Ganz gute Nacht: Draußen hatte es zwar einstellige Temperaturen und regnete ordentlich, aber das gekippte Fenster im Schlafzimmer war trotzdem okay – warme Decke und vor allem warmer Kater im Bett, der sich an meine Wade anlehnte und großzügig Körperwärme verteilte. Ich stand um zwanzig nach sieben auf und war einigermaßen ausgeschlafen. Übliche Morgenroutine aus Küche aufräumen, Kater füttern und Tee kochen, während ich die Thermometer in Bad und Wohnzimmer anschaute: 19 Grad. In der Hoffnung, damit wenigstens ein bisschen das Zimmer aufheizen zu können, machte ich die Kerzen wieder an. Das brachte die Temperaturen innerhalb von anderthalb Stunden von 19 auf 19,6 Grad, also nicht gerade berauschend viel.
Ich ließ die Kerzen in Ruhe und machte uns in der Küche ein englisches Frühstück, dieses Mal neben Pilzen und Tomaten nicht mit Tofuwurst, sondern mit angebratenem Naturtofu, weil wir eine Packung offen hatten und ich ja letzte Woche schon eine schimmlige angebrochene Packung hatte wegwerfen müssen. Dazu machte der Liebste uns eine Kanne Kaffee, dann also Frühstück, ich blätterte durch das August-Heft Vegan Food & Living (das September-Heft liegt logischerweise auch schon da, ich bin einen Monat hintendran und schaute etwas missmutig auf all die Picknick- und Grill- und Salatrezepte) und bestellte ein paar Bücher für mich, ohne besonderen Grund. Das füllte mehr oder weniger den Morgen aus.
Ich hatte mir für den Tag ein paar Sachen vorgenommen: Dem Berliner Lieblingsmenschen zu schreiben, den abgelaufenen Seidentofu zu verbrauchen, laufen zu gehen, den Wochenplan zu machen und ein neues Buch anzufangen. Und ansonsten eben ein bisschen rumzuhängen. Das mit dem Rumhängen klappte den Vormittag über ganz prima. Ich schrieb als erstes die Mail an S, und gegen elf kümmerte ich mich um den Seidentofu: Schmolz etwas Schokolade im Wasserbad, rührte den Tofu mit Puderzucker und Vanillezucker glatt (Standmixerfunktion der Küchenmaschine), schlug Sojasahne mit etwas Sahnesteif glatt (Rührschüssel und Schneebeseneinsatz der Küchenmaschine, und das war schon richtig cool: Ich war ja skeptisch gewesen, aber mit dem Schneebesen auf der höchsten Stufe wurde die Sahne sehr schnell sehr steif, total praktisch). Die geschmolzene Schokolade wurde mit dem Seidentofu verrührt, dann wurde die Sahne untergehoben (Unterhebefunktion der Küchenmaschine, hihi), und schon hatten wir eine ganze Schüssel prima Schokomousse.
Ansonsten ein wenig sinnloses Internet-Shopping: Neben wie gesagt Bücherbestellung (nachdem ich wochenlang brav gewesen war, die letzte Bestellung war zwei Monate her) schaute ich nach einer langen Trainingshose. Klamotten im Internet ist ja so eine Sache, aber bei der müsste es mit der Größe so ungefähr passen – wir werden sehen.
Der Liebste machte uns um eins das Mittagessen warm (zweite Hälfte Kartoffel-Gemüse-Ofengedöns mit dem restlichen Smoked Ketchup), wozu er die Mikrowelle wieder einsteckte. Was sie natürlich sofort wieder in den merkwürdige-Geräusche-Modus versetzte. Nach dem Essen setzten wir uns also mit zwei Laptops zusammen und suchten nach einer neuen Mikrowelle. Nun sind der Liebste und ich ja ziemlich an entgegengesetzten Enden, was das Kaufverhalten angeht (der Liebste: vier Monate Testberichte lesen und YouTube-Tutorials ansehen und am Ende ein Gerät bestellen, das eigentlich für den industriellen Einsatz gedacht ist und eine halbe Niere kostet, ich: zehn Minuten Testberichte lesen, mich dann langweilen, mir ein preisliches Limit setzen – das meist unter dem liegt, wo der Liebste überhaupt erst anfangen würde zu kaufen – und dann innerhalb dieses Rahmens ein Gerät bestellen, das okay-e Kundenbewertungen hat und die Funktionen besitzt, die ich will, und dazu lieferbar ist, und wenn ich das nicht innerhalb einer halben Stunde hinkriege, dann war’s auch nicht so wichtig), und in Anbetracht dessen hatten wir dann doch recht schnell ein Gerät (ich sag mal so: Es wurde nach einer halben Stunde bestellt und kostete kein Organ). Mal sehen, was es kann. Aber da meine Ansprüche an Mikrowellen begrenzt sind (es soll Dinge heiß machen, „pling“ machen, wenn es fertig ist, und nicht spontan zu brennen anfangen), erwarte ich da keine größeren Enttäuschungen.
