Durchgeschlafen und gegen sieben Uhr aufgewacht. Yippieh. Der Liebste war schon wach (er hatte wegen Fieber und so im Gästezimmer geschlafen). Das Fieber war weg und er fühlte sich ganz gut, gut genug, dass er sich um das Frühstück kümmerte (traditionelles Sonntags-English Breakfast mit Seitanwürstchen, gebratenen Pilzen und Tomaten und Toast).
Ich war irritierenderweise voller Tatendrang und holte mir deshalb nach einer schnellen Dusche den Staubsauger, um Wohn- und Esszimmer zu saugen (irgendwann in den letzten Tagen waren mir krass viele Spinnenweben aufgefallen, schon merkwürdig, wie man so was tagelang übersieht und plötzlich springen einen die Spinnenweben geradezu an). Daraus wurde eine längere Putzaktion: Nach drei Stunden waren Wohnzimmer, Esszimmer und Flur gesaugt, staubgewischt (inklusive der Regale) und bodengewischt, und die Küche hatte sogar eine besonders gründliche Reinigung abbekommen (nur vor dem Backofen hatte ich kapituliert und ihn lediglich einmal feucht ausgewischt, wir müssen gegen das reingebrannte Fett mal einen Backofenreiniger kaufen).
Dem Liebsten ging es mittlerweile wieder eher nicht so gut, scheinbar war er noch nicht wieder über den Berg, aber er bekam noch hin, das Mittagessen (Rest grünes Thai-Curry) warm zu machen und Sahne für die Erdbeeren zu schlagen, während ich die Wäsche sortierte und die Maschine befüllte.
Nach dem Mittagessen hatte ich vorerst einmal genug geputzt. Ich setzte mich an den Laptop und tippte die nächsten zwei Stunden die Rezepte aus dem Mai-Heft Vegan Food & Living in unsere Datenbank ein. Normalerweise geht das schneller, aber ich war mit Multitasking beschäftigt: Ich hatte nämlich gleichzeitig die Seite impfterminübersicht.de geöffnet. (Interessant, übrigens: Umlaute in den URLs gehen neuerdings.)
Nach ein paar Minuten plötzlich: Baden-Württemberg ist grün markiert (freie Impftermine)!! Ich schaute also nach, Friedrichshafen – das wäre als Anfahrt noch machbar. Klickte drauf, gab „ja“ beim Vermittlungscode ein, tippte meinen Vermittlungscode ein: ungültiger Code. Warum?? Probierte es zwei-drei Mal: Ungültig. Mittlerweile war auf der Ba-Wü-Seite Freiburg grün geworden (etwas ungeschickter zu erreichen, aber auch gerade noch machbar), also klickte ich drauf, gab meinen Code ein… ungültig. Ich glaube, der Code gilt nur für jeweils ein Impfzentrum, sagte der Liebste vom Sofa aus. Das war weder auf der offiziellen impfterminservice-Startseite noch bei den FAQ noch in der Mail mit dem Code gestanden. Ich googelte also, kam zu einer Unter-unter-unter-unter-Seite der Impfterminservice-Seite… Japp, ein Code gilt nur für jeweils ein Zentrum. D.h. mein Code ist nur für Tübingen gültig, was in den nächsten Wochen keine neuen Termine mehr hat, weil es erst die Zweitimpfungen abdeckt. Oh happy days. Wie unglaublich bescheuert kann man sein, diese megawichtige Information nicht mitzuteilen??
Die Plätze in Friedrichshafen und Freiburg waren mittlerweile natürlich längst wieder weg. Eine halbe Stunde später war Baden-Württemberg wieder grün, dieses Mal Heidenheim (zwar auch weiter weg, aber noch machbar). Ich klickte also bei der ersten Abfrage auf „Nein (Anspruch prüfen)“, um mir einen Code für Weinheim zu holen: In Ihrer Region sind keine freien Termine verfügbar – die neuen Termine waren also für Leute mit Code geblockt. Ich kriegte mal für zehn Minuten einen Rappel und schrie ein wenig den Laptop an, der Liebste sagte unvorsichtigerweise Lass es einfach, hat doch eh keinen Sinn, und wurde dafür ebenfalls etwas angemotzt (dieser Impfschmarotzer mit hundert Prozent Home Office).
