach so wieder umlegen lassen), nur: Der Schaden, der angerichtet wurde, lässt sich bei weitem nicht so problemlos wieder beheben, selbst wenn es bei der nächsten Wahl wieder einen demokratischen (im doppelten Wortsinn) Präsidenten geben sollte. Vor allem international ist das Vertrauen einfach weg. Völkerrechtliche Verbindlichkeiten, internationale Verträge und Absprachen, diplomatische Gepflogenheiten, wirtschaftliche Handelsbeziehungen? Die USA scheißen momentan auf alles, und wenn sie das jetzt halt einfach machen, weil sie es für richtig halten, dann bleibt das im Gedächtnis. Das Thema „USA als Partner“ ist damit auf lange Zeit erledigt, vermute ich.

In diesem Sinne: Ich muss noch ein bisschen detaillierter überlegen, wo ich mich noch von amerikanischen Konzernen unabhängig machen kann (über Social Media hinaus). Manche Sachen gehen aktuell schlicht nicht (Microsoft-Betriebssystem und Office-Paket bei der Arbeit, Kreditkarten-Anbieter), manche gehen, sind aber etwas kompliziert (Betriebssystem und Office-Alternativen am privaten Rechner), manche sind recht einfach (von wenigen Ausnahmen abgesehen ist bei echten, physischen Produkten „Buy European“ leicht umzusetzen). Vielleicht ist das mal ein Projekt der nächsten Monate.

Für den restlichen Abend aber erst einmal keine trüben Gedanken mehr. Wir zogen uns auf die Raumstation zurück und hatten ein sehr gutes Abendessen, dazu schenkte ich mir ein Glas badischen Rosé ein (Spätburgunder Tulipan), die erste Flasche aus unserer Bestellung vom Weingut Isele. Ein sehr guter, aromatischer Wein, leichtes Erdbeeraroma, angenehm trocken.
Um zehn ins Bett zum lesen – mal sehen, wie weit ich mit noch einem letzten Buch komme in diesem Jahr.