Was für einen Unterschied es ausmacht, eine Nacht lang richtig geschlafen zu haben. Am Morgen war ich zwar nicht sofort komplett wach und auf der Höhe, aber der Unterschied zu den beiden vorherigen Tagen mit ihrer bleischweren, zähen Erschöpftheit war deutlich. Im Haus einigermaßen angenehme Kühle (was man so als „kühl“ bezeichnet im Sommer, 23 Grad), draußen blauer Himmel, ich hoffte auf einen angenehmen Tag, auch wenn gegen später Gewitter angekündigt waren.
Zum Frühstück machte der Liebste uns erst einmal ein Peanut Butter Porridge mit zwei letzten Bananen. Ruhiger Morgen, wir waren beide im Home Office. Ich startete den Rechner um halb neun, weil ich als Krankheitsvertretung eingeteilt war, da sich aber niemand krankgemeldet hatte (hurra), ließ ich mir mit dem eigentlichen Arbeitsstart Zeit und war erst gegen halb zehn nach Dusche und viel Tee so „richtig“ am Schreibtisch.
Den Vormittag über administratives Gedöns (weniger als die letzten Tage zum Glück), dazu einiges an Unterrichtsvorbereitung. Parallel dazu nahm die Temperatur an Fahrt auf und kletterte auf über 30 Grad, ab zehn machten wir alle Fenster zu, weil man nicht mehr abkühlen konnte. Dazu aber bewölkter Himmel, es war unglaublich schwül und ich hatte das Gefühl, mir würde das Hirn im Kopf so langsam schmelzen. Ich hatte definitiv schon konzentrierter gearbeitet.
Schon um kurz nach elf begann mein Magen herumzupöbeln und Mittagessen ins Gespräch zu bringen, keine Ahnung, was mit Porridge immer ist, dass es nicht so lang vorhält (die Kalorien können es nicht sein). Wir hielten aber trotzdem tapfer durch bis eins, dann die zweite Hälfte Eintopf mit Riesenbohnen und Kartoffeln. Ich legte mich noch ein bisschen aufs Sofa und machte ein paar Minuten die Augen zu, und um kurz vor halb drei ging ich aus dem Haus und ins Büro. Ohne Fahrrad, weil ich meine Trainingstasche fürs Fitness dabei hatte – schon nach wenigen Metern war ich nassgeschwitzt, besonders dort, wo der Tragriemen der Tasche über der Schulter lag. Wenigstens hatte ich ein schwarzes Shirt anziehen können, weil ja die Sonne nicht schien, und so sah man den Schweiß nicht so sehr. Komisches Wetter.
Im Büro ein Einzelunterricht vor Ort, dann noch etwas Schreibtischarbeit. Das für 15 Uhr angekündigte Gewitter war von der App mittlerweile auf 17 Uhr verschoben worden, und prompt wurde es gegen fünf dunkel und windig – es fühlte sich aber mehr so an, als würde das eigentliche Gewitter irgendwo anders stattfinden und wir würden nur die Ränder mitbekommen. Gleichzeitig bekam ich vom Bodensee die Nachricht, dass dort wohl die Polizei durch die Straßen fahren und die Bevölkerung vor einem Tornado warnen würde, der von der Schweiz heranziehen würde. Das fand ich etwas merkwürdig, da weder Nina noch Katwarn sich bis jetzt gemeldet hatten. (Es stellte sich später dann als auch als Fake heraus, also nicht die Unwetter, aber die Polizei-und-Tornado-Meldung.) Die Wetterapp zeigte in der Vorschau tatsächlich eine bogenförmige Gewitterfront, die über die Schweiz in Richtung Süddeutschland zog, geschätzte Ankunft am See gegen halb sieben. Nun ja. Ich war nicht am Bodensee, aber der Wind kam mir trotzdem ominös vor, also packte ich meine Sachen und beeilte mich, ins Fitness zu kommen. Immer noch brüllend warm im Übrigen.
Nur im Fitnessstudio nicht, dort schien die Klimaanlage frisch installiert oder aufgerüstet worden zu sein, man konnte auf jeden Fall gut trainieren. Und interessanterweise hatte ich, Müdigkeit und Wärme und alles, an jedem Gerät bessere Werte als beim letzten Training. Ich fühlte mich zwar überhaupt nicht fit, aber die Ergebnisse sahen erstaunlich gut aus.
Während ich heimging, ziemlich genau um sechs, fielen die ersten Tropfen, allerdings nur für ein paar Minuten, dann war es mit dem Regen schon wieder erledigt. (Übrigens auch am Bodensee, das Unwetter zog eher östlich daran vorbei.) Aber immerhin wurde es so ganz, ganz langsam etwas kühler.
Daheim waren wir beide ziemlich erledigt, ein bisschen schlecht gelaunt und nicht so motiviert. Gemeinsames Kochen, ein großer Wok Stir Fry mit Naturtofu, Spitzkraut, Shiitake und Reis (mit einer etwas zusammengewürfelten Sauce aus Orangensaft, Tamari, Reisessig, Ahornsirup und der neuen veganen Sriracha-Mayo, die wirklich ganz hervorragend ist). Gutes Essen, allerdings kein Nachtisch, denn ich hatte zwar Sport gemacht, aber ich hatte auch nachmittags im Büro einen Müsliriegel gegessen, und das deckte den Sport mehr oder weniger ab. Das ist wirklich die große Erfahrung des Essens-Tracking: Man kann sich mit Bewegung neben drei normalen Mahlzeiten noch eine „extra“ Sache erlauben, also einmal Nachtisch oder Eis oder ein bisschen Schokolade oder etwas Alkohol. Aber halt nur einmal und nicht nach jeder Mahlzeit. Und wenn man sich nicht bewegt, dann ist da sowieso gar kein Puffer, es ist erstaunlich, wie wenig man verbrennt, wenn man nur herumsitzt. In diesem Sinne saßen wir nicht, sondern lagen für den restlichen Abend auf dem Sofa, schauten den dunklen Wolken zu und warteten auf Regen und Abkühlung.