Einige Zeit später: Weinheim war grün. Das war jetzt schon am Rande des Machbaren, aber der Liebste war da früher zur Arbeit mehrmals die Woche hingependelt, es ginge also. Also Draufklicken, „nein“ bei der Abfrage des Impfcodes anklicken, Anzeige zeigt Ihr Anspruch wird geprüft, Alter eingeben, OMG Die Schnellprüfung hat ergeben, dass… also Mail-Adresse eingeben, Handynummer eingegeben, Pin kommt aufs Handy, Pin zur Verifizierung eintippen, Mails abrufen, Code aus der Mail rauskopieren… mittlerweile war der Platz in Weinheim wieder weg. Hahaha.
Ich beschloss, die Strategie zu ändern und eine Liste mit Impfzentren-Codes anzulegen, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ich beim nächsten freien Platz dort nicht erst einen Code abrufen muss, denn entweder ist die Funktion sowieso geblockt oder das Abrufen dauert zu lang. Auf der Liste waren jetzt (mit Weinheim) schon zwei, als nächstes gab es in Lahr im Schwarzwald die Möglichkeit, ich holte mir also den Code (der freie Platz war natürlich, wie in Weinheim auch, während des Code-Anforderns schon gebucht worden). Eine Stunde später gab es tatsächlich in Lahr wieder einen freien Platz und ICH HATTE JETZT DEN CODE SCHON. Mit steigendem Puls klickte ich also auf „ja“ bei der Code-Abfrage, gab den Code ein… Ein unbekannter Fehler ist aufgetreten.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ich dann etwas müde mit dem Internet, mit den diversen Impfseiten, mit der baden-württembergischen Politik und dem regnerischen Pfingstsonntag und dem Leben im Allgemeinen. Vor meinem inneren Auge tauchte ein kühles Glas Weißwein auf. Ich holte mir stattdessen das letzte Eis aus der Tiefkühltruhe und ging Wäsche aufhängen und bügeln.
Gegen halb sechs war ich mit der Rezeptdatenbank fertig (Impfzentrentechnisch hatte sich nichts Weiteres ergeben), die Wäsche war auch komplett versorgt und im Kellergeschoss einmal durchgefegt und das Klo geputzt. Ich machte mich noch ans obere Geschoss: Bad, Schlafzimmer und mein Arbeitszimmer. Der Liebste hatte die letzten Wochen, in denen ich so viel Arbeit hatte, das Putzen quasi komplett übernommen, ich hatte also etwas aufzuholen (außerdem hatte er mittlerweile wieder erhöhte Temperatur). Nach anderthalb Stunden war das obere Stockwerk auch sauber, ich hatte Rückenschmerzen und war sehr stolz auf mich selbst.
Das Abendessen machten wir gemeinsam: gebratener, scharfer Tofu, dazu ein Reisnudelsalat mit Edamame und Brokkoli aus dem letzten Bosh-Kochbuch. Der Tofu war sehr gut, der Reisnudelsalat aber überhaupt nicht (viel zu trocken und die Reisnudeln unangenehm klebrig). Wir werden für Rezepte dieser Art vermutlich mal nach anderen Reisnudeln schauen müssen.
Auf jeden Fall sahen wir zum Essen ein bisschen TNG, der Liebste schaute nur halb zu (er hatte jetzt über 38° Temperatur), ich nahm mir irgendwann ein Buch, hatte mehr Lust auf Lesen. Dazu holte ich mir ein wohlverdientes Glas Sauvignon Blanc und schloss den Abend friedliebend ab.