Gegen vier war das Feuer im Ofen (denn natürlich hatte der Liebste am Vormittag nach einem Blick auf die Kerzen den Ofen angemacht, wie hatte ich kürzlich gelesen: Wenn man im Herbst einmal den Ofen angemacht hat, dann macht man ihn nicht mehr einfach wieder aus) gerade ausgegangen, und ich hatte genug rumgelesen (allerdings kein Buch, stattdessen Internet und Katalog und sonstige Hefte), ich beschloss laufen zu gehen, der Liebste kam mit. Draußen war es kühl und ziemlich windig, ich zog also, Premiere, eine meiner Jogginghosen an (die eigentlich nur dem Namen nach Jogginghosen heißen, aber aus Baumwolle und eher so zum Rumhängen gedacht sind, nun ja) und oben über das T-Shirt eine Trainingsjacke und darüber sogar noch einen Windbreaker.
Das Laufen ging anfangs erstaunlich gut – so gut, dass wir die erste Gehpause komplett ausließen und durchliefen bis zur zweiten. Das war sehr cool und überraschte mich fast ein bisschen, denn damit war es wirklich ein langes erstes Stück, das ich ohne Pause lief. Aber es ging, ich war froh, bis mir im zweiten Laufstück die Beine etwas zu zittern begannen und mir so ganz leicht schwummrig wurde. Nicht, weil ich mich beim Laufen komplett übernommen hätte, es fühlte sich eher nach Loch im Bauch an, als hätte ich seit Stunden nichts gegessen (…seit drei Stunden, das hätte aber als Zeitabstand eigentlich gerade richtig sein sollen – vermutlich war das Mittagessen zu wenig gewesen). Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, als müsste ich das Laufen abbrechen, nur war das Gehen auch anstrengend und ich wollte möglichst schnell wieder heim – also liefen wir weiter, machten die beiden Gehpausen in der zweiten Hälfte ein bisschen länger, aber hatten ansonsten die normale Strecke, während der Liebste mir von seinen diversen Erfahrungen mit dem „Hungerast“ beim Radfahren und Skitourengehen und wo auch immer erzählte.
Nach vierzig Minuten waren wir wieder daheim – fünf Minuten schneller als sonst, da die zwei etwas längeren Gehpausen die ausgelassene erste offensichtlich nicht ausgeglichen hatten und wir überhaupt richtig lang und toll und cool gelaufen waren, und das mit leerem Bauch. Sehr zufrieden.
Daheim machten wir uns erst einmal eine Scheibe Brot mit Erdnussbutter, dann etwas ausschwitzen und duschen. Und dann war es schon halb sechs: Ich machte den Wochenplan für die kommende Woche und ging dann zum Kochen, während der Liebste ein bisschen Wäsche abhängte und einmal durchs Haus fegte.
Abendessen: Hoisin Spicy Rice, also in erster Linie Brokkoli, Karotten, Zwiebeln, Chili in etwas Öl angebraten, mit Essig, Hoisinsauce und Tamari abgelöscht, dann gekochter Reis dazu, ein wenig vermischt und noch kurz weitergebraten, fertig. Ging recht schnell, war geschmacklich okay, Reis halt. Krönender Abschluss war natürlich die Schokocreme, die lecker war, wenn sie auch von der Konsistenz her fluffiger hätte sein können (Memo an mich selbst: Erst ein bisschen flüssige Sahne in die geschmolzene Schokolade rühren und das dann mit dem Seidentofu vermischen, sonst flockt die heiße Schokolade sofort aus und das Ganze wird grieselig). Trotzdem natürlich erst eine Schale, dann nochmal eine, und etwas später eine dritte, weil sie halt da war, und dann war plötzlich die Schüssel leer, ups.
Den restlichen Abend auf dem Sofa: Der Liebste beschäftigte sich am Laptop damit, unsere Atlantis-DVDs auf die externe Festplatte zu übertragen, damit wir in Zukunft nicht mehr vom wackligen DVD-Laufwerk abhängig sind, eigentlich hätte ich den Abend also tatsächlich prima nutzen können, um das vorgenommene neue Buch anzufangen. Aber irgendwie zog es mich nicht so richtig hin. Stattdessen schaute ich kurz auf YouTube vorbei und verbrachte den restlichen Abend mit Blaulichtporno via Laptop. Immerhin: Vier von fünf vorgenommenen Sachen erledigt und Schokocreme, der Sonntag war also ganz okay.