Nachts aufgewacht und ein wenig wachgelegen, schließlich wieder weggedämmert und richtig eingeschlafen (irgendeinen Quatsch aus der Schule (!) geträumt). Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, ewig in den Tag reingeschlafen zu haben, quasi kurz vor der Dämmergrenze, schon mitten am Vormittag… Es war dann zwanzig vor sieben. Mja. Auf jeden Fall aufgestanden, einen Blick in die Zeitung geworfen und mich auf einen ruhigen Tag eingestellt.
Da wir zwei Bananen hatten, die verbraucht werden mussten, und außerdem noch einiges an Grünkohl im Kühlschrank lagert (so langsam bekommen wir unsere eingekauften Gemüsevorräte immerhin gegessen), machten wir einen grünen Smoothie zum Frühstück, später dann noch eine Scheibe Brot mit Schokoaufstrich (einmal im halben Jahr ungefähr habe ich darauf ja Lust). Dazu etwas Schreiben, ein bisschen YouTube, eine schnelle Dusche, und am späten Vormittag zog ich mich aufs Sofa zurück, um mir ein Video der besonderen Art anzusehen.
Es ist nämlich so. Der Liebste arbeitet ja als Mitarbeiter am Klinikum (wenn er auch mit den Medizinern nur indirekt zu tun hat). Und da hatte er mir vor ein paar Wochen eine Mail weitergeleitet von der medizinischen Fakultät mit einer Ankündigung: Die Fakultät produziert unter dem Namen „Sectio Chirurgica“ Lehrvideos für ihre Studierenden, wo sie zum Beispiel interessante Fälle diskutieren, Behandlungsmethoden vorstellen oder ähnliches. Einige davon sind auch auf ihrem YouTube-Channel frei verfügbar, für die meisten braucht man aber einen Account der Fakultät zum Login. Das ist auch gut so, denn die Sachen sind teilweise schon sehr plastisch und für Nicht-Mediziner vielleicht nicht so gut anzusehen. (Und auch sehr technisch und daher auch ein bisschen langweilig, wenn man nicht vom Fach ist.) Das neueste Video allerdings war ein Besuch beim Gerichtsmediziner und die Obduktion eines Mordopfers – Sectio goes Tatort, sozusagen. Und das interessierte mich natürlich sehr.
Ich loggte mich also mit dem Account des Liebsten ein und wir schauten den restlichen Vormittag über dabei zu, wie die Leiche einer älteren Frau obduziert wurde, die Opfer eines Messerstichs geworden war. (Der „Fall“ war natürlich fiktiv, die Leiche war aber echt, die Frau hatte zu Lebzeiten zugestimmt, dass ihr Körper zu Wissenschafts- und Schulungszwecken verwendet werden durfte.)
Alles sehr interessant, alles deutlich nüchterner und weniger Drama als im Krimi, alles sehr gründlich. Überall konnte ich nicht zuschauen, manches war mir dann doch zu „gruselig“ (vor allem die Kopfobduktion, dabei wird das Gesicht rundherum aufgeschnitten und nach oben weggeklappt, die Person liegt plötzlich ohne Gesicht da und sieht aus wie aus einem Horrorfilm), manches auch echt ein bisschen eklig (Körperflüssigkeiten aus allen möglichen Öffnungen). Aber sehr spannend.
Zum Mittagessen machten wir die zweite Hälfte Börek heiß und schauten ein paar Tierärzten bei der Arbeit zu, während wir aßen (gute Idee, die Obduktions-Bilder im Kopf vertrugen sich nicht so super mit der Mittagessenszeit). Danach ein schneller Espresso, etwas Nougat-Marzipan, der Liebste passte noch mit dem Teppichmesser den frisch gelieferten Vorleger für den Flur ein (was für einen Unterschied im Aussehen so ein Detail macht) und um drei gingen wir zum Einkaufen.
Zuerst zum Altglascontainer, wo wir zehn Minuten warteten, weil gerade der Lastwagen zum Leeren da war. Das hatte ich auch noch nie gesehen (nur gehört, wir wohnen ja in Hörnähe der Container), sehr spannend alles. Ich kam mir vor wie vier Jahre alt. Danach zum Alnatura, den großen Supermarkt ließen wir aus. Es war relativ wenig los und wir kamen gut durch (wir brauchten auch nicht sooo viel, unser Kühlschrank ist von vor Weihnachten immer noch voll).
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: Das Buchende war in Sichtweite. Um halb sechs starteten wir dann mit Küchenaktion: Zuerst Mohnquarkstriezel backen. Wir setzten einen Hefeteig an, machten die Mohnfüllung und ließen alles gehen/abkühlen/quellen. Dann das Abendessen: Bratkartoffeln, gewürfelter Curry-Tempeh und ein Blech Ofengemüse (Karotten, Rosenkohl, Rote Bete, Pastinake). Während alles vor sich hinbriet und -schmorte, fiel mir ein, dass ich auf jeden Fall Yoga machen wollte, ich ging also für eine halbe Stunde zu Adriene Tag 28 (Trust).
Danach war das Essen fertig, wir machten die Quarkfüllung und die Streusel und rollten den Striezel. Der durfte dann noch ein bisschen auf dem Blech gehen, wir aßen zu Abend, dann backen, parallel ein bisschen Raumstation… und ich las währenddessen mein Buch zu Ende. Haha. Sehr zufrieden. Das Buch war der vorletzte Gereon Rath-Krimi von Volker Kutscher (Band sieben, Marlow), und ich hatte mich etwas vor dem Buch gescheut (erstens sind nicht alle Krimis aus der Reihe richtig super, bei manchen ist die Handlung sehr konstruiert und wirr, zweitens ist die ganze Nazi-Atmosphäre schon sehr düster). Das Buch war aber prima, sehr spannend, sehr farbig, interessante Entwicklung der Figuren… Kein Wunder, dass ich es in ein paar Tagen durch hatte.
Zum Tagesabschluss holten wir noch den Quarkstriezel aus dem Ofen: Ziemlich groß war er geworden (eigentlich zwei, wir hatten Sojaquark gehabt, der weg musste, und deshalb die doppelte Portion gemacht). Wir ließen ihn zum Abkühlen in der Küche und gingen so grundsätzlich sehr zufrieden ins Bett.