Um kurz vor halb sieben wachten wir auf und dachten zunächst, der Wecker hätte sich wieder ausgestellt – das Programm lief aber brav durch, er leuchtete und piepste auch um halb sieben. Es ist nur draußen mittlerweile hell genug, dass das Weckerlicht dagegen wenig auffällt (er ist ja auch mehr für die dunkle Jahreszeit gedacht). Wir waren beide sehr müde und snoozten tatsächlich noch einmal, bevor wir dann schließlich aufstanden. Immerhin war die Raumtemperatur besser: In der Nacht war ich aufgestanden und hatte das gekippte Fenster im Schlafzimmer wieder zugemacht, damit war die dünnere Decke dann genau richtig. Zur zweiten Wochenhälfte sollen es knapp unter 30 Grad werden.
Nach dem Aufstehen fütterte ich erst einmal einen hungrigen Kater und räumte die Spülmaschine aus, dann setzte ich einen Brotteig an. Ich hatte mir vorgenommen, an dem Tag ein bisschen Minusstunden zu machen und etwas später anzufangen. Also erst einmal Tee und Zeitung – ich war ehrlich erleichtert zu lesen, dass es am Montag nicht in der Ukraine zu einer Eskalation oder in Russland zu einer Generalmobilmachung gekommen war (quasi zur Feier des 9.5. in Russland, wäre alles möglich). Es ist geradezu absurd, wie sehr man sich an den Krieg gewöhnt hat, in der Zeitung wird über alle möglichen Pseudo-Skandale berichtet, die Leute meckern über das Maskentragen, in unseren Kursen sammeln sich die ukrainischen Flüchtlinge. Man macht Small Talk.
Wir waren morgens etwas spät dran, hatten kein Brot, der Hafer musste erst noch verlesen werden, für Müsli langte die Zeit sowieso nicht: Um zehn vor acht begleitete ich nach einer Blitzdusche den Liebsten aus dem Haus zum Viertel-Lieblingsbäcker. Dort holte ich mir zwei Brötchen und ein Laugencroissant und ging wieder heim, der Liebste ging weiter ins Büro. Daheim ein schnelles Frühstück mit Brötchen, veganer Rügenwalder-Leberwurst und Kaffee, und ab neun war ich im Arbeitszimmer.
Den Vormittag verbrachte ich mit einem längeren und recht ermüdenden Meeting – es ging viel um Buchhaltung, um Umsatzzahlen, ich wusste nicht so detailliert, was da besprochen wurde und warum ich überhaupt dabei war – hatte dabei natürlich das nagende Gefühl, dass ich es möglicherwiese besser überblicken sollte, aber dazu müsste ich mich mehr einarbeiten, und woher die Zeit nehmen. Apropos Zeit, immerhin waren wir etwas früher fertig als geplant und ich konnte noch bis halb eins ein paar administrative Sachen wegarbeiten und Mails beantworten.
Dann Mittagspause mit dem restlichen Chili, außerdem ein bisschen lesen und Päckchen auspacken: Die erste Runde meiner Sonntags-Bestellerei war gekommen, eine Jogginghose in „Zimt“ (ich würde es hellbraun nennen) und ein Adapter für mein Handy (USB-C auf den Headset-Stecker). Das Päckchen mit dem Stecker war ziemlich grob in den Briefkasten gerammt worden und ich war froh, dass nichts kaputt gegangen war. Unser Briefkasten ist leider ziemlich klein, aber trotzdem. (Das Jogginghosen-Päckchen war dafür liebevoll seitlich an der Eingangstreppe hinter einem Blumenkübel verstaut.)
