Aufgewacht um Viertel nach sechs, die Nacht war recht gut bis auf die Tatsache, dass irgendwann draußen wütendes Katzengeschrei zu hören war. Ich ging noch einmal auf den Balkon und schaute nach, aber das Gespucke und Gefauche kam nicht direkt aus unserem Garten, sondern irgendwo von den Nachbarn, und ich wollte nicht im Pyjama raus. Als dann aber am nächsten Morgen kein Kater zu sehen war, machte ich mir schon etwas Gedanken und ging in den Garten und einmal den Kohleweg hoch und runter, um in die Nachbargärten zu schauen, immer halblaut rufend (hoffentlich leise genug, um die Nachbarn am Sonntagmorgen nicht zu stören, aber trotzdem so, dass die feinen Katzenohren mich hören würden – so die Idee. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Depp).
Die nächste Stunde hatten der Liebste und ich folgendes Gespräch in Dauerschleife: Schon ungewöhnlich, dass der Kater morgens nicht da ist, ich hoffe mit dem ist nix. – Ach, der taucht schon wieder auf. – Ja, wahrscheinlich. Aber ungewöhnlich halt? – Ja, aber der kommt schon. – Bestimmt. Ich hoffe halt nur, dass da in der Nacht nix Blödes passiert ist. – Nee, der taucht schon wieder auf. – Hoffentlich. Vielleicht hätte ich nachts doch rausgehen sollen. – Mitten in der Nacht? Nee. Der kommt schon wieder. – Vermutlich. Aber… (repeat)
…um halb acht klapperte dann die Katzenklappe. Vielleicht ist eine Katze, die selbstständig in den Garten darf, für mich nicht so ganz das passende Haustier.
Zum Frühstück machten wir mal wieder ein English Breakfast mit gebratenen Tomaten und Pilzen, Seitanwurst, Toast und Orangensaft. Dann etwas Lesen und Twitter, bis ich den Liebsten ins Bad schickte, damit ich dann ins Bad konnte, damit ich danach putzen konnte. Er schlug allerdings vor, zuerst im Erdgeschoss zu putzen, damit er dann nach dem Putzen duschen kann, worauf ich dann das Putzen des Schlafzimmers in Betracht zog, was allerdings… nachdem wir uns tetris-artig eingeteilt hatten, verbrachten wir schließlich den Vormittag mit Putzen (ich oben, er Mitte und unten) und Wäsche waschen, dazwischen geschickt eingebautes Duschen.
Das Mittagessen war die gut durchgezogene zweite Portion des Bohneneintopfs, danach Erdbeeren mit restlicher Schlagsahne und Espresso. Es waren immer noch Erdbeeren übrig, außerdem ja auch noch eine Schale Himbeeren, ich suchte also nach einem Himbeerrezept (die Erdbeeren wollte ich frisch essen und nicht verkochen oder verbacken, die blieben also für den Abend). Im aktuellen VF&L-Heft fand ich schließlich Raspberry Cheese Cupcakes, für die wir alle Zutaten da hatten. Ich plante das für den frühen Abend ein, und da ich gerade am Planen war, machte ich noch gleich den Wochenplan für die nächste Woche (wieder ein paar schöne Sachen dabei – hoffentlich – ich freute mich schon wieder im Voraus aufs Kochen und Essen).
Zunächst hatten wir aber andere Pläne für den Nachmittag: Der Liebste hatte die Holzwerkstatt im Vereinsheim gebucht (durch die Buchung konnten wir sicherstellen, dass wir den Platz für uns hatten und nicht gegen irgendwelche Coronaregeln verstießen). Ich hatte mir nämlich ein kleines CD-Regal aus Holz gewünscht, ganz einfach (etwas ironisch, wenn man bedenkt, dass wir erst am Vortag ein CD-Regal des Berliner Lieblingsmenschen zur Kippe gebracht hatten, aber das war sehr unpraktisch designt und hätte sich für meine Zwecke nicht geeignet). Und der Liebste schlug vor, das gleich anzugehen und gemeinsam zu bauen.
