Irgendeinen Quatsch geträumt in der Nacht und länger wachgelegen. Schließlich stand ich um sieben kurz nach dem Liebsten auf, war aber noch ziemlich müde. Draußen regenverhangener Himmel. Ich hatte mir für den Tag eine Tonne Sachen vorgenommen und fühlte mich schon müde, kaum dass der Tag angefangen hatte. Spoiler: Von der Tonne Sachen bekam ich genau zwei gebacken, aber – immerhin.
Zunächst einmal englisches Frühstück mit sehr vielen Pilzen, grüner Tee, eine Kanne Kaffee (die bis zum Abend reichte), Routine. Ich schaute in diversen Blogs vorbei, las ein bisschen, verschwand dann – seit langem einmal wieder – auf Twitter. „Willkommen zurück, lass uns deine Themenauswahl anpassen“ wurde ich begrüßt und war schon wieder genervt – der gleiche Quatsch, der damals auch der erste Schritt zum Niedergang von Facebook war, eine bis zur Unkenntlichkeit manipulierte Timeline. Nichts Neues bei Twitter, aber bei jedem Besuch habe ich das Gefühl, es würde schlimmer. Aber vermutlich sinkt nur jedes Mal meine Toleranzgrenze.
Auf jeden Fall wurde es halb elf und ich schubste den ersten wichtigen Erledipunkt des Tages an: Wir hatten ja am Vortag Blumen für den Friedhof gekauft, mussten also auf jeden Fall fahren, und ich wollte das gern noch am Vormittag erledigt bekommen. Der Liebste buchte einen Corsa auf elf Uhr, wir machten eine Mini-Katzenwäsche und um kurz nach elf holten wir das Auto und fuhren in die Nachbarstadt. Es war bewölkt und wir hatten mit feucht-kühlem Wetter gerechnet, aber die Sonne blitzte immer wieder zwischen den Wolken durch und es war deutlich wärmer als gedacht, beinah 20 Grad.
Auf dem Friedhof dann (auf einem Hügel mitten im Wald gelegen, 70er Jahre-Vorstellung, die Toten möglichst aus der Stadt weg zu haben und keinen Baugrund zu vergeuden, und außerdem „mit dem Auto ist man ja in 10 Minuten oben“) war es etwas kühler. Die Gräber sahen nicht so schlimm aus wie befürchtet, nachdem wir im August und September gar nicht da gewesen waren (September kein Wunder, aber August… irgendwie hatte ich da eine Menge nicht gemacht, für das doch eigentlich Zeit gewesen wäre? Ich muss mal nachlesen, was da los war), es gab ein bisschen Unkraut zu jäten und ein paar Pflanzen zurückzuschneiden, ein paar verblühte Sachen kamen auch raus. Wir hatten tatsächlich mit unseren drei Erika, vier Astern und zwei Zierblättern genau die richtige Menge für die beiden Gräber dabei, damit es wieder einigermaßen okay aussah.
Also alles ganz gut, und außerdem waren wir in ziemlich perfektem Timing losgefahren: Wir waren gerade mit Grab 1 fertig, da kam Schwester S mit einer Freundin den Weg entlang. Wir hatten gewusst, dass bei S vielleicht ein Spaziergang mit der Freundin und vielleicht dabei auch ein Friedhofsbesuch anstand, aber wir hatten nichts ausgemacht (auf unserer Seite ja auch zu viele vielleicht’s, keine sicheren Uhrzeiten, keine Sicherheit wegen des Wetters – bei strömendem Regen wären wir nicht gefahren). Umso schöner, dass wir uns noch einmal kurz sehen konnten, bevor S wieder an den Bodensee fuhr. Und dass die Gräber, ganz frisch gejätet und bepflanzt, auch von jemand anderem bewundert wurden als nur von uns.
Um Viertel vor zwei waren wir wieder daheim, nach einer Fahrt durch eine wunderschöne Herbstlandschaft mit umgepflügten Feldern und verfärbtem Laub, es war höchste Zeit fürs Mittagessen (restliches Schmorgemüse in der Auflaufform). Wir waren beide ziemlich müde, der Friedhofsbesuch war doch ein bisschen anstrengend gewesen, und überhaupt hatte ich das dringende Bedürfnis, den Rest des Tages herumzuhängen und zu lesen und überhaupt gar keine Disziplin mehr aufbringen zu müssen. (So viel zu „eine Tonne Sachen vorgenommen“, aber der wichtigste Punkt – Friedhof – war gemacht, und damit war ich erst einmal zufrieden.)
