Um zehn vor sieben von einem miauenden Kater geweckt worden. Eigentlich wäre das eine gute Aufstehzeit gewesen, aber ich fühlte mich dann doch so müde, dass ich nach dem Füttern und Teekochen meine Tasse Tee auf den Sofatisch stellte, mich auf dem Sofa in eine Decke wickelte und noch einmal für eine halbe Stunde die Augen zumachte. Das war eine sehr gute Idee. (Überhaupt schließlich Urlaub und so.)
Um halb acht stand ich dann schließlich auf, der Liebste wurde auch wach. Wir machten ziemlich langsam, irgendwie fühlte ich mich nicht so fit, keine Ahnung, ob die Müdigkeit und Schlappheit vom Blutspenden erst einen Tag später kommt. Übrigens Blutspenden: Am Morgen hatte ich eine Mail vom Roten Kreuz im Posteingang mit Tipps, wie man sich nach dem Blutspenden verhält. Sehr nette Idee, nur dass sich sämtliche Tipps auf den gleichen Tag, also direkt nach dem Blutspenden bezogen, und ich die Information einen Tag später für eher verbesserungswürdiges Timing hielt. Aber der gute Wille war auf jeden Fall da.
Zum Frühstück toasteten wir das restliche Brot, Tomate dazu, ziemlich viel Kaffee. Dann etwas Zeitung und Internet, ich las ein paar Takte und um elf gingen wir aus dem Haus für ein zweites Frühstück, das Brot war etwas wenig gewesen.
Neues Zentrumsrand-Café. Es war krass warm, ich setzte mich trotzdem rein (Fenster und Türen waren sowieso offen). Der Liebste schaute noch schnell im Bastelverein vorbei (dort war irgendwie der Heizungsmonteur zugange) und kam nach ein paar Minuten dazu. Wir bestellten Hafermilchkaffee und ein Porridge mit Nüssen für mich (gut, nur etwas süß, unseres ist besser, außerdem verstehe ich nicht, wenn man „ganz ohne Früchte“ bestellt, warum man dann trotzdem irgendwelches Obstzeug als Deko auf dem Essen bekommt) und einen Karottenkuchen für den Liebsten. Alles ziemlich gemütlich, um uns herum überall junge Menschen, 70% mit Laptops beschäftigt. Dabei ist das Café noch nicht einmal in Uninähe. (aber die Uni ist hier ja quasi überall.)
Nach dem Essen wollten wir uns ein bisschen bewegen und gleich noch etwas Nützliches erledigen: Also gingen wir heim, füllten einen Rucksack voll mit alten Büchern und machten einen Spaziergang zum Bücherschrank im Nachbarviertel. Die Bücher bekamen wir prima unter (es wäre noch Platz für mehr gewesen), wieder daheim fand ich den Altbücherstapel auf der Treppe aber quasi kaum reduziert. Dabei war ein ganzer Rucksack voll weg, es war etwas frustrierend. Vermutlich war das aber eher eine optische Täuschung.
Auf jeden Fall war es dann zwei Uhr und wir machten das Mittagessen heiß, den Rest des Seaside Pie. Und dann verbrachten wir ein wenig Zeit flügelschlagend am Esstisch. Wenn man so ein Spiel einmal aufgebaut hat, ist die Hürde zum Spielen gleich mal deutlich niedriger.
Für den Nachmittag war der Liebste im Bastelverein verabredet, um halb vier ging er los. Ich hatte überlegt mitzukommen und dann zum Fitness abzubiegen, oder vielleicht auch alternativ ins Arbeitszimmer zu gehen und zwei Stunden zu arbeiten, aber ich entschied mich gegen beides: Ich war viel zu müde. Ich legte mich also mit Buch aufs Sofa, las ein bisschen, und irgendwann fielen mir dann die Augen zu und ich schlief eine kurze Runde.
Gegen halb fünf wachte ich auf, ich hatte gerade kurz genug geschlafen, dass ich mich erholt fühlte und nicht matschig. Also beschloss ich wenigstens eine Sache zu erledigen, ich packte meine Sachen, stellte dem Kater etwas Futter hin und ging ins Fitnessstudio. Draußen war es geradezu lächerlich warm, ich hätte die Trainingsjacke überhaupt nicht gebraucht, erst recht nicht im Studio.
