Eher nicht so gute Nacht, um der Hitze etwas entgegenzusetzen, ließen wir die Läden an der Dachterrassentür und auch den Vorhang einen Spalt offen, was das Zimmer ziemlich hell machte (ab morgens um vier). Warum außerdem zwitschern die Vögel eigentlich morgens so laut, es ist Ende Juni? Können die sich nicht auf den Frühling beschränken? Ich stand auf jeden Fall um Viertel vor sechs auf, nachdem ich schon eine Weile wachgelegen hatte. Da wir beide einen frühen Start hatten, war das aber auch okay. Der Liebste machte uns ein Müsli und ging um halb acht aus dem Haus, ich folgte ihm eine halbe Stunde später, nachdem ich das Haus einigermaßen regenfest gemacht hatte (für den Tag waren Gewitter angekündigt).
Die Woche war Prüfungswoche, und das Besondere daran war, dass ein Teil der Prüfungen im Ausland stattfand, genauer gesagt in Ägypten. Gleich als erstes morgens bekam ich per Mail die Nachricht, dass ein paar Geburtsdaten von Prüfungsteilnehmenden falsch waren (Tag und Monat vertauscht). Während ich in aller Eile die Daten korrigierte, meldete sich der Kollege aus Ägypten über Teams: Er war gerade beim Prüfungsstart, und einer der Prüfungsrechner akzeptierte die Identifizierungsnummer eines Teilnehmenden nicht. Wir versuchten also gemeinsam bei dem Teilnehmenden den Eintrag anzupassen, gleichzeitig wurde ein Ersatzrechner gestartet, auf dem es dann klappte – die Prüfung konnte losgehen und ich beschäftigte mich mit den tausend Sachen, die dringend an dem Vormittag zu erledigen waren. Außer halt, dass der Kollege um zehn nach neun schrieb „hier gibt es einen Stromausfall“, hurra. Die Laptops hielten aber tapfer durch, bis der Strom irgendwann wieder da war, sodass die Prüfung weiter laufen konnte.
Ich kümmerte mich also um meine eigenen technischen Probleme: Seit einem Update funktionierte ein Programm zum Download und Abspielen von Audiofiles nicht mehr richtig, ich konnte es zwar öffnen und die Files anwählen, aber der Download wurde dann gestoppt. Nach dem üblichen Hin und Her schrieb ich an den Anbieter eine Mail mit Screenshot und Bitte um Abhilfe.
Kaum war das erledigt, meldete sich der Kollege wieder: Die ersten Leute waren mit der Prüfung fertig, durch den Stromausfall und die kurzfristige Trennung vom Internet wurde am Kontrollrechner jetzt aber angezeigt, dass der Upload der Daten nicht geklappt hatte. Leider hatten wir dafür überhaupt keine Anweisung (das gesamte „Handbuch“ des Softwareanbieters für die Onlineprüfungen geht überhaupt nicht davon aus, dass etwas schief gehen könnte, es gibt keinen einzigen Eintrag zu Troubleshooting oder ähnlichem). Der Kollege war leicht gestresst, denn er hatte eine zu Ende gehende Prüfung und Prüfungsresultate auf mehreren Rechnern, die irgendwie zum Zentralrechner transportiert werden mussten, und zwar möglichst bald.
Ich rief eine Person beim Prüfungsanbieter an und wurde prompt auf die Zentrale umgeleitet, wo ich in der Warteschleife hing (der Anbieter ist katastrophal schlecht zu erreichen). Die nächste Stunde (!) hörte ich mir also bescheuerte Warteschleifenmelodie an und wurde zunehmend ungeduldiger. Schließlich meldete sich die Technikperson wegen eines anderen Themas per Mail und ich bat sie um Rückruf, was sie dann auch zehn Minuten später tat, immerhin. Und sie konnte uns auch beruhigen: Die Daten waren alle da, sie waren beim Ausfall lokal gespeichert worden und wurden dann bei wieder bestehender Verbindung automatisiert hochgeladen (nur die Anzeige war nicht Up to date). Wenigstens das hatte also geklappt, wenn auch sehr holprig (und von meiner Seite aus mit maximaler Genervtheit, was eine Stunde Warteschleife halt so mit einem macht).
Sehr schnelle Mittagspause mit dem restlichen Kartoffelsalat, parallel bereitete ich bei uns im Büro Raum und Rechner vor: Die mündliche Prüfung am Nachmittag fand Remote über eine Konferenzsoftware statt. Das hieß, die Prüflinge waren in Ägypten an einem Rechner, wir Prüfenden in Deutschland. Da wir jetzt ja seit zwei Jahren online unterrichten, ist das nicht so ganz spannend, wie es klingt, Hauptsache Ton und Bild sind okay.
Um halb eins kam die andere Prüferin, wir bequatschten uns kurz, wählten den Kollegen in Ägypten an (der nach dem morgendlichen Stress wieder einigermaßen entspannt aussah) und machten einen kleinen Technik-Check, alles ok. Und dann kamen schon die ersten Prüflinge, und die nächsten Stunden (bis halb fünf) nahm ich in einer Reihe mündliche Prüfungen ab. Das war zwar anstrengend, aber doch auch ziemliche Routine, alles lief glatt. Danach noch kurze Nachbesprechung mit dem Kollegen, dann schlossen wir die Prüfung für den Tag ab.
Mini-Pause, um wieder zurück ins Büro zu wechseln und mir einen Kaffee zu holen. Dann der letzte Teams-Call des Tages mit dem Kollegen zur Nachbereitung. Und damit war ich dann die nächsten Stunden beschäftigt, denn der Prüfungsanbieter hatte sich echt ins Zeug gelegt, die Dokumentation der Prüfung so kompliziert und unlogisch wie möglich zu gestalten, inklusive ausfüllbaren PDFs, die sich nicht ausfüllen ließen und deshalb ausgedruckt/eingescannt werden mussten, Anleitungen für Online-Formulare, die nicht zum bereitgestellten Formular passten und all so schöne Dinge. Um acht hatte ich gemacht, was ich machen konnte, hatte für den Rest zwei Mails geschrieben, und hakte den anstrengenden Prüfungstag ab. Daheim wartete schließlich eine Katze.
Der war tatsächlich da, lag draußen auf dem alten Hasenstall und war leicht empört, weil es tagsüber länger geregnet hatte (ich war morgens kurz nass geworden, hatte vom sonstigen Wetter aber nichts mitbekommen). Also erst einmal Katzenfütterung und Haus durchlüften, und dann machte ich Abendessen – der Liebste war an dem Tag auf Familienbesuch am Bodensee und deshalb nicht daheim. Dinkel kochen, Gemüse schnippeln, Pilze und Pak Choi anbraten, Dressing zusammenrühren, und um kurz vor neun hatte ich einen sehr leckeren Getreidesalat.
Den restlichen Abend verbrachte ich mit Kreuzworträtsel und Katerbespaßung, bis um zehn der Liebste heim kam. Er hatte eine Menge Neuigkeiten vom Bodensee mitgebracht, wir hatten also ziemlich zu erzählen, bis bei mir dann irgendwann das Limit erreicht war und ich todmüde ins Bett fiel.