Als ich am Morgen nach einer recht guten Nacht aufstand, war tatsächlich der Garten regennass. Der Himmel war graublau bewölkt, es roch nach Blättern und feuchter Erde. So eine schöne Atmosphäre und so gut, dass es jetzt endlich ein bisschen Regen gab – bei weitem noch nicht genug. Aber trotzdem, vielleicht startet jetzt ja der Spätsommer, ich kann es kaum erwarten. Es war auf jeden Fall draußen frisch und klar und die Straße nass, und ich beschloss spontan meine Morgenroutine komplett umzuwerfen: Nach zwei Tassen Tee und etwas Zeitung zog ich meine Laufsachen an, und als der Liebste um acht zur Arbeit fuhr, ging ich mit ihm los zum Laufen. Die ersten 100 Meter rollte er noch neben mir her, dann bog er rechts ab und ich trabte geradeaus weiter.
Sehr angenehm, so früh morgens zu laufen (also von wirklich „früh“ kann eigentlich keine Rede sein, aber früh für meine sonstige Sport“routine“). Interessanterweise waren auf der Strecke ausschließlich laufende Frauen unterwegs (nicht, dass es keine Männer gegeben hätte, aber die waren mit Spazierengehen oder Hund ausführen oder Radfahren beschäftigt). Und noch interessanter lächelten wir laufenden Frauen uns auf der Strecke alle zu. Keine Ahnung, ob das daran lag, dass halt ich blöd grinsend durch die Gegend lief und die anderen zurücklächelten, oder ob wir so eine Art geheimer Frauenlaufbund angehörten und uns wissend zunickten – yo, Mitläuferin. Eine Stunde Ruhe, bevor das Geschrei daheim wieder losgeht, oder, na, auch dabei im Kampf gegen die Atrophie? Auf jeden Fall war ich schon lang nicht mehr so durchgehend angelächelt worden.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde und einem sehr flüssigen Lauf (mit nur wenigen und vor allem kürzeren Gehpausen, es ist erstaunlich, wie gut das schon wieder geht) war ich um Viertel vor neun daheim. Ich schwitzte erst einmal ein bisschen nach und schaute nach dem Kater, dann ging ich duschen, startete den Rechner und machte zwei Scheiben Erdnussbutterbrot, die ich mit hoch ins Arbeitszimmer nahm. Mit allem Drum und Dran konnte ich um halb zehn erst so richtig arbeiten, was eine halbe Stunde später war, als ich es gern gehabt hätte. Wenn ich das mit dem Laufen morgens öfter machen möchte, dann müsste ich also spätestens um halb acht loslaufen, besser noch Viertel nach sieben, damit ich noch Zeit fürs Frühstück habe. Das sehe ich im Herbst/Winter nicht so richtig. Aber ich habe mir auch vorgenommen, von Woche zu Woche zu denken und mich nicht jetzt entmutigen zu lassen, bloß weil etwas im Winter vielleicht nicht mehr klappt. We’ll see.
Auf jeden Fall dann Vormittagsarbeit bis Viertel vor eins, die klassische Mischung aus Mails zu beantworten, Beratungen (ich machte einen neuen Einzelunterricht aus, obwohl ich eigentlich keine Zeit mehr für einen neuen Unterricht habe, aber der Teilnehmer wollte dringend ein Schreibtraining, worauf ich ja ein bisschen spezialisiert bin, und ich kenne ihn aus einem früheren Kurs und wollte ihn nicht hängen lassen, und… wie auch immer), Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung. Um zwanzig nach zwölf kam der Liebste heim und machte uns das Essen heiß, und eigentlich war das wirklich alles ziemlich gemütlich.
Übrigens gemütlich: Kaum dass ich zehn Minuten vom Laufen daheim gewesen war, hatte es zu regnen begonnen, und es regnete den ganzen Vormittag durch, so ein richtig schöner Landregen. Als der Liebste mittags nachschaute, waren die Regenfässer wieder voll. So dürfte es jetzt mal eine Woche durchregnen, aber das wird wohl eher nichts werden.
Gemeinsames Mittagessen mit frischen Nudeln und der restlichen Bolognese, danach ein Espresso, wir tauschten uns ein bisschen über den Tag aus, und um Viertel vor zwei ging ich für den Nachmittag ins Büro (mit Rucksack, langer Hose und Regenschirm, es regnete immer noch). Den Nachmittag über administrative Sachen und ein netter Einzelunterricht, um Viertel vor fünf war ich fertig (also „fertig“, natürlich hätte es noch für vier Stunden Arbeit gegeben) und machte Schluss.
Und dann – endlich wieder am Freitag – Yogakurs. Wir waren eine kleine Gruppe, und es war alles recht entspannt. Nur dass mein Arm weh tat, als hätte er von acht Wochen Krankengymnastik und Yoga und Sport nichts mitbekommen, außer in einer eigentlich unmöglichen Dreieckshaltung, die dann plötzlich doch ging, und… es ist so dermaßen inkonsistent und unlogisch und geht mir so auf die Nerven. Außerdem war Laufen am Morgen und Yoga am Abend vielleicht ein kleines bisschen überambitioniert für meine Achillessehne, sie schmerzte ordentlich. (Übrigens das Programm dieses Yogakurses: Schulteraktivierung – hallo Arm, und Stehpositionen – hallo Achillessehne, lol.) Ich plante für den Samstag eine Ruhepause ein, und am Sonntag… mal schauen. Die Achillesschmerzen waren ja damals vor zwölf Jahren der Grund gewesen, dass ich mit dem Laufen hatte aussetzen müssen und nie mehr so richtig reingekommen war, ich möchte es jetzt nicht übertreiben und dann wieder auf Null gehen müssen.
Um halb acht war ich daheim und holte den Liebsten aus dem Arbeitszimmer, wo er dabei war, die neue Software für unser Heimnetzwerk zu konfigurieren (wir haben ja den Anbieter gewechselt und jetzt keine Fritzbox mehr). Der Regen hatte gegen Abend aufgehört, es war ziemlich frisch, und der Kater hatte dementsprechend den ganzen Tag bei uns im Haus verbracht, beim Liebsten im Arbeitszimmer schlafend. Als ich kam, ließ er sich die Abendportion geben und verschwand dann nach draußen.
Wir blieben drin: Zum Essen hatte ich ein Stück gefrorene Pilzlasagne aufgetaut, die wir uns teilten, dazu eine große Schüssel Salat (Blattsalat mit Tomaten, Gurke, Paprika und Kräutern). Dazu machte der Liebste für uns eine Flasche Bordeaux auf, und damit war ich dann zufrieden und brauchte nichts weiter außer ein bisschen englischem Blaulichtdrama, einer warmen Jacke und einem Sofa. Und das hatten wir alles.