Gut geschlafen, kurz vor dem Wecker aufgewacht und etwas den schönen Garten bewundert. Seit Tagen hatte ich das erste Mal wieder das Gefühl, nicht völlig todmüde zu sein beim Aufstehen. Allerdings kratzte mir etwas der Hals (kein Wunder, die Gräser beginnen zu blühen) und ich dachte über eine Allergietablette nach. Ansonsten: Es tat tatsächlich nichts weh beim Aufstehen, hurra. Das war es dann aber mehr oder weniger mit der positiven Stimmung, im Lauf des Tages ging es doch recht rapide bergab.
Der Liebste, der an diesem Tag im Home Office war (zweites hurra), machte uns ein Erdnussbutterporridge mit Bananen, dann ausführliche Dusche und ab neun am Schreibtisch. Die ersten Stunden arbeitete ich ganz effektiv vor mich hin, erledigte meine Korrekturen und beantwortete Mails, schaffte außerdem mit einem Prüfungsanbieter zu telefonieren und Material nachzuordern, das uns fehlerhaft geliefert worden war. Sogar etwas Unterricht für die nächste Woche bekam ich vorbereitet, was sehr gut war, denn um elf die Nachricht meiner Kollegin: Ihr Freund war Covid-positiv von der Arbeit nach Hause gekommen. Eigentlich sollte sie am Freitag eine Prüfung beaufsichtigen (und ich nur als Backup mithelfen), aber unter diesen Umständen… Natürlich machte sie gleich einen Schnelltest und sagte in der Firma Bescheid. Der Chef überließ es gewissermaßen ihr, ob sie bei negativem Schnelltest am nächsten Tag kommen würde, wir überlegten etwas, dann entschieden wir: Nein, zu riskant, sie blieb daheim.
Das hieß also: Ich musste am nächsten Tag die Prüfung allein abwickeln. Nun haben wir das zwar gelegentlich einmal, aber eigentlich versuchen wir es zu vermeiden – also schrieb ich die nächste halbe Stunde zuerst meine Einzelunterrichts-Teilnehmerin an, um ihr abzusagen, und dann einen Kollegen, ob er am Nachmittag die Aufsicht übernehmen könnte, während ich Fluraufsicht machte. Dann klärte ich noch, dass ich am Vormittag ein Backup im Hintergrund hatte. Es klappte alles, es konnten alle einspringen, aber es war zeitaufwendig und kostete Nerven. Zum Abschluss dann noch ein Meeting, das viele neue Informationen enthielt und viel Konzentration brauchte, und als ich um Viertel vor eins schließlich Pause machte, war ich schon ganz schön durch mit dem Tag.
Der Liebste kam auch gerade aus einem etwas anstrengenden Meeting, wir verbrachten die Pause mehr oder weniger stumm mit gemeinsamem Rätsellösen, dazu die zweite Hälfte Seitan-Geschnetzeltes mit Bratkartoffeln. Außerdem hatte ich dringend Lust auf Erdbeeren, und es ist Mai, und der Supermarkt um die Ecke achtet immer sehr auf regionale Herkunft, und… nach dem Essen ging ich also schnell rüber und holte eine Schale Erdbeeren und außerdem die zwei anderen Sorten der neuen veganen Schogetten, denn die Sorte Cookies hatte ich zwar viel zu süß gefunden, aber man hat ja auch eine gewisse Chronistenpflicht.
Daheim hatten wir für die Erdbeeren dann zunächst keine Zeit mehr, stattdessen nur einen Espresso und dazu Schogetten der Sorte Salted Caramel: Ja, die sind deutlich besser als die Cookies-Variante. Zwar auch sehr süß, aber zum Espresso passte es prima.
Ab zwei war ich bei der Schulung eines Prüfungsanbieters zu einer neuen Prüfungssoftware (also neu für uns), mein Kollege war auch mit dabei. Die Schulung war okay, sagte aber nicht so viel Anderes als das, was wir im Tutorial schon gesehen hatten (was aber in Ordnung war, denn das Tutorial allein wäre etwas wenig gewesen, ein zweites Mal Erklärung war kein Fehler), außerdem wurden einige Fragen beantwortet. Nicht so ganz toll: Eine Menge an wichtigen Abläufen hingen mit Dokumenten zusammen, die man runterladen und ausfüllen musste, und für diese Dokumente hatte man leider vergessen uns freizuschalten. Nervnervnerv. Direkt nach der Schulung schrieben wir noch ein paar Mails, es ging etwas hin und her, und am Nachmittag hatten wir die Freischaltung dann schließlich.
