In Anbetracht der wartenden vollen Woche hatte ich einigermaßen okay geschlafen, nur etwas gefroren dazwischen und mir die extra Wolldecke wieder geholt (eigentlich hatte ich sie letzte Woche schon zur Seite gelegt). Es war ordentlich kalt geworden, der Garten regennass, überhangener Himmel.
Beim Runterkommen überraschte mich die Zeitung mit der Nachricht, dass eine bestimmte Person des öffentlichen Lebens, die in unserer Stadt eine gewisse Rolle spielt und zufälligerweise zu den Personen gehört, die mich anwidern wie kaum sonst jemand, nach wieder einmal einem verbalen „Ausrutscher“ (=mit voller Absicht verletzenden und provozierenden Aussagen) aus seiner Partei ausgetreten ist. Sehr schön, es kann den Grünen nur gut tun. Wenn er nur den Anstand hätte, auch von seinem Amt zurückzutreten, aber dieser Anstand ist halt nicht Teil seiner Persönlichkeit.
Die diversen „Entschuldigungen“ waren zwar wieder komplett ekelerregend (die eigenen jüdischen Vorfahren und eine Kindheitstraumatisierung als Erklärung, ernsthaft? Wie tief kann man sinken?), aber vielleicht, vielleicht, nimmt es diesem widerwärtigen Menschen ein bisschen etwas von der öffentlichen Aufmerksamkeit und man muss dann weniger von ihm lesen.
Ich hatte auf jeden Fall wenig Zeit, mich mit Politik zu beschäftigen (und aufzuregen), nach einer Blitzdusche und einem ebenso eiligen Frühstück (frisches Brot, immerhin) war ich um zehn vor acht schon im Arbeitszimmer. Um acht startete ich einen neuen Unterricht.
Der war eher herausfordernd, erstens weil der Termin auf 90 Minuten angesetzt war, zweitens weil der Mensch zwar sehr nett war, aber phonetisch nicht ganz so einfach zu verstehen, und leider hatte er nur ein kleines Headset zur Verfügung. Und die Mikrofone in den Headsets sind einfach überhaupt nicht gut.
Egal, trotzdem guter Start, danach ein Blick in die Mails, ein bisschen Orga, ein kurzes Teamsmeeting mit dem Kairo-Kollegen (der gleich mal im Hotel in Kairo das WLAN ans Limit brachte, weil er mit seinem Laptop fünf Dinge gleichzeitig zu bearbeiten versuchte). Dann verabschiedete ich den Kater und ging um elf ins Büro. Trockenen Fußes.
Den Vormittag über viel Orgakram und ein längeres Meeting mit meiner Team-Kollegin. Mit ein bisschen Diskussion, weil wir, für mich überraschend, bei einem Punkt völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen hatten. (Obwohl es da eigentlich keine zwei Betrachtungsweisen gibt. Dachte ich bis jetzt. Oder geben sollte zumindest. Naja.)
Etwas längere Mittagspause mit Spargelpasta und einer Kollegin, mit der ich mit am längsten zusammenarbeite und immer schon gut verstanden habe – endlich hatte ich mal daran gedacht, eine gemeinsame Mittagspause vorzuschlagen. Da wir beide gleich alt sind, klang das Gespräch in der Pause auch dementsprechend (Ach, du gehst also zweimal die Woche ins Fitness, das versuche ich ja auch… – ja, ich muss, sonst Knie-Rücken-Nacken. – Wem sagst du das, und dazu kommen noch Knöchel-Schultern-Kopf! – In der Tat, und dann die Schlafstörungen…).
Anschließend setzte ich mich noch mit einer Tasse Kaffee zu den (…jüngeren) Kolleginnen und erfuhr dabei, dass eine Kollegin eine Wohnung im Stadtzentrum gefunden hat, die von ihrem Gehalt auch bezahlbar ist. Nach über zwei Jahren Suche.
Nachmittags Unterricht (diese spezielle Prüfungsvorbereitungsgruppe nähert sich ihrem Ende, was auch gut ist, so langsam geht die Energie aus), viel Orgakram, der letzte Schliff für die wartenden Kairo-Prüfungen (alles soweit startklar) und schließlich noch ein Unterricht am Abend, in dem eine Teilnehmerin eine kurze Präsentation zum Thema Lebertransplantationen hielt (ich bekomme oft beruflich relevante Präsentationen zu hören, in diesem Fall halt in einer Ärzte-Gruppe, und lerne dabei immer am meisten. Nun gut, weniger bei den Ärzten, das ist meistens nicht so sehr interessant, eher die Ingenieur:innen und so). Um kurz vor sieben war ich fertig und ging heim.
Gemeinsames Kochen mit dem Liebsten, der an dem Tag die Radfahr-Saison wieder eröffnet hatte und mit dem Fahrrad den Berg hoch zur Arbeit gefahren war. Und auf dem Heimweg übers Nachbardorf zurück. Dementsprechend schlammig und gut gelaunt war er (und ein bisschen neidisch ich – bei mir die ganze Woche mit langen Tagen und quasi keiner Chance auf Bewegung).
Auf jeden Fall Abendessen: Eine sehr große Schüssel Kartoffelsalat mit Mayo, Räuchertofu, einem Rest Pesto, Gurke, Paprika. Sehr guter Salat. Dazu Doctor: Neue Staffel, neuer Doctor (Matt Smith), neue, schottische Companion. Ich bin mit dem Matt-Smith-Doctor ja nie so richtig warm geworden, mal sehen, wie es mir jetzt beim Rerun geht. Auf jeden Fall war es auch atmosphärisch gut, dass das Doctor-Donna-Rose-Drama jetzt abgeschlossen war. Es gibt schließlich schon genug Drama im realen Leben.