Trip down memory lane, Montag 29.12.2025

Eher unruhige Nacht, weil ich die Schlafzimmertür offen gelassen hatte (…damit Magi sich nicht so allein fühlte, die arme, alte Katze) und dann den größten Teil der Nacht einen schnurrenden, Hitzewellen abgebenden Kater im Bett hatte, der prompt ab zwanzig nach fünf auch noch rumzuzappeln begann. Als ich den Liebsten um zehn nach sechs unten klappern hörte, erklärte ich die Nacht für beendet und schickte Magi runter. Schon niedlich und so, aber ausgeschlafen war ich auf jeden Fall nicht.

Küchenrunde, Tee, dann bemehlte ich den über Nacht im Kühlschrank gegangenen Brotteig und steckte ihn in den Backofen, und der Liebste ging uns Brötchen holen (auf das gebackene und abgekühlte Brot konnten wir logischerweise nicht warten). Während er weg war, warf ich einen Blick auf die „Onleihe Neckar Alb“, das Online-Ausleihangebot der öffentlichen Bibliotheken in der Region – ich hatte irgendwann vor sehr langer Zeit mal einen Account bei der hiesigen Bücherei, und es wäre ja praktisch, eBooks ausleihen zu können. Und damit wäre dann vielleicht auch mein Adobe-Kopierschutz-Problem gelöst.
Tja. Nach einer Viertelstunde Nachlesen (unter –zig FAQ-Seiten, ich habe schon übersichtlichere Webauftritte gesehen) hatte ich herausgefunden, dass ich die eBooks nicht in meine Tolino-App direkt herunterladen kann, sondern stattdessen eine eigene Onleihe-App brauche. Die ich aber nicht auf dem Tablet installieren kann, weil dort meine Android-Version zu alt ist. Harharhar. Ich könnte die Onleihe noch browserbasiert benutzen, aber wie ich feststellte, sind sowieso fast keine englischen eBooks zum Ausleihen verfügbar. Ganz super.

Anyway. (Leicht genervt.) Nachdem der Liebste wieder da war (durchgefroren, draußen hatte es minus acht Grad, der ganze Garten und alle Bäume waren dick mit weißem Raureif überzogen), machte ich uns einen Kaffee, dann ausführliches Frühstück mit einer (letzte Woche geholten, mittlerweile wunderbar reifen) Avocado. Sehr, sehr gut.
Dazu und danach ein wenig Internet leerlesen, während der Liebste die Wasserfässer im Garten leerte (dringend nötig, es hatte sich schon ordentlich Eis gebildet – und funktionierte auch nur teilweise, bis das Wasser in den Schläuchen einfror). Außerdem kümmerte ich mich um unseren kulturellen Horizont und bestellte Konzertkarten für Januar. Immer ein paar Pläne machen, damit man die Zukunftsorientierung nicht ganz verliert. (Die blöde Indienreise ist gerade so ein Ding in meinem Kopf, das es mir schwer macht, darüber hinaus etwas zu planen, weil alles danach quasi in den Hintergrund gerückt ist – ein bisschen doof.)

Restlicher Vormittag etwas schreiben, etwas lesen, ausführlich duschen und irgendwann hoch ins Schlafzimmer: Ich startete meine Aufräumaktion von Regal und Kommode. Versenkte mich also die nächsten Stunden in diverse Ordner: Bei meinen Uni-Sachen warf ich wenig weg (ich bin da vor ein paar Jahren schon mal durchgegangen und habe sehr viel weggeworfen, was jetzt noch da ist, werde ich eher behalten – das linguistische Zeug, das ich teilweise für die Arbeit noch brauchen kann, und dann von mir verfasste Texte und Ähnliches), aber ich hatte noch altes Schul- und vor allem Ausbildungszeug, das weg konnte, und vor allem, die größte Menge: Meine ganze Buchhaltung von 2006 bis 2015. Eigentlich hätte sogar noch mehr weg gekonnt, weil ich seit 2016 ja gar keine Honorarverträge mehr habe, aber ich habe mich jetzt mal auf ein 10-Jahres-Fenster festgelegt. Das sind insgesamt nur noch sehr wenige Dokumente.

Mittagspause mit dem restlichen Tofu-Kohl-Eintopf, dem Liebsten und einer Runde Phase 10, die ich ärgerlich knapp verlor, hm. (Blöder Glücksfaktor bei diesen Kartenspielen immer.) Dann machte ich mir eine Kanne grünen Tee (einen Ceylon Idulgashena) und ging für eine zweite Runde nach oben. Der Liebste trug das aussortierte Papier zur Tonne, packte eine Tasche mit sensibleren Dokumenten für den großen Schredder und ging dann für den restlichen Nachmittag in den Bastelverein (wo ein großer Schredder steht, wir haben daheim nur einen kleinen).

