Arbeitsperspektiven, Montag 11.11.2024

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Was für eine anstrengende Nacht. Im Bett war es erst einmal furchtbar kalt, ich schaffte es überhaupt nicht, mich aufzuwärmen, obwohl ich die Decke des Liebsten (der von Sommerdecke auf Federbett gewechselt war) dazu nahm und es damit reichen sollte. Tat es auch, aber erst nach längerer Zeit, wo es mir unter den zwei Decken zu warm wurde. Ich legte also die zweite Decke weg und nahm mir eine dünne zweite Bauwolldecke, damit war es dann okay. Was nicht okay war, war ein merkwürdiger Juckreiz am ganzen Körper, immer an wechselnden Stellen, der furchtbar nervte und immer schlimmer wurde. Ich kontrollierte auf Ausschlag, Rötungen, Quaddeln oder Pusteln, konnte aber nichts finden. Irgendwann stand ich auf, nahm eine Ceterizin und schlief schließlich doch ein.
Damit dann durchgeschlafen, aber natürlich furchtbar müde am Morgen. Und gleich mal von einem empört motzenden Magerkater vor der geschlossenen Schlafzimmertür geweckt worden (immerhin um zehn nach sechs und nicht schon um fünf). Ich ließ ihn noch etwas stehen, einfach nur ein paar Minuten, damit er kein Erfolgserlebnis mit seinem Geschrei hat (mal sehen, ob das funktioniert), und ließ ihn dann ins Zimmer. Und auch den Nasenkater, der das obere Klo benutzt hatte und gleich mal auf der Dachterrasse verschwand. Bis ich alles (Kater, Klo, Betten, mich selbst) soweit gerichtet hatte, war es zwanzig vor sieben.

Etwas langsamerer Start. Als erstes machte ich uns einen Wochenplan für die kommende Woche (…Kohl, Kürbis, Lauch, solche Sachen). Dann ein Blick in die Zeitung, Internet leerlesen, der Liebste verschwand zur Arbeit, ich machte mir ein Müsli. Dann hatte ich noch 20 Minuten Zeit und nahm mir einen Brief, den ich kürzlich von der Arbeitsagentur bekommen hatte. Genauer genommen vom IAB, das ist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das der Arbeitsagentur angegliedert ist und halt, naja, in ihrem Auftrag forscht. Momentan läuft wohl eine Studie zur Bereitwilligkeit für einen Arbeitsplatzwechsel und die eigene Einschätzung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt, so ungefähr. Aktuell wurden wohl ca. 100.000 Leute aus dem Register der Arbeitslosenversicherung (wo man als angestellt Beschäftigte registriert ist) angeschrieben und um Antworten gebeten. Alles anonym und freiwillig natürlich. Ich habe ja ein Faible für Fragebögen, also machte ich mit.

Interessante Umfrage. Ich musste relativ genau meinen Bildungsabschluss und meinen aktuellen Beruf angeben (naja, „genau“, sie wollten die Studienfächer nicht wissen, sondern nur die Fachgruppe, und das relativ unscharf). Dann eine Selbsteinschätzung von bestimmten Arbeitsweisen (Führungsarbeit, selbstständig Entscheidungen treffen, angeleitete Arbeit, so etwas), außerdem meine Bereitwilligkeit, mich fortzubilden und/oder ggf. meinen Arbeitgeber oder gar meinen Beruf zu wechseln. Auf der Grundlage wurden mir schließlich vier „Berufe“ vorgeschlagen und meine Einschätzung, wie viel Weiterbildung/Umschulung (inklusive eines ggf. komplett neuen Studiums) ich erwarten würde und wie groß das Stellenangebot in diesem Bereich wäre, erwartete Gehaltsmöglichkeiten, so etwas. Und dann noch ein paar Informationen, wie viel Zusatzaufwand wohl tatsächlich erforderlich wäre, allerdings keine Auskunft über den tatsächlichen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt.