Im Vereinsheim angekommen, waren leider zwei Leute da, die es offensichtlich für nicht so wichtig gehalten hatten, vorab einen Termin zu buchen – nicht der Sinn des Buchungskalenders. Einer der beiden war dann mehr oder weniger fertig und verabschiedete sich, die andere war etwas zerknirscht und bot an, eine Pause zu machen und in ein paar Stunden wiederzukommen, wenn wir gegangen wären. Das war aber am Ende nicht nötig, die Vereinsräume sind so groß, dass wir uns größtenteils in verschiedenen Räumen aufhalten konnten.
Das kleine Regal war tatsächlich schnell zusammengebaut: Ein paar Bretter mit der Kreissäge zusägen, dann mit dem Akkuschrauber die Löcher vorbohren, mit Holzleim verleimen und an den geleimten Stellen noch nageln, etwas abschleifen, quasi fertig. Besonders freute mich, dass wir alles komplett aus Holzresten aus der Werkstatt bauen konnten (use what you have und so). Um kurz vor fünf schon nahmen wir das Regal heim. Dort in der Werkstatt noch zwei unterstützende Leisten angeleimt und in Klemmen eingespannt zum Trocknen, und das war’s. Sehr zufrieden.
Damit wäre eigentlich der Höhepunkt der sonntäglichen Produktivität schon erreicht, aber wir hatten Energie aus ungeahnten Quellen, woher eigentlich. Auf jeden Fall hatten wir ja noch eine Backaktion geplant, und daran machten wir uns jetzt. Das Rezept war angenehm einfach: Zerkrümelte Kekse als Boden (wir hatten keine speziellen „Digestive Cookies“, die das Rezept eigentlich verlangt, nahmen Schoko-Hafercookies stattdessen und ließen Zucker/Butter für den Boden weg), eine Creme aus veganem Quark, Zucker und Eiersatz (wir nahmen Styr statt Quark und VeggEgg als Eiersatz – brauchen wir selten, jetzt kam das endlich mal zum Einsatz) und oben drauf pürierte und mit Zucker vermischte Himbeeren, das war es schon. 20 Minuten im Muffinblech in den Ofen, und schon duftete das ganze Haus nach Himbeeren. Die Muffins (oder eigentlich Cupcakes, die „Cheesecake“-Creme fungierte sozusagen als Frosting) mussten allerdings noch abkühlen und dann noch in den Kühlschrank zum richtigen Kühlwerden und Setzen. Probegegessen haben wir also noch nicht.
Ich war sehr zufrieden, wie reich der Tag gewesen war, ohne stressig zu sein. Merke: In der Nacht gut geschlafen bedeutet am Tag viel gemacht. Der Liebste und ich teilten uns ein Handwerker-Belohnungsbier, dann gingen wir ans gemeinsame Kochen, eine Linsen-Bolognese nach Bosh-Rezept, richtig schön gesundes Comfort Food. Leider fiel dem Liebsten beim Walnüsse-Blitzhacken unsere alte, ehrwürdige elektrische Gewürzmühle runter (die wir vor allem für Nüsse und Samen verwenden). Die Mühle ist Jahrzehnte alt, hatte aber bis jetzt super funktioniert und war mehrfach pro Woche im Einsatz. Eine Reparatur wird schwierig, da das Gehäuse gerissen ist. Nun gut: All things must come to an end.
Zum Essen (sehr gut, restliche Erdbeeren mit Vanillejoghurt als Nachtisch) sahen wir eine alte Feuerwehr-Folge, und dann beschloss ich, mal wieder beim Berliner Lieblingsmenschen anzurufen, von dem ich schon länger nichts mehr gehört hatte. Wir sind beide mit Mails schreiben nicht so gut, telefonieren klappt besser, ich wollte auch nur kurz hallo sagen und mich auf den neuesten Stand bringen – nach fast drei Stunden (…!) waren wir mit Quatschen fertig und es schon Viertel vor elf. Die Themen mäanderten von Familiärem über die Arbeit in Corona-Zeiten zur Impfpolitik im Allgemeinen und im Speziellen zur Bildung an Schule (sein Partner ist Lehrer) und Hochschule (wo er Dozent ist) und Privateinrichtung (wo ich in der Erwachsenenbildung arbeite)… Wir hatten vermutlich beide etwas Aufholbedarf gehabt! Ich ging also eine Stunde später als normal, aber sehr zufrieden ins Bett: Was für ein schönes Wochenende.