Der Liebste hatte eigentlich überlegt, dass wir zu einem Ligaspiel auf den Baseballplatz (zum alten Sportverein des Liebsten) gehen könnten. Das hatten wir schon ewig nicht mehr gemacht, aber vor ein paar Tagen hatte er die Information bekommen, dass eine alte Freundin und ehemalige Mitbewohnerin des Liebsten für zwei Wochen aus ihrer Wahlheimat Australien angereist war, und da sie ebenfalls aus dem Sportvereins-Freundeskreis stammte, war sie an dem Nachmittag dort und man könnte sich sehen. Wir waren etwas hin- und hergerissen, einerseits nette Idee, andererseits anstrengend, und wir waren sowieso eine Stunde später dran als gedacht, es war also nicht mehr viel Zeit. Während wir überlegten, begann es draußen zu regnen und es war schnell klar, dass es nicht nur ein kurzer Schauer war, sondern sich so richtig einregnen würde. Damit war die Entscheidung getroffen, denn im strömenden Regen auf dem Sportplatz: nein danke, wir blieben daheim.
Für den restlichen Nachmittag blieben wir also auf dem Sofa, unterbrochen von einmal Apfelkuchen und Kaffee. Der Liebste kam zu mir und schlief innerhalb kurzer Zeit fest ein, und der Kater kam auch dazu, nahm mir zwar etwas den Liegeplatz weg, lehnte sich aber dafür an meine Füße (beste Fußheizung). Und ich nahm den zweiten Erledipunkt des Tages in Angriff: Ich las den am Vortag angefangenen Krimi zu Ende (Band 7 der Duval-Reihe von Christine Cazon). Machte Spaß und las sich flüssig, um fünf war ich durch.
Damit hatte ich noch ein bisschen Nachmittagszeit, und die verbrachte ich mit Laptop und einmal quer durchs Internet-Lesen, ein Blick auf Twitter und etwas Querbeet folgende Fundstücke:
Warum erzählen ausgerechnet Nobelpreisträger oft so einen hanebüchenen Blödsinn? Man nennt das Phänomen „Nobelpreis-Krankheit“, dahinter versteckt sich aber nichts weiter als die Beobachtung, dass Männer (gendern ist hier wirklich nicht nötig), wenn sie in einem Bereich eine gewisse Expertise erlangt haben, ihnen dafür überdimensional gesellschaftliche Aufmerksamkeit zuteilwird und man ihnen regelmäßig Mikrofone vor die Nase hält, sich berufen fühlen, auch zu sämtlichen anderen Themen außerhalb ihres Fachgebiets eine „Experten“meinung zu äußern, und dann kommt dabei halt leider regelmäßig Quatsch heraus. Mir war der Text allerdings etwas zu oberflächlich, ich finde die Problematik noch weitergehender: Eher das Nachlassen der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, das Ende des Hype, ist Auslöser dafür, sich mit Extremansichten wieder in die Schlagzeilen zu bringen (wo man gefühlt „hingehört“) und dem eigenen Anspruch an die vermeintliche Wichtigkeit gerecht zu werden. Auch immer gern beobachtet bei Professoren (auch hier: gendern unnötig) nach der Emeritierung.
Und da wir schon beim Thema sind: Was bringt Gendern, und was nicht? Nun habe ich mich mit dem Thema, auch aus linguistischer Perspektive (da sind sie wieder, die Expert:innen), ja schon etwas häufiger befasst, und ich muss sagen, das ist eine richtig gelungene, ausführliche Zusammenfassung, die Quarks da zur Verfügung stellt. Einzig die Ausführungen zur „Grammatik“ sind teilweise nicht ganz korrekt, vermutlich weil die Autorin, linguistisch nicht vom Fach, hier mit einem etwas althergebrachten Schul-beeinflussten Grammatikbegriff operiert. Trotzdem: Guter Text, man kann ein Bookmark setzen.
