Ziemlich gerädert beim Aufstehen, obwohl wir eigentlich keine schlechte Nacht gehabt hatten. Draußen lag immer noch Schnee und es war ordentlich kalt, auch im Haus – im Esszimmer hatte es 17,5°. Die Laune war dementsprechend nicht so ganz super. Müsli mit Himbeeren zum Frühstück, dann gingen wir ins Bad und stellten dabei fest, dass der Abfluss in der Badewanne jetzt endgültig nicht mehr ablief. Oder nur noch sehr, sehr langsam: Nachdem ich mit Duschen fertig war, stand unten einige Zentimeter das Wasser und brauchte eine knappe halbe Stunde, bis es durch den verstopften Abfluss weggesickert war, einen schmierigen Seifenrand zurücklassend.
Der Liebste war im Büro, ich war allein im Home Office und hatte nicht wirklich viele Termine, also ein eher entspannter Vormittag. Ich kümmerte mich einmal um Mails und Gedöns, und bevor ich dann um zehn einen Unterricht startete, holte ich zunächst mit der Pinzette alles an Haaren und Fremdkörpern aus dem Abfluss, was ich so erreichen konnte, und leerte dann eine Ladung Waschsoda hinein. Ein wenig Wasser hinterher, einwirken lassen.
Nach dem Unterricht hatte ich noch ein Meeting, dann war es Viertel vor eins, ich kippte ein bisschen heißes Wasser in den Abfluss und spülte dann ordentlich nach, in der Hoffnung, das Wasser jetzt in einem schönen Strudel ablaufen zu sehen. Stattdessen sah ich zu, wie es nach oben stieg und nach wenigen Sekunden wieder in der Wanne stand. Hm.
Etwas improvisiertes Mittagessen, ich machte mir ein paar Spirelli und dazu eine Packung Tiefkühl-Sommergemüse mit etwas Currypaste, ein wenig Wasser und Mandelmus, dazu eine klein geschnittene Zwiebel und ein wenig Petersilie. Nicht so ein schlechtes Essen, und in 15 Minuten fertig.
Zweiter Versuch: Ich schlug in diversen Haushaltsratgebern nach, die wir so daheim stehen hatten. Die Abflussfrei-Rezepte ähnelten sich alle ziemlich, mal mit Essig, mal ohne, mal mit Natron, mal mit Waschsoda. In meinem zweiten Versuch löffelte ich ein paar Esslöffel Salz und ein paar Esslöffel Natron in den Abfluss und gab einen ordentlichen Schwung Haushaltsessig hinterher. Das führte zu einer schönen, schäumenden Reaktion. Ich beschloss, das Ganze mal ein bisschen ruhen zu lassen.
Den Nachmittag über hatte ich eigentlich vier Beratungstermine, davon waren aber zwei nur reserviert, aber nicht bestätigt worden, und eine dritte sagte mir kurz vorher ab. Mein Nachmittag war also eher geruhsam, mit etwas Unterrichtsvorbereitung, eben einer Beratung und ein bisschen administrativem Gedöns. Und der Nachricht, dass der Katastrophenlieferant sich jetzt auf meine E-Mail hin gemeldet hatte, oder um genauer zu sein auf die E-Mail meines Kollegen hin. Meine Mail war überhaupt nicht gelesen worden, weil unsere Ansprechpartnerin mittlerweile das Unternehmen verlassen hatte und ihre Stellvertreterin „auf unabsehbare Zeit“ nicht erreichbar war (Info aus dem Autoresponder). Der Lieferant war „überrascht“, dass uns das niemand kommuniziert hatte. Ich ja eher nicht so. Auf jeden Fall Arbeit bis halb sechs, dann machte ich Feierabend: Ich hatte einen verstopften Abfluss niederzuringen.
Der dritte Versuch war nach dem detailliertesten Rezept, aus „Zero Waste“ von Shia Su, auch wenn ich mich nicht so ganz an die genauen Milliliter- und Gramm-Angaben hielt. Zunächst einmal schüttete ich einen Liter kochendes Wasser in den Abfluss. (Das Wasser kam mir zwar auch entgegen, verschwand aber deutlich schneller, so ein ganz kleines bisschen schienen die ersten beiden Versuche also schon einmal gebracht zu haben.) Dann kam die restliche Packung Waschsoda hinterher, es werden so ungefähr 4-5 Esslöffel gewesen sein (ich maß wie gesagt nicht genau ab). Direkt darauf 100 ml Haushaltsessig, und auf das entstehende Geschäume packte ich den Stopfen und machte den Abfluss zu. So blieb es für ungefähr eine halbe Stunde, und dann kippte ich noch einmal ungefähr anderthalb Liter kochendes Wasser hinterher. Effekt: Das Wasser kam mir entgegen und floss nur sehr langsam ab.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ich etwas müde mit meinen Haushaltsmittel-Abflussreiniger-Versuchen. Ich beschloss, am Wochenende einfach eine Flasche Domestos zu holen, und ging zum Kochen nach unten. Etwas irritiert, weil der Liebste noch nicht daheim war und auch meine Threems nicht durchgingen, aber ich kümmerte mich trotzdem um Geschnippel und hatte eine knappe Stunde später einen großen Topf Gemüseeintopf mit Gerstengraupen (die Graupen hatte ich extra gekocht, damit sie im Eintopf nicht so herumschleimen).
Mittlerweile war es sieben und plötzlich gingen die Threems an den Liebsten durch, die drei Stunden lang nicht ausgeliefert worden waren. Ich zog mir Mantel und Schuhe an, ging ihm entgegen und passte ihn vier Minuten von unserem Haus entfernt ab. Wie sich herausstellte, war er nach der Arbeit noch kurz („kurz“) im Bastelverein gewesen und hatte dort schlechten Empfang gehabt. Und im Büro war ihm der Empfang zwischenzeitlich auch zusammengebrochen. Das ist jetzt schon mehrfach passiert, die Telekom scheint da oben keine zuverlässige Abdeckung zu haben.
Auf jeden Fall wartete daheim ordentlich Gemüsesuppe, und gegen die Kälte im Haus (es hatte im Wohnzimmer zwischenzeitlich nur noch knapp 16°, mit Heizung ging es auf gerade mal 17°) machte ich ein Feuer an. Und dann schaute sich der Liebste den Abfluss an, und als er den Duschkopf vom Schlauch schraubte und direkt mit dem vollen Wasserstrahl in den Abfluss ging, wurde eine ordentliche Menge Dreck nach oben gespült, und plötzlich bildete sich ein schöner Strudel und das Wasser lief wieder richtig ab. Meine Haushaltsmittel-Versuche hatten also doch funktioniert, es hatte nur einmal ordentlich mechanisches Nachspülen gefehlt. Was genau von den drei Versuchen am Ende geholfen hat, weiß ich jetzt halt nicht – wahrscheinlich alle drei gemeinsam irgendwie. Ich war auf jeden Fall zufrieden, und das Abflusssieb war durch den Essig jetzt auch wieder schön sauber.
Den restlichen Abend mit Decke, Himbeer-Skyr und Castle auf dem Sofa. Insgesamt ein eher langweiliger, ein bisschen unausgefüllter und unspektakulärer Tag: Der Höhepunkt war ein verstopfter Abfluss, meine Güte. Aber wie ich in einem anderen Blog (bei Herrn Buddenbohm) unlängst las: Man muss den Alltag nur abwechslungsarm und öde genug gestalten, und schon werden selbst die kleinen Dinge zum Event. Oder so.