Wiederaufnahme der am Freitag schon begonnenen Kairo-Prüfungen, also drei sehr gleichförmige Tage, bei denen ich viel, viel im Büro war und wenig anderes machte. Jeden Morgen Wecker um sechs, blitzschnelle Morgenroutine, Essen eingepackt (Müsli, Brot, Müsli), um kurz vor acht im Büro. Und dort dann halt Prüfungsbegleitung, Nachbereitung, währenddessen administratives Zeugs (meine Mailbox leerte sich), und am Mittwochnachmittag nahm ich auch noch selbst die mündlichen Prüfungen ab. Lief eigentlich alles okay, von kleineren technischen Hakeligkeiten abgesehen (meinen Administratorenzugang bekam der Anbieter nach etwas Hin und Her am Dienstag schließlich geregelt).
Dem Kollegen in Kairo ging es übrigens schlechter als mir: Nicht nur dass es an einem Tag ein unangekündigtes Audit gab (war aber alles in Ordnung), er saß auch bei 15 Grad Außentemperatur da. Das war zwar deutlich wärmer als die zwei Grad plus bei uns (hier noch mit Regen), aber die Häuser dort waren halt alle ohne Heizung gebaut, das bedeutete Außentemperatur = Innentemperatur. Und er saß mit langem Shirt, Rollkragenpullover und Mütze da.
Am Montagabend gab es direkt nach der Arbeit um sieben einen privaten Termin bei uns in der Firma: Das „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte“ , von dem ich hier schon geschrieben habe, traf sich für einen Organisationstermin und um noch einmal (beim ersten Termin hatte ich nicht gekonnt) Argumentationsstrategien für schwierige Diskussionen durchzusprechen.
Als erstes schauten wir die fertig layouteten Postkarten an (nur auf dem Bildschirm, sie waren gerade im Druck): Sie waren richtig, richtig gut geworden, inhaltlich toll, farbliche Eyecatcher, ich war schon ein bisschen stolz. Neben der Frauen-Karte, die ich entworfen hatte, gab es Karten zum Thema Bürgergeld, Arbeitslose, Wirtschaft, Europa, Ausländer. Alle richtig prima.
Das Argumentationstraining war dann nur so ein bisschen hilfreich. Wir gingen erst noch einmal ein paar Tipps für Gespräche durch, alles mehr oder weniger bekannt (immer nach dem Aufbau: Was ist das Ziel des Gegenübers, welches Muster liegt dahinter, wie kann man reagieren), und machten dann ein einübendes Rollenspiel. Das klappte nur so halb, aber naja. Es war auch nicht meine Erwartungshaltung, dass wir alle danach als komplett ausgestattete Rhetorikmeister aus dem Termin gehen würden. Es war auf jeden Fall eine sehr nette Gruppe, Altersdurchschnitt so Ende fünfzig, Anfang sechzig, ziemlich normal für so politische Gruppierungen.
Am Dienstagabend ebenfalls ein Spezialtermin: Wir nahmen einen Podcast auf. Wir machen als Firma ja schon länger einen Podcast, bei dem ich auch schon einmal als Interviewpartnerin eingeladen war, und jetzt gab es also eine neue Folge, genauer gesagt drei, die wir aber an einem Termin direkt hintereinander aufnahmen. Die Themen: Wie funktioniert das mit dem Wählen in Deutschland, welche politischen Organe gibt es, was bedeutet demokratische Partizipation. Deshalb waren eine Juristin (unsere Geschäftsführerin), eine Politikwissenschaftlerin (die Podcast-Host) und eine Zeithistorikerin (das war ich) am Start und erklärten und redeten knappe zwei Stunden lang (die Folgen werden jeweils etwas unter einer halben Stunde sein). Das machte richtig Spaß – ich hätte noch eine weitere Stunde sprechen können, haha. Sprechen kann ich ja sowieso lang.
Am Mittwoch dann wie gesagt noch einmal etwas voller, weil ich selbst prüfte – ging aber prima, und als extra Bonus hatte die Kollegin wieder den Flauschhund dabei. Was für eine unfassbar süße Nase. (Irgendwann saß ich vor dem Rechner und konzentrierte mich auf irgendwas, als ich links von mir leichte Schabgeräusche hörte und merkte, wie mein Oberschenkel warm wurde – und als ich nachschaute, saß der Hund da und leckte vorsichtig mein Bein ab. Alles für ein bisschen Aufmerksamkeit.)
Nachbereitung, letzte Sachen, um halb acht war ich fertig, ein Wrap für die Prüfungen, und da passte es gerade perfekt, dass T vom Bündnis noch vorbeikam und die fertigen Demokratie-Postkarten von der Druckerei brachte. Richtig schön geworden. Hihi.
Der Liebste war auch froh, dass ich die Prüfungsrunde geschafft hatte – er hatte die Tage brav daheim die Stange gehalten, Kater versorgt, abends Essen gemacht (am Montagabend hatte ich mir einen Rest Rote-Bete-Salat vom Wochenende mitgenommen, weil er da im Bastelverein war, aber Dienstag und Mittwoch gab es einmal Bohneneintopf, einmal Kichererbsencurry, sehr gut), Wäsche abgehängt und generell den Laden am Laufen gehalten. Und das alles bei aufziehender Erkältung, er hatte ab Mittwoch starke Kopfschmerzen und war generell durch. Da war es dann gut, dass ich mir einen Minusstundentag freigeschaufelt hatte und überhaupt so für die nächsten zwei Wochen (oder so) Haushalt und Kochen in den Blick fasse. Es wird ja bestimmt alles wieder weniger und ruhiger und so. Haha.