Gute Nacht, ganz okay aufgewacht und froh, dass eine vermutlich relativ ruhige Woche vor mir lag. Die Crux dabei ist, dass ruhige Tage schnell in langweilige und träge und latent depressive Tage kippen können – ich nahm mir für den Tag deshalb noch ein, zwei private Dinge vor (ein paar private Mails, Bad putzen, so etwas). Zunächst aber einmal Tee und Zeitung, deren Nachrichtenwert nach einem Sonntag mit Twitter, Phoenix, Nachrichten und ARD-Brennpunkt eher gering war. Das hatte auch etwas für sich, so konnte ich ein paar Dinge in Ruhe nachlesen und darüber nachdenken ohne ständiges OMG-Gefühl. Und die Lokalnachrichten gibt es ja schließlich auch noch. Da war allerdings nicht viel Spannendes passiert, ein paar Einzelhändler beschwerten sich darüber, dass die Kunden immer noch wegbleiben würden (ach) und die Querdenker-Demos schlecht fürs Geschäft wären (you don’t say).
In einem überraschenden Anflug an morgendlicher Aktivität beschloss ich, noch vor dem Frühstück das Thema Hochzeitstags-Wochenende mal so richtig anzugehen (das kommt in ein paar Wochen auf uns zu). Immer am Wochenende zu unseren Hochzeitstag fahren wir weg, tendenziell ist die Regel: mit der Bahn erreichbar, maximal drei Stunden Fahrtzeit (der Tatsache geschuldet, dass ich quasi nie vor Freitagnachmittag loskomme). Jetzt haben wir aber beide den Freitag Urlaub genommen und können morgens los, haben also etwas mehr Zeit. Wir hatten deshalb überlegt, nach Bamberg zu fahren – da waren wir zu unserem allerersten Hochzeitsstags-Wochenende schon einmal. Das ist zwar deutlich außerhalb der drei-Stunden-Regel, aber noch innerhalb einer Wochenend-Distanz. Ich schaute also nach Zugverbindungen (gibt es und geht preislich) und dann nach Übernachtungsmöglichkeiten. Erfreulicherweise gab es eine große Auswahl an wirklich günstigen Zimmern. Da mir eher nach Hotel als nach AirBnB war, buchte ich schließlich eine kleine, einfache, sehr zentrale Pension direkt in der Altstadt. Nägel mit Köpfen, hihi.
Zum Frühstück wieder ein Müsli, dann ein Schnelltest und eine geruhsame Dusche, einmal nach der Nachbarsmaus geschaut (wieder wach, leicht orientierungslos, hatte ich das Gefühl) und ab neun am Schreibtisch.
Ich beschäftigte mich morgens erst einmal damit, meinem Unterricht für den Abend den letzten Schliff zu geben, dann ein paar administrative Tätigkeiten und zwei sehr nette Beratungen, der Morgen war recht erfolgreich. Um halb eins machte ich Mittagspause und sah, dass der Liebste mir um kurz nach zwölf geschrieben hatte: Er kam für den Rest des Tages zum Home Office nach Hause. Das bedeutete gemeinsames Mittagessen – um kurz nach halb eins ging die Tür schon auf.
Zum Mittagessen machte ich die Tom Kha für uns beide warm (freu), dazu ein paar Reisnudeln, weil die Packung offen war und die Tom Kha mir etwas wenig vorkam. Mit den Reisnudeln zusammen war es eine ordentliche Portion. Danach Rätsel und Espresso. Und weil ich die letzte Woche so viel gearbeitet hatte, ich abends noch Kurs hatte und es mit meiner Erlediliste ganz gut aussah, verlängerte ich meine Mittagspause und ging in den Haushalts-Modus: Zwar ließ ich das Bad sein (irgendwie sprach es mich nicht dringlich genug an), aber ich brachte das Altglas weg (vom Liebsten begleitet, der danach zum Onlinemeeting im Arbeitszimmer verschwand) und putzte den Ofen.
Jungejunge, der Ofen. Wir hatten vor einiger Zeit mal einen Backofenreiniger gekauft und seitdem auch schon so ein bisschen halbherzig geputzt, aber dieses Mal wollte ich es wirklich wissen, mit Thermoglas abschrauben und allem. Kurz gefasst: Es gibt eingebranntes Fett, das lässt sich einfach auch mit dem besten Reiniger nicht lösen, aber davon mal abgesehen bekam ich schon eine Menge weg. Und als nächstes kaufen wir einen selbstreinigenden Backofen.
