Routinen, Dienstag 2.7.2024

Letzte Woche hatte ich mir und dem Liebsten wiederverwendbare Ohrstöpsel bestellt (also nicht aus Schaumstoff, sondern so eine Hightech-Silikon-Dingsbumsmischung, weil ich davon irgendwo in den Sozialen Medien gelesen hatte, ich Influencer-Opfer). Um genau zu sein für jeden zwei Paare, eine Version nur zur Lärmreduzierung (auf Zugfahrten, auf Konzerten oder so), eine Version zum Schlafen. Die Version zum Schlafen hatte ich in der Nacht das zweite Mal drin, und tatsächlich: Sie dichten den Ton gut ab. Drücken allerdings auch ein bisschen in den Ohren, was ein großer Nachteil wäre, wenn das so bliebe.
Deshalb bis jetzt gemischter Eindruck und dementsprechend auch gemischter Schlaf (…Überleitungen aus der Hölle). Eigentlich hatte ich ganz gut durchgeschlafen, aber am Morgen war ich trotzdem furchtbar müde und überließ Katzen und Teekochen dem Liebsten. Beim Blick in die Zeitung sah ich, dass Portugal das Elfmeterschießen gebraucht hatte, um ins Viertelfinale zu kommen. Schade, ich hätte Slowakei ein Weiterkommen sehr gegönnt.

Ein Home Office-Tag für uns beide, deshalb etwas weniger Tempo am Morgen. Der Liebste ging erst einmal zum Viertel-Lieblingsbäcker und holte ein frisches Brot und Brötchen fürs Frühstück. Eine Kanne Tee und eine Kanne Kaffee für den Tag, eine schnelle Dusche, dann gingen wir beide an den Schreibtisch.
Neben viel administratorischem Krams startete ich um zehn einen neuen Einzelunterricht online. Etwas blöd, dass die Person mir vorher ein paar wichtige Informationen nicht gegeben hatte (vor allem, welches Material sie schon hatte), was bedeutete, dass meine Planung nicht funktionierte. Das war nicht so schlimm, weil sie eine konkrete Frage hatte, die ich spontan und sehr ausführlich beantworten konnte, inklusive Dokumente und so (und ich habe ja auch einen großen Materialfundus daheim – der große Vorteil, wenn ich von meinem Arbeitszimmer aus unterrichte). Trotzdem war es ein bisschen ärgerlich, dass meine Vorbereitung halt mehr oder weniger umsonst war. Nun ja. Trotzdem sehr netter Unterricht.

Nach dem Unterricht noch zwei Beratungstermine und viel Mail-Gedöns, und um kurz nach halb eins machten wir Mittagspause mit Linsentomatensauce und frischen Spaghetti. Draußen war es übrigens empfindlich kühl und regnete immer wieder – die Temperatur erreichte kaum 20 Grad, ich war mit Socken und langärmliger Bluse am Schreibtisch. Nur den Liebsten hatte diese Information nicht erreicht, weshalb er den ganzen Vormittag im Erdgeschoss alle Fenster offen hatte. Nun ja. Hatten wir beim Essen halt auch nur knapp 20 Grad, haha. Wenigstens frische Luft: Man merkt überraschend deutlich, dass wir jetzt überall im Haus neue und gut isolierte Fenster haben. Ein bisschen an der Wärme, aber vor allem daran, dass die Luft schneller schlecht und stickig wird. Das regelmäßige Stoßlüften müssen wir uns auf jeden Fall antrainieren. (Oder, wie im Fall des Liebsten, Lüften und dann auch wieder zumachen.)

Am Nachmittag zwei lange, interne Meetings, ein paar interessante Neuigkeiten, die wir in der Planung berücksichtigen und besprechen mussten (ein paar Katastrophenlieferanten-Entwicklungen), außerdem ein Meeting, bei dem uns ein neues Tool zur Personalplanung vorgestellt wurde. Sehr cool, sehr ausdifferenziert, allerdings auch sehr von der Sorgfalt und Mitarbeit aller beteiligten Personen abhängig (das Tool muss regelmäßig mit Daten gefüttert werden), damit es wirklich sinnvoll eingesetzt werden kann, und da habe ich so ein bisschen meine Zweifel. Aber man soll Leuten ja etwas zutrauen.
Vor allem das zweite Meeting ging länger als geplant, es gab einfach viele Sachen zu besprechen. Danach viel Orgazeugs, während ich parallel mit zwei Kolleginnen chattete zwecks Terminabsprache und außerdem wichtige Mails zu formulieren versuchte, und plötzlich war es Viertel nach fünf und ich hatte eigentlich schon aufhören wollen, um ins Fitness zu gehen vor dem Achtelfinalspiel. Hatte aber den Unterricht für den nächsten Tag noch nicht vorbereitet. Ich machte also noch eine Viertelstunde weiter, merkte dann, das wird so auf die Schnelle nichts, und machte um halb sechs Schluss. Etwas blöd, Sachen auf den nächsten Tag zu schieben, aber es ist andererseits auch wichtig, den Zeitpunkt zum Aufhören zu finden. (Damit übrigens den zweiten Tag in Folge Minusstunden, ich bin stolz auf mich.)