Für mich noch so vierzig Minuten Räumen, in erster Linie alte Mappen und Zeugs, aber ich fand auch eine Mappe mit meinen „Morgenseiten“, die ich zwischen 2006 und 2008 gelegentlich geschrieben hatte. Die Idee (von meinem damaligen Mitbewohner übernommen) war, jeden Morgen zum Start zwei Seiten zu schreiben, ohne eine „Tagebuch“-Idee, ohne es aufheben zu wollen, sondern einfach so, ohne zu zensieren oder zu reflektieren oder besonders schlau klingen zu wollen. Das hatte ich damals (gelegentlich – ungefähr 50 Einträge für die anderthalb Jahre) gemacht und die Blätter natürlich trotzdem aufgehoben, aber nicht mehr reingeschaut. Jetzt blätterte ich ein bisschen durch, und ich sag mal so: Alles ganz interessant (ich konnte ganz nett schreiben damals), aber auch sehr viel Drama, Drama, Drama, Drama und natürlich sehr tagesaktuell. Viel über diverse Liebschaften und gebrochene Herzen und Ähnliches, und ich merkte schnell, dass ich überhaupt kein Interesse daran hatte, die Gefühle von damals wieder zu reaktivieren – let bygones be bygones und so. Dokumentarisch hatte das sowieso wenig Sinn (das Tagesaktuelle ist egal, die größeren Sachen – ich sage nur P – merke ich mir auch so), und es ist halt auch lang her. Deshalb ohne mit der Wimper zu zucken alles in den Schredder. (In unseren kleinen, der damit ziemlich gefordert wurde.)
Eine interessante Sache entdeckte ich aber noch, in einem Eintrag vom Dezember 2006: Ich schrieb darüber, dass mir meine linke Achillessehne Sorgen machen würde, „diese merkwürdigen Schmerzen habe ich jetzt seit drei Monaten und sie werden nicht besser…“. Damit habe ich also einen Startpunkt für diese doofen Beschwerden.

Um dagegen gleich mal etwas zu machen, ging ich um drei ins Fitness. Kraftmessung durchwachsen, wenig Zuwachs, naja, und dann Start der Schnellkraftrunde, die ich ja sowieso nicht so sehr mag. Und Tannenbäumchen und Schneemänner konnte ich dadurch auch nicht mehr einsammeln. Oh well. Dafür probierte ich erstmalig aus, mit Bluetooth-Kopfhörern zu trainieren. Das Handy kam in die Hosentasche der Trainingshose (wo es zwar etwas merkwürdig aussah, aber eigentlich nicht störte) und ich spielte einen Podcast (aus meiner Download-Liste, streamen ging natürlich nicht), während ich an den Geräten war. Das funktionierte ausgesprochen gut. Von der Umgebung bekam ich genug mit, war aber trotzdem einigermaßen abgeschottet und fand das Training auch etwas leichter. Mal sehen, ob ich das beibehalte.

Eigentlich war der Plan, nach dem Training noch auf einen Kaffee ins Westspitzencafé zu gehen, nur war es dort knallevoll. Also schaute ich kurz beim Liebsten im Bastelverein vorbei (der war wie erwartet noch nicht fertig) und klapperte dann sämtliche Cafés in der Umgebung ab auf der Suche nach einem freien Tisch und einem Café ohne lange Schlangen. Das war nur leider quasi unmöglich: Sämtliche Leute, die nicht im Winterurlaub waren, hatten sich scheinbar diesen Nachmittag zum Shoppen ausgesucht, und da es saukalt war (Nebel und minus drei), wollten sich alle dringend aufwärmen. Ich zog immer größere Kreise und landete schließlich bei einem Bäcker im Depot (also definitiv nicht mehr Innenstadt, eher bei uns ums Eck), wo ich einen leidlich guten Kaffee und eine Mutschel bekam. Nun ja. Wenigstens hatte ich danach meine Schritte auf der Uhr.

Gegen halb sechs Liebsten abholen, heim und Katzenversorgung (und warme Dusche für den Liebsten), und dann gingen wir wieder zurück in die Stadt und ins Restaurant (zum Lieblingsitaliener), unsere Datumsnacht nachholen.
Sehr gute Idee und sehr schöner Abend. Das Restaurant war ebenfalls voll, wir bekamen aber noch einen guten Tisch und hatten dann ganz wunderbares Essen: Salat vorneweg, dann für den Liebsten eine Pizza, für mich Penne Arrabbiata. Dazu ein Glas Prosecco und dann eine Flasche großartigen sizilianischen Grillo. Als Abschluss ein Espresso, und um neun waren wir sehr zufrieden daheim.

Dort unter eine Decke (es war kalt im Wohnzimmer, Feuer lohnte sich aber nicht mehr so richtig) und aus der Konserve die Nachmittagsübertragung vom Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Das habe ich früher ja sehr gern angeschaut, bin aber ziemlich draußen (den ganzen Anzugskandal habe ich beispielsweise gar nicht mitbekommen). Dementsprechend kannte ich die ganzen Springer nicht, und sie sahen sowieso alle gleich aus („Ozempic’s in the air“ spöttelte jemand auf Mastodon). Aber beeindruckend anzuschauen war das schon. Zumindest bis zum Ende des ersten Durchgangs, dann war ich müde genug und ging ins Bett.