Nun ja. Die vier „Berufe“ waren:
Sprach- und Literaturwissenschaft, was ja nun absurderweise EXAKT meine Studienfächer waren (nur Geschichte fehlt). Nur dass das halt Studienfächer sind und absolut keine Berufe – das ist ja gerade die Crux dabei, dass man sich selbst orientieren muss, in welchen Bereichen auf dem Arbeitsmarkt die erworbenen Qualifikationen sinnvoll einzusetzen sind und wo überhaupt Bedarf besteht (nirgendwo, so gefühlt).
Journalismus, Redaktion, oh well, klar, würde zu meiner Qualifikation sehr gut passen, aber halt zu zweihundertausend anderen Leuten auch. Und die wollen alle in einen Bereich, der sowieso quasi im Sterben liegt, was Printmedien angeht schon gleich zweimal.
Gesang, Dirigent, Musikpädagogik, Zeugs. Seriously WTF. Ich habe keine Ahnung, wie der Algorithmus auf den Gedanken kam, das wäre ein Match (…klar: sie haben halt die ursprüngliche Qualifikation nur nach Studienbereichen abgefragt, und da kam sowas wie „Sprach- und Kulturwissenschaften“ dabei raus).
Sozialpädagogik inkl. Heilerziehungspflege und noch was. Zweites Mal WTF. Ich wäre sehr interessiert daran, was der forscherische Erkenntnisgewinn in diesem Umfragekonzept ist (nun ja: Ich habe natürlich eifrig angekreuzt, zweimal „würde super passen, aber gibt halt null Stellen, außerdem keine Verbesserung zu meiner jetzigen Situation“, zweimal „häh passt gar nicht, ich müsste quasi noch mal von vorn studieren, warum“ – das ergibt für sie natürlich auch im Zweifelsfall auswertbare Daten).

Meinen Dienst für die Wissenschaft geleistet, ging ich duschen und war ab zehn am Schreibtisch. Voller Tag, aber weniger gehetzt als gedacht, weil ich mit ein paar Punkten auf der Liste deutlich schneller vorankam: Mails am Morgen recht schnell abgearbeitet, dann sogar noch Unterricht für den Abend vorbereitet, dann der letzte Skandinavierkurs des Semesters. Leider nur mit wenigen Leuten, der Kurs ist mir ziemlich zusammengebröselt – ein bisschen schade, aber nicht zu ändern (und natürlich auch typisch Uni).
Nebenher noch organisatorischer Kram, unter anderem natürlich die Ankündigung, dass ich einen Tag familienbedingt fehlen werde (weiß nur noch nicht genau wann), was bei dem vollgepackten Monat etwas schwierig werden wird. Aber es ist, wie es ist.

Um eins kurze Mittagspause mit Zeitungsrätsel, bettelnden Katzen (wobei, stimmt gar nicht, beide sehr manierlich am Fressen) und restlichem Kartoffelbrei und Rotkrautsalat. Um kurz nach halb zwei ging ich ins Büro, mit Zwischenstopp bei der Hauptpost, um endlich das Paket vom Samstag wegzubringen.
Am Nachmittag dann Arbeit im Akkord: Die nächsten Tage steht ja ein Marathon an Prüfungen an, und ich versuchte so viel wie möglich wegzuarbeiten. War nur schwierig, denn es kamen laufend neue Sachen dazu (Änderungswünsche, Anfragen, Nervzeugs). Nun ja. Ich hatte am Ende wenigstens das Allerwichtigste gemacht und alles Andere verschoben (es gibt ja einen Unterschied zwischen wichtig und allerwichtig, haha). Ab halb sechs Abendkurs (der war ausgesprochen nett), und danach noch eine Stunde Räume richten und Herumgeärgere mit zwei Laptops, die ein Windows-Update brauchten und nicht vorwärts kommen wollten. Als der letzte Rechner von 93% auf 94% fünf Minuten gebraucht hatte und es schon acht Uhr war, ging ich heim. In der Hoffnung, dass er nicht auf Standby gehen würde (sollte er eigentlich nicht) und das Update morgens dann auch nicht fertig wäre.

Der Liebste hatte daheim schon gekocht, ein Pilaw (im Kochbuch stand Pilaff, es gehen wohl beide Schreibweisen), also Reis mit Brühe und Gedöns. Das Gedöns in unserem Fall Walnüsse, grüne Bohnen, Fenchel, Gewürze. Ganz okay, nur war mir die Kombination Reis und Brühe zu suppig (ich mag Reis wenn überhaupt dann eigentlich nur gebraten). Und ein bisschen Räuchertofu hätte dem Essen auch gut getan.
Sonst am Abend nicht viel Weiteres. Wir redeten ein bisschen, über die aktuelle Situation und diese spezielle Art und Weise, wie sich Perspektiven und Wahrnehmungen bei einem selbst verschieben, wenn man mit so etwas Fundamentalem wie einem Todesfall konfrontiert ist. Nicht direkt dazu passend, aber vielleicht irgendwie doch, die letzte Folge Notaufnahme und dann noch eine neue Folge von 112 (in der dann auch noch vier Hunde starben). Nicht gerade die aufbauendste Abendunterhaltung. Am Ende wurde dann aber wenigstens eine kleine französische Bulldogge gerettet.

Die nächsten Tage werden lang und vor allem früh (und spät) – deshalb mal eine kleine Blogpause bis zum Wochenende. Es wird außer Arbeit sowieso nicht viel passieren. Hoffe ich mal.