Einigermaßen anstrengende Nacht, ich bekam zwar ein paar Stunden Schlaf zusammen, aber lag dazwischen immer wieder wach und verarbeitete den Alkohol (leichter Drehschwindel, furchtbar heiß, angestrengt). Zu allem Überfluss stellte ich morgens fest, dass ich mehrfach von Stechmücken gestochen worden war – wir haben das Fenster momentan noch auf Kipp in der Nacht, auch wenn es draußen nachts ordentlich abkühlt, ist es geschlossen doch zu warm zum Schlafen. Und da der Liebste sich ins untere Schlafzimmer zurückgezogen hatte, fielen die blöden Mücken über mich her. Wie nervig.
Ich war am Vormittag, alkoholkaterbedingt, latent kopfschmerzig und recht müde, alles mit verlangsamtem Tempo. Deshalb ausführliches Frühstück (Peanut Butter Porridge mit Banane), einmal durch die Zeitung, während Harold das obere Stockwerk saugte, dann eine Kanne Kaffee, und um zehn ging ich schließlich ins Arbeitszimmer und setzte mich an den Schreibtisch: Ich hatte am Freitag ja die Montags-Vorbereitung aufgeschoben und erledigte sie jetzt. Also zumindest den Korrekturteil, die Feinplanung des Unterrichts kommt dann am Montag früh.
Ich war ganz froh, dass mein Kopf gut genug funktionierte, dass ich konzentriert die Korrekturen abarbeiten konnte, nur einmal unterbrochen vom Putzen im oberen Stockwerk, als Harold fertig war, und einmal einer schnellen Dusche. Um eins war ich fertig und kam mit knurrendem Magen nach unten. Mittagessen zweite Hälfte Seitan-Brokkoli-Reis, danach ein Himbeerquark und der letzte Kaffee, dazu kleine Sofapause.
Die Sofapause zog sich allerdings etwas länger, denn wir schliefen beide fest ein, mit Träumen und allem. Ich nur für eine gute halbe Stunde, ansonsten las ich etwas, der Liebste aber deutlich länger. Der Magerkater leistete ihm Gesellschaft, bis ich ihn aufweckte, also den Liebsten, weil wir dringend zum Wocheneinkauf in den Alnatura mussten.
Draußen sonniger als gedacht, aber nicht wirklich warm, das Wetter hatte insgesamt abgekühlt und die ersten Herbstblätter lagen schon auf dem Boden. Die Heizung ist aber noch aus. Mal sehen, wie lang wir das herauszögern können. Einigermaßen viel los im Alnatura.
Daheim räumte ich die Einkäufe weg und gleich in der Küche etwas auf, während der Liebste in der Garage verschwand und am Fahrrad weiterbastelte und dort die Zeit vergaß. Um kurz vor fünf holte ich ihn schließlich ins Haus: Er musste noch einen Kartoffelsalat machen, und guter Kartoffelsalat soll ja ein bisschen durchziehen. Naja. Eigentlich natürlich auch warm sein, was ich für einen gewissen Widerspruch halte, aber egal. Der Salat, im Übrigen, war für den Bastelverein, denn da war am Abend große Einweihungsfeier der neuen Räume, die im Mai dazu gemietet und seitdem renoviert und eingerichtet worden waren.
Der Liebste machte auf jeden Fall Kartoffelsalat (ich half mit), die schnelle Variante, also Kartoffeln roh schälen, in Scheiben schneiden und geschnitten dämpfen, anstatt am Stück dämpfen und dann erst pellen und schälen. Mir ist das egal, ich schmecke da keinen Unterschied, Hauptsache man nimmt die richtigen Salatkartoffeln. Dann eine Salatgurke dazu (nicht so klassisch, aber wir hatten eine, die weg musste), saure Gurken, scharf angebratener Räuchertofu und gewürfelte Zwiebel, Gurkenrelish, Apfelessig, Brühe und jede Menge Rapsöl. Nach meinem Geschmack hätte noch mehr Öl, dafür weniger Brühe und vielleicht ein Esslöffel Senf ran dürfen, aber er war auch so sehr gut. Der Liebste verschwand direkt danach mit dem Salat in den Bastelverein, ich räumte und werkelte noch ein bisschen herum, fütterte die Katzen und ging eine Stunde später auf Viertel vor sieben auch zum Verein. Ich bin zwar kein Mitglied, aber die Feier war offen für alle. Und ich bin so oft mit Vereinsdingen befasst, ich bin halbes Ehrenmitglied, also so gefühlt.
Den Abend über waren wir also auf der Einweihungsfeier, und ich muss sagen: Das war schon eine sehr nette Party. Der am Mittwoch geholte Receiver tat seinen Dienst und spielte gute Musik, wir hatten gutes Abendessen (unser Kartoffelsalat, noch ein gemischter Salat, Baguette, dazu bring-your-own-stuff-Grillen, wir hatten Wheaty-Gedöns dabei), die Stimmung war gut, der Liebste quatschte mit einigen Leuten, ich ein kleines bisschen auch (Party-Small Talk ist ja überhaupt nicht so mein Fall) und schaute mir sonst so das Getümmel an, und insgesamt fand ich es wirklich entspannt.
Besonders lustig war, dass es im Bastelverein seit neuestem eine Retro-Spielestation gibt: Ein Raspberry Pi ist an einen kleinen Beamer angeschlossen, dazu zwei PS-Controller, und damit kann man ein Computerspiel an die Wand werfen und gegeneinander (und wenn man will auch allein) uralte Playstation-Spiele aus den Neunziger Jahren spielen. Sehr lustig. Der Liebste und ich fuhren ein bisschen Mario Kart gegeneinander, dann probierte ich mich noch in der Legende von Zelda aus. Alles ziemlich hopeless, das Kart fuhr ich ständig in den Acker oder blieb stehen, und meinen Zelda-Avatar hatte ich nach fünf Minuten gekillt. (Ich habe original überhaupt gar keine Computerspiel-Erfahrung, meinen ersten Computer hatte ich fürs Studium und habe da schnell gemerkt, dass ich mir so zeitfressende Sachen nicht so wirklich erlauben kann, vom Geld mal ganz abgesehen.) Ich stellte mich also buchstäblich an wie der erste Mensch am Rechner, eifrig angefeuert von einer kleinen Gruppe Computernerds, die mir aufgeregte Tipps zuriefen. Aber spaßig war es auf jeden Fall.