Um Viertel vor sieben wachte ich auf, recht ausgeschlafen, obwohl ich am Abend davor viel zu spät ins Bett gegangen war. Draußen schönstes Frühlingswetter. Der Liebste war schon aufgestanden und kam hoch, als er mich oben rumoren hörte. Ich warf einen Blick auf die Dachterrasse, überlegte, dass man oben das Vogelbad auffüllen könnte und holte Wasser in der Gießkanne, stellte dann fest, dass die Echinacea in den zwei Pflanzkübeln schon zu wachsen begann, aber die Erde ziemlich trocken war, also dafür auch Wasser, dann die Insektentränke, wobei mir das Gras auffiel, das zwischen den Platten wuchs und schon wieder ganz schön üppig war… am Schluss rumorten wir zu zweit eine Viertelstunde auf der Dachterrasse, morgens vor sieben und noch komplett vor dem ersten Tee. Es wurde höchste Zeit, die Dachterrasse frühlingsfertig zu machen, das Wetter gibt momentan ja schon Terrassen-Aufenthalte her (nur morgens eigentlich noch nicht so).
Dann Tee und Zeitung, wo wir von den durchgeknallten Umsturz- und Entführungsplänen von irgendwelchen Querdenker-Reichsbürger-Phantasten lasen. Ich hatte das am Freitag schon so halb über Twitter mitbekommen (in erster Linie Karl Lauterbachs Reaktion auf Twitter „ich weiche keiner Gewalt“, ich hatte gedacht, klar, klingt gut, aber WTF). Dass in den Querdenker-Kreisen eine massive Radikalisierung stattgefunden hat und speziell die Allianz mit Nazis und Reichsbürgern das noch weiter vorangetrieben hat, ist mir schon eine Weile klar und ich denke, dass man das staatlich noch ernster nehmen muss.
Interessant finde ich die Pläne: Der Gedanke war ja, durch Stromausfälle und Gewalt und Ähnliches Panik und Angst in der Bevölkerung zu erzeugen und so die Leute gegen die Regierung aufzubringen und die Demokratie zu destabilisieren. In völliger Missinterpretation der Mehrheitsverhältnisse gehen diese Idioten tatsächlich davon aus, sie würden irgendwie die „schweigende Mehrheit“ repräsentieren und müssten die „Schlafschafe“ nur wachrütteln, um sie zum Kippen bringen zu können. Was für eine narzisstische, arrogante Verzerrung der eigenen Wichtigkeit. Es erinnert mich ein wenig an die Terroristen der RAF, die – alle aus gutbürgerlichem Elternhaus kommend – ja auch behaupteten, die „Interessen der Arbeiterklasse“ zu vertreten. (Währenddessen wollte die Arbeiterklasse in erster Linie ein Reihenhäuschen, einen VW Käfer und einmal im Jahr an den Starnberger See fahren können.)
Auf jeden Fall tun wir gut daran, Querdenker und andere Verschwörungstheoretiker nicht als „Bekloppte“ abzutun. Immerhin hat einer von ihnen kürzlich erst den Chef der Schweizer Impfkommission entführt (auch wenn nicht klar ist, ob er nicht einfach nur schnöde Geld wollte). Lauterbach bleibt auf jeden Fall stabil. Guter Mann. Jetzt müsste er nur noch die gelb lackierten Quertreiber in der eigenen Koalition in den Griff bekommen können.
Zum Frühstück schnitten wir das am Abend frisch gebackene Brot an, dazu ein bisschen Mandelfrischkäse von Oatly (Moment mal, das wird dann vermutlich eher Haferfrischkäse sein – stimmt, Hafer, Rapsöl, Kokosöl). Für mich von den veganen Frischkäsesorten momentan der beste, aber wir müssten mal ein Tasting im direkten Vergleich machen. Von den Nicht-Kräuter-Sorten kenne ich die Alnatura-Eigenmarke, Exquisa, Philadelphia und Oatly. Mal sehen, ob die Großkonzerne besser abschneiden.
Dazu auf jeden Fall etwas Baked Beans, um wenigstens ein bisschen in Richtung englisches Frühstück zu gehen. Wir überlegten noch wegen angebratener Tofuwurst, hielten uns aber zurück (es war so schon genug).