Ab zwei arbeitete ich weiter. Neben einer Runde Mails hatte ich Meetings bis vier, organisatorische Sachen zu besprechen (eine Kollegin musste in die Prüfungsaufsicht eingearbeitet werden, außerdem besprachen wir schon Terminplanungen für 2023, haha), viel administratives Zeug. Dann die letzte Runde E-Mails, gerade häufen sich die Anfragen – gut so, aber ich komme schon wieder an mein zeitliches Limit, was ich abdecken kann. Trotzdem fuhr ich um Viertel vor fünf den Rechner runter, weil ich den Liebsten zur Haustür hatte reinkommen hören und wir geplant hatten, zusammen ein Paket abholen zu gehen (im Verein war eine Paketabholkarte gewesen, leider für die Abholstation am Ende des Stadtviertels, 35 Minuten Fußweg).
Draußen war es mittlerweile sommerlich warm. Ich zog mich erst einmal um, langärmliges Shirt und Sandalen, und sogar das war etwas zu warm. Trotzdem schöner Spaziergang, wir hatten endlich wieder Zeit zum Quatschen. Und das Päckchen (das sich als Werbequatsch herausstellte) bekamen wir auch heimtransportiert.
Daheim versorgten wir den Kater und gingen dann gleich zum Supermarkt nebenan: Wir wollten frische Erdbeeren und Hafermilch, nachdem wir am Samstag ja nicht so richtig einkaufen gewesen waren. Hafermilch und Grießpudding, Reis und tiefgekühlte Erbsen bekamen wir, nur die Erdbeeren ließen wir stehen: Es waren die drei letzten Schalen und sie waren quasi alle schon leicht gammlig und angematscht. Wir waren einfach ein bisschen zu spät dran für den Tag, aber ich war etwas unzufrieden. Was ist der Mai ohne Erdbeeren? Zum Glück gibt es noch ein paar Gelegenheiten (hoffe ich).
Wieder daheim gingen wir gleich ans gemeinsame Kochen, Dibbelabbes (ein saarländischer Kartoffelkuchen, für den komischen Namen kann ich nichts). Eigentlich hätten wir Räuchertofu reinschneiden wollen, wir hatten aber keinen mehr da (und kamen gerade aus dem Supermarkt zurück, nerv). Es ging mit scharf angebratenen Naturtofuwürfeln aber genauso gut.
Während das Essen im Ofen war, schaute ich noch eine Viertelstunde nach meinen Geschäftsmails und beantwortete ein bisschen (es war aber nicht mehr viel gekommen), und dann leitete ich dem Liebsten diverse Mails mit Rechnungen weiter, die er alle bezahlte. Ich hatte im April nämlich beim Online-Banking auf das neue Zahlungssystem umgestellt (der TAN-Generator hat demnächst ausgedient) und mir den Aktivierungscode zusenden lassen, dann aber vergessen, den Code zu, naja, aktivieren. Jetzt muss ich mir einen neuen senden lassen und solang geht das mit dem Online-Banking eher nicht, zumindest auf einem Konto nicht. Und da ich ja am Wochenende eingekauft hatte… Ein paar Sachen hatte ich mit Kreditkarte bestellt, aber einiges auch gegen Vorkasse.
Dann Abend: Sehr leckerer Kartoffelkuchen, danach eine Portion Grießpudding. Ich war unglaublich müde, obwohl ich nicht das Gefühl hatte, so viel gearbeitet zu haben (der Liebste widersprach mir da: Ich arbeite natürlich viel – dass ich ständig das Gefühl habe, es ist zu wenig und ich müsste noch mehr machen, hat mit dem tatsächlich geleisteten Pensum ja erst einmal nichts zu tun – und trägt im Übrigen auch zum Erschöpfungsgefühl bei). Auf jeden Fall hatte ich keinen Nerv für komplizierte Sachen, deshalb queere Jungs, wir sind bei der ersten (und damit für uns letzten, wir schauen ja umgekehrt) Staffel angekommen. Es wird aber eine siebte Staffel geben, habe ich gestern auf Instagram gesehen. Ist mir recht, ein bisschen gute Laune-Unterhaltung kann ich gut gebrauchen.