Nachdem das letzte VF&L-Heft einen Artikel über Weekly Meal Planner hatte (alles unter dem Vorzeichen des Geldsparens, die Engländer sind ökonomisch noch eine ganze Ecke mehr gebeutelt als wir), stolperte ich auf der Seite der Verbraucherzentrale Bayern über diesen Artikel zur Essensplanung (ich war da eigentlich nur, weil die kürzlich das Webinar zur PV hatten, entdeckte dann aber eine ziemliche Fundgrube an spannenden Informationen zu allen möglichen Themen). Der Artikel gefiel mir gut, ich darf aber stolz berichten: Das Meiste mache ich eigentlich schon genauso. (Was eine großartige Hilfe ist.)
Und schließlich lädt der Goldene Aluhut zur alljährlichen Abstimmung ein: Wer gewinnt 2022 den Goldenen Aluhut für die größte Schwurbelei, den absurdesten antiwissenschaftlichen Blödsinn, die eifrigste Verbreitung von Verschwörungstheorien? Ich kann mit Freude berichten, dass ich bei Weitem nicht alle Schwurbelheinis kannte, obwohl ich ja nun schon viel in sozialen Medien unterwegs bin und auch konventionelle Kanäle der Berichterstattung viel nutze. Immerhin bei einigen ist die Reichweite dann doch noch nicht so groß.
Etwas mehr kannte ich bei der zweiten Abstimmung zum Fact Hero 2022, der Auszeichnung für unermüdliches Debunking, Aufklären, Anarbeiten gegen antiwissenschaftlichen Quatsch. Die Quarks Science Cops waren leider nicht dabei, sie hätten sonst sofort meine Stimme bekommen, dafür aber unter anderem der Graslutscher, und er hätte sich die Auszeichnung tatsächlich mehr als verdient.
Um kurz vor sieben ließ ich den Laptop ruhen und ging Salat waschen, kurz darauf kam der Liebste dazu und wir machten das Abendessen. Der Liebste hatte sich mal wieder Burger gewünscht, wir hatten dafür am Samstag diverse Burger Patties aus dem Alnatura mitgenommen (zwei auf Seitanbasis, der dritte… keine Ahnung, Erbsen?) und außerdem fertige Buns, also Burgerbrötchen. Wir brieten vier Patties an, die Brötchen kamen ein paar Minuten unter den Grill, Sandwichsauce, Salatblatt, Tomate, fertig. Dazu eine große Schüssel Blattsalat mit Kohlrabi, und das hätte ein prima Essen werden können, wenn, naja, es halt nicht Burger gewesen wären, denn das ganze Konzept mit Brot als Griff und Stulle und Sandwich und Wrap und Pitta und… ist mir einfach fremd und Brot ja sowieso nicht so meins. Außerdem waren die Brötchen etwas zu lang unter dem Grill gewesen und deshalb zu rösch geworden, was sie unangenehm zu essen machte (also für mich zumindest), und die Patties hatten zwar einen guten Geschmack, aber eine ganz komische Konsistenz (ich denke, das soll so, sie imitieren Hackfleischbratlinge, an die ich mich auch als ein bisschen eklig erinnere). Nun ja, der Liebste war zufrieden und für mich war es… auch okay (vielleicht dann in einem Jahr das nächste Mal wieder), außerdem hatten wir ja die Schüssel Salat.
Und dann zurück aufs Sofa und Rückzug nach Atlantis für den Rest des Abends. Schnaps als Digestif: Für mich eine Nägelesbirne (damit war die Flasche leer), für den Liebsten einen Zitronenlikör, so eine Art selbstgemachten Limoncello. Um kurz vor zehn ging ich ins Bett, so ein bisschen unzufrieden nach dem Tag, aber jetzt in der Rückschau denke ich: War doch gar nicht so schlecht. Ich hatte Laufen gehen wollen, dabei hatte mir der Regen (es regnete komplett durch bis in die Nacht) einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber wir waren vormittags trotzdem draußen gewesen und hatten gepflanzt und uns bewegt… Doch, das war schon okay. Zumal das Rumhängen ja eigentlich auch als Punkt auf meiner Liste stand.