Ganz gute Nacht – kein Sturm, kein Husten, keine sonstigen Beschwernisse. Auch der Liebste, nach seiner Bauchgeschichte wieder ins obere Schlafzimmer gezogen, hatte ganz gut geschlafen – kaputt fühlten wir uns trotzdem beide, als wir um halb sieben aufstanden. Immerhin erwartete uns dieses Mal schon ein miauender, hungriger Kater. Beim Teekochen entdeckte der Liebste, dass ich am Vorabend vergessen hatte, meinen Rechner auszumachen: Ich hatte alle Programme geschlossen, nur den allerletzten Schritt hatte ich irgendwie vergessen. Auch meine Teetasse hatte ich stehen lassen, weswegen der Liebste überhaupt morgens in mein Arbeitszimmer ging, um sie zu holen. Keine Ahnung, warum ich da so verpeilt war.
Morgens gleich die erste Nachricht, dass ein russischer Einmarsch in der Ostukraine wohl direkt bevorsteht. Von allem anderen abgesehen, hasse ich es auch ganz persönlich, wenn die Weltpolitik in meiner Arbeit „auftaucht“ (was leider sehr regelmäßig geschieht). Als die Krim überfallen wurde, hatten wir es mit einer ganzen Reihe sehr aufgeregter Ukrainer zu tun, die sich um ihre Verwandten Sorgen machten, teilweise selbst nicht mehr zurück konnten. Eine schlimme Situation, in der man auch nichts helfen kann. Ich hoffe, dass es jetzt nicht so schlimm kommt, aber ich bin nicht optimistisch.
Etwas Brot mit Pflanzenaufstrich zum Frühstück (unser Frühstück ist zurzeit ausgesprochen uninspiriert). Der Liebste ging früh aus dem Haus, ich ließ mir etwas mehr Zeit und war nach Dusche und Schnelltest um halb neun am Schreibtisch.
Da ich als Krankheitsvertretung eingeteilt war, aber die Kolleg:innen alle gesund waren, hatte ich einen ruhigen Tag komplett ohne Unterricht vor mir. Ich arbeitete erst einmal die am Montag liegen gebliebenen Mails ab und beschäftigte mich mit viel organisatorischem Krams, und dann korrigierte ich eine Runde Texte – die gleiche Gruppe, aber sehr heterogenes Niveau, was die Bewertung nicht so ganz einfach machte. Das Brot am Morgen war etwas wenig gewesen, deshalb machte ich mir um elf noch einen Haferjoghurt mit Banane und Nüssen. Damit (und mit der Arbeit) hielt ich dann gut durch bis kurz nach halb eins zur Mittagspause.
Das Mittagessen war die zweite Hälfte der Peanut Butter Noodles. Leider nicht mehr so lecker: Die Reisnudeln recht matschig, die Auberginen glitschig und der Erdnussbuttergeschmack zu penetrant. Immerhin war ich sehr satt danach und hatte keine Lust, sofort weiterzuarbeiten. Ich ging also mit dem Kater etwas in den Garten (bei uns im Garten sind bis auf ein paar Schneeglöckchen noch überhaupt keine Blüten zu sehen, nur die Narzissen, Tulpen und Krokusse stecken die Blattspitzen durch den Boden) und schaute dann noch einmal bei Twitter vorbei. Das ist ja generell ein schlechte-Laune-Garant und mit einem drohenden Krieg ja sowieso, aber so bekam ich wenigstens gleich mit, dass der Kanzler das unsägliche Projekt NordStream 2 jetzt erst einmal auf Eis gelegt hat, reichlich spät, aber immerhin. Hätte ich ihm ehrlich gesagt nicht zugetraut.
Um zwei arbeitete ich weiter, allerdings nur so halb motiviert und von einigen Tee-hol- und Zeitungs- und Katerkraul-Pausen unterbrochen. So richtig war ich erst ab drei wieder am Schreibtisch und arbeitete ein paar Sachen ab. Dort erreichte mich die Mail einer Teilnehmerin, die Hilfe wegen einer Zertifikatsgeschichte brauchte, also zoomten wir kurz und ich kümmerte mich um den administrativen Nachklapp des Meetings (sie muss kurzfristig ein Zertifikat nachreichen und deshalb eine Prüfung machen, dazu brauchte sie einen Prüfungsplatz und dafür eine Rechnung…).
Dann noch ein paar Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung, was sich etwas schwierig gestaltete, weil die Lernplattform Probleme machte und nicht gut zu erreichen war, ständig riss die Verbindung ab. Deshalb war ich auch noch nicht fertig, als der Liebste um sechs nach Hause kam. Ich ließ die Arbeit aber trotzdem sein und machte Feierabend.
Der Liebste hatte kaum seine Tasche abgestellt, da gingen wir schon wieder aus dem Haus und in den benachbarten Supermarkt, in erster Linie für Pudding und ein paar Kleinigkeiten und für frische Blumen (fürs Büro am nächsten Tag). Dafür, dass wir zur typischen Feierabendzeit kamen, war es erstaunlich leer.
Wieder zurück, startete der Liebste mit dem Abendessen. Ich merkte meinen Rücken nach dem komplett bewegungslosen Tag ziemlich und verabschiedete mich – endlich einmal wieder! – für eine halbe Stunde auf die Yoga-Matte, einmal durchbewegen zu einem älteren Adriene-Video (Yoga for flexible mind and body, ziemlich anstrengend). Das war tatsächlich schon der Höhepunkt an diesem eher ereignisarmen Tag.
Sehr zufrieden kam ich runter und half dem Liebsten noch beim Kochen (ein im Ofen überbackenes Chili). Dann Sofazeit: Die versnobten Engländer ließen wir, nach der depressiven Folge am Vortag, dieses Mal außen vor, stattdessen gab es bei den nordischen Tierärzten eine neue Folge, dann die Nachrichten (auch eher depressiv) und dann eine Runde YouTube (unter anderem ein neues Bosh-Video, das allerdings etwas albern war: Wer veröffentlicht denn im Februar ein Kochvideo mit frischem Basilikum, Cherrytomaten und grünem Spargel??). Das war genau die richtige Mischung, um runterzukommen und den Tag abzuschließen.