Der schönste Moment der Schulung kam aber, als eine andere Mitarbeiterin des Anbieters so im Nebensatz erwähnte, dass ein wichtiger Vorgang (wirklich zentral) in den Abläufen geändert worden und dadurch unsere komplette Planung in einem Punkt obsolet geworden war. Wir mussten während der Schulung dreimal nachfragen, weil wir wirklich nicht glauben konnten, was wir da hörten. Die ganze Situation war so absurd, dass mein Kollege sich online schon fast das Lachen verbeißen musste, vor allem als mir deutlich die Gesichtszüge entgleisten.
Direkt nach der Schulung rief er mich dann über Teams an und wir machten erst einmal Krisensitzung: Unsere komplette Planung für den Juni war auf einmal deutlich komplizierter geworden. Und das, wo ich eigentlich mit dem Kopf gerade bei der anderen Prüfung war, die ich jetzt spontan allein abnehmen musste, großartiges Timing. Und da es gerade so schön war, kam dann auch noch eine Nachricht von einer Kollegin, dass sie ihre Prüfungslizenz nicht hatte verlängern können – die Regularitäten waren stillschweigend geändert worden, ohne irgendjemandem etwas mitzuteilen. (Natürlich vom gleichen Prüfungsanbieter, klar.) Jetzt musste ich also für einen Prüfungstermin einen neuen Prüfer suchen, zu allem anderen.
Daraufhin hatte ich erst einmal die Nase voll, ging zum Liebsten nach unten und holte ihn aus dem Arbeitszimmer. Er hatte noch 25 Minuten vor seinem nächsten Meeting, aber die Zeit nutzte er, um Sahne aufzuschlagen (dieses Mal die Kokossahne von Sooyato), während ich mit dem Kater in den Garten ging und ungefähr zwei Millionen Ahornschösslinge ausriss (prima zum Aggressionsabbau). Dann also Erdbeeren: Wunderbar, die Kokossahne passte perfekt.
Ab vier arbeitete ich weiter und verbrachte den restlichen Nachmittag bis halb sechs dann mit Krisen-Organisation und tausend Nachrichten, immerhin ein paar Sachen bekam ich noch geregelt. Ab halb sechs dann mein Abendkurs: Und nach dem ganzen übervollen, stressigen Tag lief er, wie beinahe zu erwarten, nicht sonderlich gut. Ich war wirklich etwas frustriert und mir taten die Leute ziemlich leid, meine Zeitplanung funktionierte null, ich musste eine Sache viel zu schnell abwickeln, für die wir deutlich mehr Ruhe gebraucht hätten, und es war alles anstrengend. Ziemlich unzufrieden mit mir selbst ging ich um Viertel nach sieben aus dem Kurs und machte an diesen doofen Tag einen großen Haken. Nervtag.
Der Liebste hatte schon gekocht: Aus der fermentierten Cashewcreme vom Mittwoch hatte er mit Hefeflocken, Kräutern und Gewürzen eine Remoulade gerührt und als Basis für einen Nudelsalat benutzt, mit Radieschen, Räuchertofu, Erbsen, sauren Gurken, Schnittlauch und Sprossen. Sehr, sehr, sehr, sehr lecker. Danach die zweite Hälfte der Erdbeeren mit Kokossahne. Der ganze Tag war so doof und so stressig gewesen und so viele Sachen hatten nicht geklappt, aber wenigstens das Essen war ein echter Höhepunkt (auch die Erdbeeren: super aromatisch).
Auf atomare Katastrophen hatte ich dann keine Lust mehr, deshalb sahen wir einfach zwei Folgen queere Jungs. Wir haben nur noch eine Staffel übrig, mal sehen, was uns dann zum Abschalten in den Sinn kommt. Aber vielleicht hört dann wenigstens der Effekt auf, dass ich mich beim Gang durch Wohnung und Küche daheim ständig innerlich frage: „Was Antoni wohl dazu sagen würde? Und Bobby…?“