Dort also eine Stunde Training (die am Montag neu gekaufte Hose kam erstmalig zum Einsatz, sehr zufrieden). Ich war zwar immer noch schlapp, aber es ging trotzdem alles ganz gut. Nur unkonzentriert war ich, meine Gedanken wanderten so durch die Gegend, zwischenzeitlich hatte ich vergessen, wie eines der neuen Geräte funktionierte, bei einem anderen Gerät konnte ich mich nicht erinnern, ob ich den Einstellbügel wieder auf die Nullposition zurückgestellt hatte oder nicht, und am Ende war ich kurzzeitig nicht sicher, ob ich wirklich schon beide Durchgänge gemacht hatte oder erst einen. (Wie sich herausstellte, passte alles – das neue Gerät fiel mir wieder ein, der Einstellbügel war richtig und mein Handy hatte auch zwei Durchgänge aufgezeichnet. Es ist auch immer der Herd aus, wenn ich gehe.) Ich zog noch etwas meine Schultern am Seilzug lang und ging dann relativ schmerzfrei heim.
Auf dem Rückweg um kurz nach sechs schaute ich beim Liebsten im Bastelverein vorbei. Er hatte eigentlich erst auf sieben heimkommen wollen, aber da es gerade gut passte, kam er mit und wir kochten gemeinsam Abendessen, rote Linsen mit Kohlrabi in einer Kokossauce, dazu Reis. Klingt nach einer merkwürdigen Mischung, war aber gut (man muss sehr darauf achten, nicht zu viel Flüssigkeit zu nehmen, sonst wird das Ganze sehr suppig, außerdem: Naja, Reis halt).
Nach dem Essen ging der Liebste wieder zum Verein zurück, er war mit anderen Mitgliedern zu einer Besprechung und Aufräumaktion verabredet. Und ich verwarf den Gedanken ans Arbeiten endgültig, es war schon kurz vor acht und ich war einfach ziemlich kaputt. Ich bespaßte den Kater ein bisschen, Katzenangeljagd, dann schaute ich ein wenig Blaulichtporno , und schließlich zog ich mich aufs Sofa zurück und las den Rest des Abends. Um Viertel vor elf ging ich ins Bett und las das Buch zu Ende, und kurz darauf kam dann auch der Liebste heim.
Das Buch war das schon erwähnte Ten Steps To Nanette von Hannah Gadsby, und es ist auf jeden Fall eine Leseempfehlung – auch wenn die letzten drei Kapitel für mich teilweise schwer verständlich waren, mir fehlte dafür einfach zu viel Hintergrundwissen (es ging unter anderem um Taylor Swift und Beoncé und keine Ahnung, amerikanische Popsängerinnen interessieren mich ausgesprochen wenig, und auch die aktuelle Comedy-Szene ist nicht meine Stärke, solang sie sich nicht in UK abspielt). Davon abgesehen aber: Powerful Stuff.
Kurz nachdem wir Nanette auf Netflix gesehen hatten, strichen wir unser Schlafzimmer und nahmen in diesem Zug das Picasso-Poster über dem Bett ab und danach erst einmal nicht wieder auf. Nanette hatte mir Picasso ziemlich verleidet. Letzte Woche erst war mir das aufgerollte Poster wieder in die Hände gefallen und ich hatte kurz darüber nachgedacht, aber jetzt nach dem Buch: Ich sehe mich das Poster nicht wieder aufhängen. In der Debatte „Werk vom Künstler trennen“ habe ich schon immer die Auffassung vertreten, dass man nur dann das Werk vom Künstler „trennt“, wenn man eigentlich zu faul ist, über seine eigenen Geschmäcker und Vorbilder zu reflektieren. (Und ja, klar, kein Künstler ist unfehlbar, muss man auch nicht sein, aber das ist ja nicht binär, es gibt durchaus noch Zwischentöne zwischen „Unfehlbarkeit“ und „gewalttätige sexualisierte Beziehungen zu minderjährigen Mädchen“.) Für den Platz über dem Bett werden wir also wohl ein anderes Bild suchen gehen.