Also auf ins Fitness, auch wenn das bedeutete, dass ich das Spiel Niederlande-Rumänien verpassen würde. Aber da war mir der Sport tatsächlich wichtiger. Gute Idee, denn wie ich an den Geräten feststellen konnte, war ich seit dem 25. Mai nicht mehr da gewesen – unfassbar. Und auch etwas ärgerlich. Aber egal, jetzt war ich da und machte die zwei Runden durch, während der anwesende Physio uns mit der Information versorgte, dass es 1:0 für die Niederlande stand. Insgesamt gutes Training, ich kam gut durch, außerdem zwei Premieren: Ich benutzte das erste Mal die im Mai bestellte Sporttasche. Irgendwie fremdelte ich ein bisschen mit dem Stoff (obwohl die Tasche ja seit einem Monat bei mir rumsteht, aber der Stoff fühlte sich trotzdem anders an als erwartet), er kam mir so ein bisschen „billig“ und nicht so wertig vor. Das mag aber nur Gewöhnungssache sein. Davon abgesehen alles prima, die Maße passten, sie ließ sich gut tragen, und gut aussehen tat sie sowieso.
Und die zweite Premiere: Es regnete leicht und war außerdem wie gesagt kühl, deshalb trug ich das erste Mal den hellblauen Regenparka. Interessanterweise fand ich auch hier den Stoff etwas merkwürdig, vielleicht war es der Tag der komischen Sensorik oder so. Außerdem kam mir auch der Schnitt merkwürdig vor, was aber wohl daran lag, dass ich die Sporttasche über der Schulter trug. Davon abgesehen aber alles prima, die Jacke ist warm, sie hält dicht, die Kapuze funktioniert prima (immer ein Nervthema bei Regenjacken). Und die Oberschenkel werden jetzt halt, naja, erst ab der Hälfte nass. (Bei Starkregen müsste man immer noch die Hose wechseln, aber das war auch zu erwarten.)

Der Liebste hatte den Feierabend dazu genutzt, weiter im Keller herumzuschrauben, als ich heimkam, packte er gerade zusammen. Gemeinsames Kochen: eine Rumfort-Minestrone mit Borlottibohnen und einem Durchgang durchs Gemüsefach (Sellerie, Karotten, Tomaten, Frühlingszwiebeln und zwei Landgurken, die übrigens prima passten). Ohne Kartoffeln, aber mit ein paar Farfalle. Gute, einfache Suppe.
Zum Essen schalteten wir Fußball ein: Das erste Achtelfinale hatten wir gerade um zehn Minuten verpasst, der Livestream war gerade beim Nachgespräch und der Analyse. Schlauerweise war die untere Leiste im Livestream bereits mit Markern hinterlegt: Mit kleinen Symbolen (Stern, Fußball, Pfeife) konnte man sehen, wo die Höhepunkte des Spiels waren. Wenn man mit der Maus drüber ging, öffnete sich ein kleines Textfeld mit Beschreibung („Riesenchance für XY, Ball an den Pfosten“ oder so etwas). Wir nutzten also diese Markierungen, sprangen ein bisschen durchs Spiel und schauten in den nächsten 45 Minuten quasi das Niederlande-Spiel in der konzentrierten Zusammenfassung. Das fand ich eine sehr schlaue Einrichtung.

Zum Nachtisch ein bisschen Zitronenjoghurt, dazu das zweite Achtelfinale Österreich-Türkei. Und das war mal ein richtig tolles, spannendes Spiel – so spannend, dass ich nebenher weder mit Buch noch mit Battle Ship noch sonst etwas beschäftigt war, sondern einfach nur Fußball schaute. Nur den Guardian Live Ticker ließ ich mir parallel anzeigen (Rob Smyth war auch völlig hin und weg). Einziger Minuspunkt: Das Ergebnis war nicht so, wie es hätte sein sollen. Und zwei einfach, weil die österreichische Mannschaft das bessere Team auf dem Platz war und es SO sehr verdient hätte weiterzukommen. Und auch, weil man jetzt das unsympathische Gepfeife der türkischen Fans noch ein weiteres Spiel lang wird anhören müssen.
Nachklapp zu den unsympathischen Fans (natürlich nicht alle, schon klar): Dass draußen gehupt wurde, als wir ins Bett gingen, war erwartbar und okay, ging auch nicht lang und die Leute dürfen sich freuen. Aber dass eine Viertelstunde später ein kompletter Vollidiot bei uns in der Siedlung eine ganze Batterie Chinaböller krachen ließ, das hätte es nicht gebraucht. Wir kurz vor dem Einschlafen, unsere beiden Kater draußen und alles. Was für ein ätzendes, unsoziales Arschverhalten.