Dann noch eine letzte, wichtige, ein bisschen wehmütige Aktion: Ich holte die SD-Card aus meinem alten Handy, schaute noch einmal durch und stellte es dann sehr schweren Herzens auf die Werkseinstellungen zurück. Der Liebste machte bei seinem Handy das gleiche, und dann sah ich auf der Fairphone-Homepage nach den Recycling-Möglichkeiten. Wir konnten unsere Handys bewerten lassen (vermutlich bekommen wir ein paar Euro als Gutschein) und dann einen UPS-Versandschein ausdrucken. Also packten wir die Handys in Bläschenfolie und Karton (ich machte vorher noch den Aufkleber von der Anti-Brexit-Demo aus meinem Sabbatical 2019 ab) und machten alles versandfertig. Mal sehen, ob das so klappt, aber auf jeden Fall sind die Handys jetzt weg und liegen nicht mehr ewig in irgendeiner Schublade.
Den restlichen Nachmittag dann administrative Arbeit, ein paar Mails und Gedöns. Um halb fünf schickte Zoom mir einen Code: Irgendjemand versuchte, sich auf einem unserer Zoom-Accounts einzuloggen, und da Zoom dies als „ungewöhnliche Aktivität“ markiert hatte, hatte es den Login-Versuch gestoppt und schickte jetzt einen Bestätigungscode. Die ungewöhnliche Aktivität bestand darin, dass als Standort des Rechners NRW vermerkt war. Ich schrieb die Düsseldorfer Kollegin an: Nein, sie war es nicht gewesen. Überhaupt loggten sich über den Account nur sehr wenige Leute ein – als zweite Möglichkeit schrieb ich meine Vertreterin an, die mit dem Account auch arbeitete: Ob sie gerade bei den Eltern in der alten Heimat war…? Nein, war sie nicht, es blieb mysteriös.
Ab halb sechs Abendkurs: Ganz zufrieden mit dem Verlauf, es war nur etwas ärgerlich, dass alle Leute mit ziemlicher Verspätung reintröpfelten und dadurch der Start ein bisschen unrund lief. …die Teilnehmerin aus der Ukraine war im Übrigen nicht dabei, das erste Mal seit Kursstart. Ich schrieb ihr nach dem Kurs eine Mail, ich hoffe, ihr geht es okay.
Während einer Gruppenarbeit schrieb ich noch einmal mit der Kollegin wegen des Zoom-Accounts: Ob sie denn irgendeine Ahnung hätte, woher die Fehlermeldung kam? Nö, antwortete sie, aber Zoom sei heute eh komisch: Erst vor ein paar Stunden habe sie versucht sich einzuloggen über eben diesen Account, aber Zoom habe immer einen Code verlangt. Ähem… okay, aber davon sprach ich…? Wie sich herausstellte, war es also doch meine Kollegin gewesen – ich schickte ihr den Code, sie loggte sich ein, alles wieder gut. Warum Zoom ihren Standort allerdings als NRW identifiziert, ist ein bisschen bizarr, sie sitzt im tiefsten Schwarzwald. Wie auch immer.
Als ich um halb acht Feierabend machte und runterkam, war der Liebste noch mit der Arbeit beschäftigt. Ich kümmerte mich erst einmal um die Nachbarsmaus (sehr aufgeregt, typisch dämmerungsaktives Tier) und dann ums Kochen, eine Art Linsen-Tomatensauce mit Nudeln und ordentlich Rumfort-Suppengemüse (ein Rest Sellerie, ein Rest Karotten, ein schlapper Rest Petersilie…). Zum Kochen Flexikon-Podcast, nach dem Kochen dann erst ARD-Brennpunkt und Nachrichten, dann als Tagesabschluss ein Feierabendbier (zwar Montag, aber kurz vor der Fastenzeit) und eine Folge Queer Eye, dieses Mal wieder in Texas. Wie ich gesehen habe, gibt es allein von Queer Eye in den USA sechs (sechs!) Staffeln. Wie viele Menschen mit Queer-Overhaul-Bedarf gibt es denn?