Das Wetter war diesig, bewölkt, ziemlich windig und unangenehm kalt. Wir hatten über Gartenarbeit oder Ähnliches nachgedacht, zogen uns dann aber doch aufs Sofa zurück. Auch den Baumarkt ließen wir weg (nächste Woche dann irgendwann), stattdessen holte ich mir ein Buch von oben, das ich vor ein paar Wochen zur Seite gelegt habe, und las ein paar Kapitel weiter. (Ein Sachbuch, interessant, aber nicht so in einem Rutsch durchzulesen, dafür ist es zu komplex und zu inhaltsdicht.) Und irgendwann löste ich einen wochenlang vorgenommenen Plan ein und ging nach oben auf die Yogamatte: Adriene hatte vor ein paar Monaten wieder ein 30-Tage-Programm angeboten, Move, und das wollte ich starten. Allerdings startete ich mit dem Einführungsvideo, Tag Null sozusagen, und da Adriene während des Videos mehrfach sagt „We’re not going to do any positions today, the actual movement beginns tomorrow“, wollte ich dann den Tag 1 nicht direkt dranhängen (tomorrow und so). Also machte ich nach dem Einführungsvideo noch ein zweites, vom Programm unabhängiges Video von ihr durch, eine halbe Stunde Yoga for Beginners. Der Beginner-Teil bezog sich in erster Linie darauf, dass sie die Positionen sehr ausführlich erklärte, nicht dass es weniger anstrengend war. Lol.
Mittagessen: zweite Portion Bohneneintopf, über Nacht schön durchgezogen und sehr lecker. Danach etwas Lesepause und Espresso, der Liebste kam mit Laptop dazu, der Kater quetschte sich auch noch mit aufs Sofa (genau genommen war er schon da gelegen, als wir gekommen waren, wir hatten uns um ihn herum drapiert – aber er ließ uns gnädig gewähren). Und wie es so ist, wenn man Urlaub hat und entspannt ist und in der Nacht nur sechseinhalb Stunden geschlafen hat: Ich schlief auf dem Sofa für eine Dreiviertelstunde tief und fest ein. Eigentlich für einen Mittagsschlaf schon fast ein bisschen zu lang und beim Aufwachen war ich auch etwas matschig, aber es tat trotzdem gut.
Der Liebste verschwand für den Nachmittag in die Werkstatt, um mit seiner CNC-Fräse zu spielen. Die Wolken hatten sich mehr oder weniger verzogen, die Sonne schaute vorbei und es wurde deutlich wärmer: Ich hatte auch keine Lust mehr aufs Sofa. Stattdessen ging ich auf die Dachterrasse. Morgens hatten wir ja schon angefangen mit Unkrautjäten und Platten reinigen, und ich beschloss, die Dachterrasse jetzt vollends sommerfertig zu machen. Das beschäftigte mich den Rest des Nachmittags, vom Coronavirus-Update unterhalten (eine Sonderfolge zum Thema Long Covid, always having fun). Sehr zufrieden mit dem Ergebnis: Man sieht ja immer erst hinterher, wie groß der Unterschied dann doch ist.
Dann setzte ich einen Pizzateig an und wurde dabei vom Liebsten unterstützt, der gerade aus der Werkstatt kam. Etwas lesen, bis um sieben der Teig genug gegangen war, dass wir die Pizza fertig machen konnten. Sehr grün dieses Mal (Spinat, Brokkoli, grüne Peperoni, dazu etwas SimplyV-Feta und Zwiebeln), knusprig und sehr lecker. Wir aßen tatsächlich das ganze Blech und im Anschluss dann sogar noch einen Vanillepudding.
Dann eine Folge Mr.Wissen2Go zum Thema „ab wann ist Deutschland eigentlich Kriegspartei“ (sehr spannend, kurz gesagt: Noch nicht so bald, ein paar Panzer zu schicken reicht dafür nicht, würde man zu den Panzern noch Ausbilder entsenden, sähe es schon anders aus), einmal die Nachrichten, und dann starteten wir auf Netflix Enola Holmes. Als Sherlock-Holmes-Fanatiker eigentlich erstaunlich, dass wir den Film nicht schon früher gesehen haben. Wir waren ganz angetan davon, wurden allerdings um kurz nach neun trotzdem todmüde und gingen deshalb mit Buch ins Bett.