Am Morgen, eigentlich schon in der Nacht, wachte ich mit heftigen Kopfschmerzen auf. Das Wetter hatte umgeschlagen, was ich vermutlich merkte (draußen grauschwarzer Nieselregen, feucht und dunkel), außerdem waren der Bauch und die Schultern völlig verspannt, auch nicht hilfreich. Ich hatte allerdings wenig Zeit zum Wehklagen, ich hatte einen Frauenarzttermin in der Nachbarstadt und musste früh aus dem Haus. Eine Tasse Tee, ich setzte noch einen Brotteig an, eine schnelle Dusche, und um Viertel vor acht gingen der Liebste und ich los.
Normalerweise hätte ich einfach den Zug genommen (fährt jede Viertelstunde, braucht nur 12 Minuten, Frauenarztpraxis ist direkt neben dem Bahnhof), aber zur Zeit ist in jede Richtung um uns herum Baustelle und Schienenersatzverkehr und, zumindest wenn man einem Artikel glauben konnte, der vor ein paar Tagen in der Lokalzeitung erschien, heilloses Chaos. Der Liebste hatte sich deshalb angeboten, mich mit dem Auto zu fahren. Wir fuhren also um kurz vor acht mit reichlich Puffer los (immer noch dunkel, Sprühregen, kalt, ausgesprochen schlechtes Autofahrwetter). Wie sich herausstellte, war das Chaos aber wohl vor allem auf den ÖPNV bezogen gewesen oder wir waren für den Berufsverkehr schon zu spät dran: Wir kamen auf jeden Fall sehr gut durch, um Viertel nach acht waren wir schon da.
Da ich den Termin erst um neun hatte, gab es für mich noch reichlich Zeit und auch der Liebste hatte noch etwas übrig. Wir gingen also erst einmal bei einem Bäcker frühstücken (was mich so sehr an meine Zeit in England und Irland erinnerte, ich hatte viel Zeit in quasi-Bäckerei-Cafés verbracht – richtige Bäcker gibt es da ja eher nicht – auf jeden Fall Frühstück bei Costa’s, Insomnia, you name it). Einen schwarzen Kaffee (den Hinweis auf der Preistafel „Fragen Sie unser Personal gerne nach Milchalternativen“ quittierte die Angestellte mit „…Hafermilch??? Sowas hamwer nich“) und zwei Brötchen später gingen wir wieder in den Regen, der Liebste setzte sich ins Auto und fuhr heim und ich ging zum Arzt.
Es war leider viel los, ich saß trotz Termin eine knappe Stunde im Wartezimmer (wie ich später mitkriegte, waren zwei Leute einfach spontan ohne Termin vorbeigekommen, was bei der katastrophalen Facharzt-Situation einerseits nachvollziehbar ist, andererseits… really). Der eigentliche Termin war dann wie immer schnell, easy, unspektakulär, noch etwas Small Talk mit dem ausgesprochen netten Arzt, dann war ich wieder draußen.
Draußen schlappte ich tatsächlich quasi direkt auf einen abfahrbereiten SEV-Bus zu, keine Ahnung, warum die Zeitung so negativ berichtet hatte. Ich kaufte mir auf jeden Fall über die App ein Ticket, und eine halbe Stunde später, zwanzig vor elf, war ich wieder daheim. Es nieselte immer noch, ich war froh, im Warmen zu sein. Der Liebste (im Home Office) kam gerade aus seinem Meeting und hatte Kaffee gemacht, und das war alles ganz angenehm.
Den restlichen Vormittag Mails und Korrekturen bis halb eins, dann hatte ich ein Meeting mit einer Kollegin, die mich kommende Woche sowohl einmal im Kurs als auch administrativ vertritt, und um eins dann eine kurze Mittagspause, der Liebste hatte die zweite Portion Linsensuppe schon heiß gemacht. Hihi.
Den Nachmittag über hatte ich Unterricht, einen Prüfungsvorbereitungskurs. Eigentlich lief er ganz okay, nur mit dem Schluss war ich nicht so zufrieden (ich hatte eine Übung herausgesucht, die sich als etwas zu schwer herausstellte und die Leute ein wenig frustrierte, das war leider kein sehr positiver Abschluss – ich hätte besser mit etwas einfacherem aufgehört). Insgesamt ist die Gruppe sehr heterogen und es gibt schon noch einige Baustellen. Nun ja.
Auf jeden Fall hatte ich nach dem Kurs sehr wenig Zeit, ich wollte nämlich unbedingt in den Yogakurs, und da ich ja daheim war, musste ich mich ziemlich beeilen. Regen hin oder her, ich schmiss meine Sachen in die Tasche und setzte mich aufs Fahrrad, um überhaupt noch einigermaßen rechtzeitig zu kommen. So war ich leicht nass, aber ein paar Minuten vor dem Start da und konnte mich noch in Ruhe umziehen.
Guter Kurs, wir waren nur wenige Leute und die Trainerin konnte sehr intensiv mit uns üben. Die Atmosphäre war irgendwie nett: Draußen ausgesprochen ungemütlich, man konnte die Rücklichter der Autos durch den Regen sehen, wie sie sich auf der Bundesstraße durch den Feierabendverkehr quälten, und wir waren drinnen im Trockenen und Warmen. (Also mehr oder weniger, so richtig warm war der Raum nicht, aber egal.)
Nach dem Kurs ging ich noch einmal schnell ins Büro, um drei letzte Mails zu schreiben, dem Kurs vom Nachmittag noch etwas Material zur Verfügung zu stellen, nach Zahlungen zu schauen und schließlich meinen Autoresponder einzuschalten, und ab halb acht hatte ich dann tatsächlich Wochenende und Feierabend und Urlaub.
Der Liebste war daheim schon am Kochen und leicht gestresst. Ich machte erst einmal eine Playlist an (70er Jahre-Rock) und schenkte uns ein Feierabendbier ein, so zum Runterkommen und so. Dann gemeinsames Kochen, nebenher kam der Brotteig vom Morgen in den Ofen, und schließlich Abendessen, Spaghetti Carabonara mit ordentlich Mandelmus und Räuchertofu. Wir machten dazu eine Flasche französischen Rosé auf, beließen es aber bei einem Glas, ich war ganz froh, dass sich die Kopfschmerzen im Lauf des Tages so langsam verzogen hatten. Und dann etwas Blaulichtporno (eine neue Folge Feuerwehrquatsch auf DMAX), und anschließend, weil ich für eine komplette Folge Atlantis zu müde war, ein bisschen Simon’s Cat auf YouTube. Unsere eigene Cat war währenddessen draußen (den Regentag über hatte er nicht so Interesse an der Außenwelt gezeigt), aber die gezeichnete Version ist ja fast genauso niedlich.