Da der Liebste ja sein Krankenlager im Gästezimmer bezogen hatte, hatte ich eine Seite für mich und der Kater, der – vom Sturm draußen hereingeweht – recht bald zu mir kam, hatte die komplette andere Betthälfte. Nur schien ihm das nicht genehm zu sein, auf jeden Fall kam er im Halbstundentakt zu mir, lief über meine Beine und versuchte sich auf mich zu legen. Ich hob ihn mehrfach auf und legte ihn etwas weg, aber das schreckte ihn nicht ab. Keine Ahnung, warum er so anhänglich war. Irgendwann rollte er sich mit Kontakt zu meinen Schulterblättern zusammen und ich ließ ihn liegen, um wenigstens etwas zu schlafen. Dazu kamen dann noch ein paar merkwürdige Träume, und als ich um sechs vom Licht wach wurde, war ich alles andere als erholt. Und ein Prüfungstag wartete, na großartig.
Warum der Kater so anhänglich war, stellten wir fest, als er auf dem Bett liegenblieb, nachdem ich aufgestanden war – als der Liebste nach ihm schaute, stellte er einen frischen Kratzer knapp unter dem Ohr fest. Irgendjemand schien ihn in der Nacht wieder erwischt zu haben, was ich ehrlich empörend finde, unsere ARME ALTE KATZE! (Allerdings wissen wir natürlich nicht, wie die andere Katze aussieht.) Draußen hatte in der Nacht dazu noch ein ordentlicher Sturm angefangen, der Wind drückte auch am Morgen noch gegen die Fenster und pfiff ums Haus, das fand der Kater offensichtlich auch unheimlich. Genug Grund auf jeden Fall, sich im Schlafzimmer zu verstecken.
Dem Liebsten ging es zum Glück wieder etwas besser. Zum Frühstück teilten wir uns die restlichen Brötchen vom Vortag, dann verschwand er in seinem Arbeitszimmer (er hatte einen zweiten Tag Home Office angekündigt) und ich packte meine Sachen und ging um Viertel nach acht los ins Büro.
Ich war vor der Prüfung ziemlich angespannt – es ist ein digitales Prüfungsformat, bei dem wir schon mehrfach technische Probleme gehabt hatten. Die Prüfung lief aber erstaunlich glatt: Alle waren da, alle pünktlich, ich hatte alles rechtzeitig vorbereitet, die Absprache mit dem Kollegen funktionierte ausgezeichnet, und – am wichtigsten – die Technik lief glatt. Der Wind machte sich ziemlich bemerkbar: Als die Sonne hinter den Wolken hervorkam und ins Prüfungszimmer schien, ließ ich die Jalousien herunter und war die nächsten Stunden in ständiger Sorge, dass der Wind sie aus der Verankerung reißen würde. Davon blieben wir aber verschont, und in Anbetracht der Tatsache, was in anderen Bundesländern mit Stromausfällen und ähnlichem los war, hatten wir definitiv großes Glück. Sogar eine kleine Mittagspause konnte ich machen und die zweite Portion Nudelsalat essen… sehr zufrieden.
Um vier waren wir mit der Prüfung und der gesamten Nachbereitung fertig und ich konnte noch ein paar organisatorische Sachen abarbeiten, und um Viertel vor fünf ging ich schließlich nach Hause.
Daheim begrüßte ich den Liebsten und schaute nach dem Kater. Der war vormittags einmal im Garten gewesen, hatte sich dort nach einer heftigeren Windbö aber unter dem Ziegenstall versteckt und traute sich nicht wieder heraus. Der Liebste gab ihm ein bisschen Begleitschutz, worauf er einmal durch den Garten mäanderte, in einer Ecke sein Geschäft verrichtete und schließlich wieder nach innen flüchtete. Dort hatte er sich in seiner Kiste im Regal in der hintersten Ecke zurückgezogen und war den Rest des Tages dort geblieben. Fressen wollte er nicht, erst als der Liebste ihm eine Futterschüssel direkt hinten ans Regal stellte, nahm er ein paar Bissen. Er schien doch mehr angefasst zu sein als gedacht und ich machte mir Sorgen (und hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich nachts so genervt gewesen war).
Viel Zeit für den Kater hatte ich allerdings nicht, nach einer schnellen Tasse Tee startete ich um halb sechs meinen Abendkurs. Letzte Woche war ich ja krank gewesen und hatte ihn ja absagen müssen, jetzt waren wieder fast alle dabei und freuten sich. Und ich mich auch. Der Kurs lief gut, auch wenn es für die Leute vielleicht ein bisschen anstrengend war (andererseits möchten sie ja etwas lernen dabei).
Um kurz nach sieben war ich fertig, dieses Mal musste ich tatsächlich gar nichts nachbereiten (der Lernplattform und meiner schlauen Vorbereitung sei Dank). Ich konnte also endlich einen einigermaßen frühen Feierabend machen (…um sieben, haha).
Der Liebste hatte schon gekocht: Wir hatten noch einen Teller Kartoffelsuppe übrig und aßen ihn quasi als Vorspeise, danach hatte der Liebste aus dem restlichen Räuchertofu, einer Packung gefrorenem Sommergemüse und etwas Tomate eine Nudelpfanne gemacht, sehr gut.
Zum Essen schauten wir etwas bei den versnobten Engländern vorbei (Dramen an allen Enden) und redeten dem Kater gut zu, der immer noch in seiner Kiste saß (immerhin hatte er das Frischfutter gefressen und nahm noch etwas Trockenfutter dazu). Also tatsächlich ein recht entspannter Feierabend, zumindest bis der Liebste feststellte, dass die Suppe und Nudelpfanne vielleicht noch ein bisschen früh gewesen waren, sein Bauch meckerte ziemlich. Zum Schlafen ging er deshalb noch einmal ins Gästezimmer, ich ging nach oben, der Kater blieb in der Kiste. Ein bisschen allein zwar, aber wenigstens gute Voraussetzungen für eine entspannte Nacht.