…und wieder ausgeschlafen, die Katzen hatten ein Einsehen und blieben unten, sodass wir um acht erst wach wurden. (Dann allerdings ziemliches Gemecker.) Vor uns ein ganzer Tag ohne wirkliche Pläne (außer einem Essensplan), ohne Besuche oder Gedöns oder sonstige Verpflichtungen. Und das zelebrierten wir ausführlich.
Den Vormittag verbrachten wir mit entspanntem Rumhängen: Der Liebste machte uns ein Müsli, wir bespaßten die Katzen, ich schrieb ein bisschen etwas für den Blog und räumte das Wohnzimmer ein wenig auf. Außerdem startete ich ein neues Buch (Baustellen der Nation von den Machern des Lage der Nations-Podcasts, das Buch werde ich vermutlich in diesem Jahr nicht mehr fertigkriegen, was aber auch egal ist – ich habe 35 Bücher gelesen und damit meine „Quote“ erreicht, nämlich ein Buch mehr als letztes Jahr). Lang am Esstisch, irgendwann aufs Sofa, alles mit sehr reduziertem Tempo.
Zum Mittagessen machten wir uns ein einfaches Vesper (…frisch gebackenes Brot) und den restlichen Rotkrautsalat, danach viel Kaffee und eine kleine Pause auf dem Sofa, und irgendwann gingen wir sogar mal duschen. Draußen war es recht schönes Sonnenwetter und sehr (fast unangenehm) mild mit 11 Grad plus, wir entschieden uns also für einen kleinen Spaziergang.
Der Liebste hatte den Vormittag damit zugebracht, die Einnahmen des Sportvereins vom Weihnachtsmarkt zu zählen, er nahm sie also mit und wir planten unsere Strecke an zwei Banken vorbei (bei der ersten Bank änderte er am Automaten seine PIN, bei der zweiten Bank zahlte er das Bargeld ein). Und dann eine lange Runde das Flüsschen entlang und bis zur Bahnlinie, an den südlichen Stadtrand und durchs Wohngebiet wieder zurück. Natürlich außer uns noch tausend weitere Leute unterwegs, aber das war egal. Das Gehen und die frische Luft taten enorm gut.
Gegen fünf waren wir wieder daheim, nahmen uns ein Kochbier und machten uns ans gemeinsame Kochen. Eine Weihnachtstradition, die wir aufrechterhalten wollten: an Weihnachten ein bisschen „festlicher“ kochen. Für dieses Jahr hatten wir einen Seitanbraten (im Stil eines „Rinderbratens“), Bratenjus, Hasselback-Kartoffeln mit selbst gemachter Käsesauce und Rosenkohl mit Maroni geplant. Alles aus dem Weihnachts-Kochbuch von Gaz Oakley (Vegan Christmas), alles schon einmal gemacht, aber vor längerer Zeit.
Es klappte alles prima, war aber gut, dass wir früh angefangen hatten, denn wir waren, mit wenigen kurzen Pausen, von fünf bis acht am Kochen. Der erste Schritt war der Teig (aus Seitan, Kidneybohnen, Kichererbsenmehl, Gemüsebrühe, Rotwein, getrockneten Pilzen und Gewürzen) für den Braten, der zehn Minuten geknetet wurde, dann in ein Tuch eingeschlagen in einen Topf mit Gemüsebrühe, Gewürzen und Rotwein kam und dort eine gute Stunde simmern musste. Dann wurden die Kartoffeln gewaschen und eine halbe Stunde gedämpft (eigentlich nicht rezeptgemäß, aber ungedämpft brauchen sie im Ofen ewig, bis sie durch sind), der Rosenkohl wurde geputzt und gedämpft, und schließlich wurden erst die Kartoffeln Hasselback-mäßig eingeschnitten und kamen in den Ofen, und der Braten wurde von seinem Tuch befreit, acht Minuten in einer Pfanne angebraten und kam dann (inklusive Pfanne) noch einmal für 20 Minuten in den Ofen. Diese Zeit konnten wir nutzen, um die Käsesauce anzurühren und die Braten-Flüssigkeit aus dem Topf zu einem Bratenjus herunterköcheln zu lassen (mit ein wenig Mandelmus für die Cremigkeit), und als Allerletzes wurden Rosenkohl, Kastanien und Gewürze noch fünf Minuten im Wok sautiert. (…übrigens ein Hoch auf die Passiv-Schreibweise: Natürlich „wurde“ das nicht einfach gemacht, sondern der Liebste als ehemaliger Restaurantküchenmitarbeiter übernahm das meiste, ich war eher so die Handlangerin und räumte auf und so).
Gegen acht waren wir fertig und konnten essen, stilecht am Esstisch mit Adventskranz und hübschem Geschirr und allem. Und einem Glas Rotwein, weil wir eine Flasche Demba zum Kochen aufgemacht hatten. Und das war mal wirklich ein extrem gutes Weihnachtsessen, ich war völlig begeistert. Ausgesprochen befriedigend, etwas so Leckeres von Null auf zu kochen und am Ende so ein gelungenes Essen zu haben.
Nach dem Essen zogen wir uns aufs Sofa zurück und schauten den restlichen Abend zwei Weihnachtsfolgen von 8 out of 10 cats, schon etwas älter (2014 und 2015) und genau die richtige Weihnachtsunterhaltung. Dazu einen Fingerbreit Lagavulin, und um neun dann schließlich noch der letzte Höhepunkt des Abends: Wir bestäubten das Tiramisu mit Kakao und schnitten es an. Und OMG war das ein fantastisches Tiramisu. Endlich, nach zehn Jahren Suche, habe ich ein Rezept, das vegan komplett funktioniert (ebenfalls aus Gaz Oakleys Weihnachts-Kochbuch, von mir leicht adaptiert). Wir waren völlig begeistert. Auch wenn wir die meisten Weihnachtstraditionen über Bord geworfen haben in den letzten Jahren (wir waren nicht einmal bei der traditionellen Aufführung des Weihnachtsoratoriums dieses Jahr), das gute Essen steht stabil. Sehr gut so.