In der Nacht war es so abgekühlt, dass ich irgendwann aufstand und die Balkontür zumachte. Unruhiger Schlaf, am Morgen kam ich schwer aus dem Bett. Meine Motivation für die Arbeit war komplett verschwunden, ich war todmüde und hatte das Gefühl, dringend Urlaub zu brauchen. Leider steht erst noch ein stressiger Monat bevor, bevor es dann so weit ist.
Mit Mühe und Not war ich um neun am Schreibtisch (ein grüner Smoothie mit Rucola, Spinat und Banane zum Frühstück, danach viel Zeit im Bad). Erster Blick auf die E-Mails: Alles gut, keine Katastrophenmeldungen. Ich organisierte ein paar meiner Termine um (wegen des kommenden Impftermins) und machte ein paar administrative Dinge, bis zum späten Vormittag. Dann machte ich eine längere Arbeitspause und ging einmal einkaufen: Poststelle, Unverpacktladen, Alnatura. Es war angenehm leer, außer mir quasi nur Rentnerinnen unterwegs. Danach noch einmal an den Schreibtisch, und damit war der Vormittag schon vorbei, um halb eins machten wir die zweite Portion Minestrone mit frisch gekochten Nudeln. Danach ein Espresso, ein Eis und etwas länger aufs Sofa, ich war immer noch todmüde.
Der Nachmittag begann für mich überraschend damit, dass ich bei einer Unterhaltung mit dem Liebsten feststellte, dass er sich kaum mit Zoom auskannte – kein Wunder, war er bisher doch fast nur als Mitglied in Meetings gewesen, selten als Host, und die Arbeitsmeetings waren auch eher weniger didaktisch aufbereitet. Ich schaute erst einmal, ob er die neueste Version des Client installiert hatte (hatte er nicht) und ging dann in seinem Account durch die Einstellungen (aktivierte die Breakout-Rooms, deaktivierte den Warteraum…). Dann machten wir eine kleine Zoom-Probesession, gingen ein paar Breakout-Funktionen durch und spielten mit dem Whiteboard rum („…wenn es jetzt noch bei Zoom eine Whiteboard-Funktion gäbe“ – „ääääh… die gibt es?“).
Bei dieser spontanen Mini-Fortbildung stolperte ich wieder über die Greenscreen-Funktion, die Zoom seit neuestem zur Verfügung stellt (wir hatten in einer Fortbildung in der Firma kürzlich länger davon gesprochen). Mein Arbeitgeber stellte uns dafür grünen Stoff als Meterware zur Verfügung. Ich sprach es mit dem Liebsten durch, wir schauten ein bisschen mit dem Meterstab in meinem Arbeitszimmer: Da wäre was möglich. Also machten wir einen kleinen Spaziergang zu mir ins Büro (der Liebste kam mit als Tragehilfe) und schnitten zwei große Stücke grünen Stoff vom Ballen. Bei der Gelegenheit kündigte ich beim Chef gleich meine eventuelle Abwesenheit in den kommenden Tagen wegen Impfnebenwirkungen an.
Wieder daheim, ging ich noch für ein paar Stunden an den Schreibtisch (ein paar Antworten auf Mail-Fragen, ein paar administrative Dinge, ein kurzer Auditbericht, etwas Korrektur), um halb sechs war ich endgültig fertig. Eher ein weniger produktiver Tag (ich hatte das Gefühl, quasi gar nicht gearbeitet zu haben, dabei waren es am Ende doch 50% gewesen – bei einer 50%-Stelle wüsste ich wahrscheinlich gar nicht, wohin mit der Freizeit, zumindest am Anfang).
Der Liebste wollte gleich mit meinem Greenscreen-Projekt starten, deshalb gingen wir gemeinsam in den Baumarkt und kamen mit zwei langen Metallstangen und diversen Schrauben und Halterungen wieder zurück (die Idee ist ein Greenscreen, den ich an der Decke aufhänge und dann wie eine Jalousie herunterlassen kann – mal sehen, ob das so funktioniert). Außerdem nahmen wir noch eine Vorhangstange mit, jetzt kann es sich nur noch um Jahre handeln, bis wir die kaputte Sonnenblende in meinem Arbeitszimmer abmontiert und durch einen Vorhang ersetzt haben.
Der Abend stand dann im Zeichen von Salat: eine große Schüssel Blattsalat mit Rucola und fein geschnittenen rote Bete-Blättern (im Alnatura am Morgen hatte es rote Bete im Bund gegeben), eine zweite große Schüssel Kartoffelsalat (das Rezept war eine wilde Mischung aus mediterran und nordisch, mit einem Mayonnaise-Rosmarin-Dressing). Beides sehr gut.
Die Abendunterhaltung bestand aus einem Quatschnasen-Video (Proteinriegel-Test, eher nicht meine Produktkategorie), der Tagesschau und ein bisschen Star Trek. Ich konnte mich nicht gut konzentrieren, war müde und auch wegen des bevorstehenden Impftermins aufgeregt: Nicht wegen der Impfung als solcher (das ist nur ein Pieks, Spritzen machen mir nichts aus), sondern weil ich mir Sorgen machte, ob alles klappte. Die Tatsache, dass ich (wie der Liebste auch) so ein „Spezialfall“ war, fand ich beunruhigend. Spezialfall, weil: schon früh mit Covid infiziert, aber kein positives PCR-Ergebnis bekommen, weil das Gesundheitsamt es verbockt hatte, stattdessen nur den Anruf und die Quarantäneanordnung per Mail und später zwei positive Antikörpertests (auf eigene Initiative) – „gilt“ das jetzt alles? Also medizinisch ist die Sache klar, aber juristisch? Ich sehe es kommen, dass ich mich doch ein zweites Mal impfen lassen muss, obwohl es medizinisch nicht empfohlen wird, nur damit ich dann den Impfnachweis bekomme.
Ich klagte dem Liebsten etwas mein Leid, er stimmte mir grundsätzlich in allem zu, gab aber zu bedenken, dass wir diese Art von grundsätzlichem organisatorischen Missmanagement auf Regierungsseite in unserem Wohnzimmer abends um zehn Uhr vermutlich nicht mehr lösen würden. Dagegen war kaum etwas einzuwenden, deshalb gingen wir – längster Tag des Jahres hin oder her – früh ins Bett und hörten noch etwas dem Gewitter vor dem Schlafzimmerfenster zu.