…und wieder zwei Prüfungstage (Endspurt für den Februar, nur noch zwei Termine nächste Woche, yay!), und für beide war ich hauptverantwortlich, also bei beiden Tagen recht gleichmäßiger Ablauf: Früh zur Arbeit, lang dort, später Feierabend. An beiden Tagen um Viertel vor acht aus dem Haus, mit eingepacktem Müsli, und dann tapfer ins Büro. Vormittags noch etwas online-Unterricht, nachmittags nahm ich am Donnerstag selbst die mündliche Prüfung ab, am Freitag delegierte ich die Prüfungsverantwortung für die letzte Stunde an meine Kollegin und unterrichtete den letzten Termin des aktuellen Prüfungskurses. Nebenher viel administratives Zeugs. Soweit so gut.
Ansonsten ein bissle die Online-Paranoia gepflegt, nachdem der Liebste mir am Donnerstag einen Artikel geschickt hatte, in dem diverse Wetter-Apps daraufhin untersucht wurden, welche Handydaten sie abgreifen und unter Umständen auch weitergeben. Turns out: Das sieht gar nicht mal so gut aus. Über die Funktionsweise der klassischen Wetter-Apps kann man ja problemlos ein Bewegungsprofil erstellen (da man für sie normalerweise den Standort braucht), und wenn man, so wie ich, noch die Lieblingsorte (= Orte von Freunden und Familie) angegeben hat, lassen sich damit auch Querverbindungen ziehen. Und was die (versteckte) Weitergabe von Daten angeht, war es bei vielen untersuchten Apps schon ganz schön kritisch. Eigentlich waren nur zwei Apps wirklich empfehlenswert. Ich deinstallierte daraufhin mal die Wetter-Online-App und machte mir die DWD-App drauf, eine der beiden, die okay sind. (Kein Wunder: steht ja auch keine private Firma dahinter). Die Oberfläche ist zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber das wird schon passen. Nur der Pollen-Index fehlt etwas.
Apropos Pollen. Am Donnerstag schrieb mir der Liebste gleich morgens aus dem Büro, dass er eine ordentliche Allergieattacke habe, klar, Hasel blüht und so. Ich hatte prompt auch das Gefühl, dass meine Augen jucken würden, dabei reagiere ich auf Hasel eigentlich nicht – vermutlich aus Solidarität. Auf jeden Fall schrieb er mir eine Stunde später, er sei jetzt heimgegangen, weil es immer schlimmer werde, mit heftigsten Kopfschmerzen und kratzigem Hals und allem. Als ich abends heimkam, sah er dann wirklich nicht gut aus, und ich dachte mir: Das kann eigentlich keine Allergie sein.
Nun ja, am Freitag fühlte er sich dann so richtig elend, blieb daheim und ging mittags zur Hausärztin. Vorher hatte er noch einen Covid-Test gemacht, der allerdings negativ war. Die Diagnose war dann: Tatsächlich kein Covid, sondern eine echte Influenza. Hurra. Mindestens zwei Wochen Bettruhe, keine Anstrengung, und überhaupt. Und er solle sich drauf einstellen, dass es erstmal noch schlimmer statt besser werden würde. Alles richtig doof, zumal wir ja eigentlich beide geimpft sind. (…was natürlich nicht immer zu hundert Prozent wirkt, ich weiß, und keine Ahnung, wie es ihm ohne Impfung gegangen wäre. Trotzdem doof.)
Ich stellte mich also auf Pflege ein, war an den beiden Tagen nur halt schwierig, ich war ja ganztägig weg. Am Donnerstag hatte ich nach der Prüfung abends noch meinen Abendkurs und war erst um Viertel nach acht daheim. (Da dachte der Liebste ja noch, es wäre „nur“ schlimme Allergie, und hatte uns einen Topf Minestrone gekocht.) Am Freitag ging ich nach der Prüfung noch in den Yogakurs, was für mich wichtig war (schon wieder Rückenschmerzen seit ein paar Tagen), und da unser Freitags-Date logischerweise wegen Krankheit ausfiel (der Liebste bekam abends dann tatsächlich 38° Fieber), briet ich uns zwei schnelle vegane Steaks an und machte ein paar Nudeln dazu, als ich um halb acht daheim war. Und brachte halt Tee und so. Und Mitleid.
Ich selber war nach den beiden superlangen Prüfungstagen (immerhin mit Freitagsyoga als Abschluss) ganz schön durch und schenkte mir am Abend erst mal ein Glas Grünen Veltliner ein, bevor ich mich mit Blaulichtquatsch (in der Sat1-Variante) auf dem Sofa parkte.
Was mich im Übrigen auch ganz schön stresst: Die Anspannung durch den Wahlkampf (es wird Zeit, dass die Wahl vorbei ist), die Sorge, wie das hier in Deutschland werden wird, das gleichzeitige Schockgefühl, dabei zuzuschauen, wie in den USA im Zeitraffer ein Land in einen faschistischen Staat verwandelt wird. Und dabei die geopolitischen Kräfteverhältnisse so umgeworfen werden, dass auch das Leben in Europa zu massiven Teilen unsicherer werden wird. (Der orangene Typ wiederholt ja 1:1 die Kreml-Propaganda, FFS.) Und ich nebenher (oder mittendrin) in dem Versuch, den Alltag so einigermaßen zu jonglieren und dabei nicht vom Gefühl überwältigt zu werden, dass man viel mehr hätte machen müssen. Als man noch konnte.
So ein paar klitzekleine Sachen gab es immerhin, die mir das Gefühl gaben, dass ich an so ein paar ganz kleinen Stellschrauben drehen konnte. Einmal sind die Karten ja fertiggeworden und wurden in den letzten Tagen sehr eifrig verteilt. am Donnerstag war in unserem Depot nur noch die Hälfte da. (Leider sind sie noch nicht auf der Webseite, sonst hätte ich sie hier verlinkt.) Dann wurden unsere aufgenommenen Podcasts zum Thema Demokratie und Wahlen jetzt veröffentlicht, zwar haben die nicht so eine wahnsinnige Reichweite, aber besser als nichts.
Und dann drittens: In meinem Donnerstags-Abendkurs nahm ich das Thema vom Skandinavierkurs am Dienstag noch einmal auf und machte eine kleine Einheit „Vokabular zum Thema Wahl“. Ich hatte die Vermutung, dass die Leute vielleicht gar keinen Bock auf so ein Politik-Thema hätten, aber: von wegen. Das sind ja alles Menschen, die hier seit kürzerem oder längerem leben und ganz direkt von dem betroffen sein werden, was sich migrationspolitisch in der nächsten Regierung verändert (von der gesellschaftlichen Atmosphäre mal ganz abgesehen). Dabei rede ich nicht einmal über Geflüchtete (die machen einen geringeren Teil unserer Kurse aus), sondern über migrantische Menschen generell. Und die lesen ja Zeitung, hören Gespräche, sehen diverse Medien, kriegen mit, was besprochen wird.
Es gab also viele Fragen, viel Redebedarf, und am Ende machte ich ein klitzekleines bisschen Werbung dafür, sich nicht nur demokratisch einzubringen, sondern vielleicht auch über eine Einbürgerung nachzudenken (und auf mich zuzukommen, wenn jemand konkrete Schritte dazu machen will). Es kann für unser Land nur gut sein, wenn nicht nur „Biodeutsche“ die Wahl haben bei der Wahl.