Alkoholbedingt eher unruhige Nacht, mir war immer wieder mal heiß und ich stand mehrfach auf, um aufs Klo zu gehen (wir hatten mehrere Karaffen Wasser zum Wein getrunken). Endgültig wach um kurz vor acht, also genau rechtzeitig, um Harold das Zeugs im Schlafzimmer aus dem Weg zu räumen für seine samstägliche (vorprogrammierte) Runde. Katzenmaintenance (Futterdisziplin ganz okay) und Küchenrunde, der Liebste stand auch recht bald auf und ich machte uns Tee und einen Joghurt mit ein paar Nüssen. Kein großes Frühstück, denn wir waren zum Brunchen bei mir in der Firma verabredet, aber ich hatte ein bisschen Kopfweh und der Liebste fühlte sich auch nicht so ganz auf der Höhe (matschig, etwas Bauchweh), sodass ich gern eine erste Essensgrundlage wollte. Damit und mit einer Dusche ging es schon wieder ganz okay.
Um zehn aus dem Haus, vorher machte der Liebste allerdings noch ein paar Blätterteigschnecken, die wir angekündigt hatten (es macht ja als Veganer immer Sinn, selbst etwas zum Buffet beizusteuern, dann hat man auf jeden Fall etwas für sich zu essen). Ganz einfaches, aber erstaunlich leckeres Rezept: Etwas grünes Pesto auf einem gekauften Blätterteig verstrichen, darüber ein paar kleingeschnittene Tomaten in Öl und ein halbes Päckchen zerbröselter Feto, aufrollen, portionsweise abschneiden (wir bekamen 16 Schnecken raus), und dann bei 200 Grad ungefähr 20 Minuten in den Ofen. Funktionierte sehr gut und schmeckte hervorragend, weil das Übermaß an Umami aus dem Pesto und den getrockneten Tomaten (was mich häufig stört) durch den sehr milden Feto und den quasi geschmacklosen Blätterteig wunderbar ausbalanciert wurde.
Das Treffen in der Firma war ein „internationaler Brunch“ für Kolleg:innen, Familie, Freunde und Teilnehmende (also keine interne Veranstaltung). Ich war anfangs etwas unschlüssig, ob wir gehen sollten, es war ja unser erster Urlaubstag und dann gleich wieder „zur Arbeit“ fahren? Aber ich war wirklich froh, dass wir uns dafür entschieden hatten, denn es war ein ausgesprochen schöner Vormittag. Es kamen sehr viele Leute, bestimmt 50 oder mehr, sodass es eine bunte Mischung war. Und fast alle hatten etwas zu essen dabei, aus unterschiedlichsten Ländern und Esskulturen – alle 30 Minuten konnte man etwas Neues auf dem Buffet entdecken, das dazugekommen war. Zwar nicht so wahnsinnig viel vegan (…selbst mitbringen, ich sag’s ja), aber wir aßen Fladenbrot und ein UNFASSBAR leckeres Hummus, unsere Schnecken, eine Butterbrezel (es gab vegane Butter), einen Spinatbörek, dazu Tee und Kaffee und Orangensaft, damit wurden wir wunderbar satt. Vermutlich hätte es auch noch mehr gegeben (ich sah gebratenen Reis und diverse Küchlein). Dazu ausführliche Gespräche mit verschiedenen Leuten, und weil das Wetter mitmachte und es zwar bewölkt, aber trocken und nicht kalt war, konnte man prima auf der Terrasse sitzen, und das war alles einfach sehr gemütlich. Passte komplett zum Urlaub.
Kurz vor eins verabschiedeten wir uns (ich mich von den Kolleg:innen endgültig in den Urlaub) und gingen noch eine kleine Runde in die Stadt. Einmal zum Optiker, einen Termin für meine Augen ausmachen, denn die sind so schnell so schlecht geworden, dass die Brille nicht einmal zwei Jahre gehalten hat und ich damit quasi nicht mehr arbeiten kann (am Laptop geht es prima ohne Brille – auf die Nähe sehe ich ja gut – aber am Arbeitsrechner ist es mittlerweile eine Katastrophe). Weil ich mit der Beratung beim letzten Termin leider nicht so zufrieden war, ging ich nicht zu meinem eigentlichen Stammoptiker, sondern zu Apollo Optik in der Innenstadt, auch wenn ich Ketten natürlich eigentlich nicht so mag. Aber oh well. (Und ich habe mir da mal eine Sonnenbrille machen lassen, das lief alles superprofessionell und freundlich ab.) Nun also Termin für Dienstag, denn wenn man katzenbedingt sowieso daheim ist, kann man ja auch so Zeugs erledigen.
Danach noch ein paar Läden abgeklappert, weil ich gern neue Stuhlkissen wollte (…denn wenn man im Urlaub daheim ist, kann man ja auch die Bude ein bisschen neu dekorieren). Weder NanuNana noch Butler’s hatten „gescheite“ Kissen (farblich okay, nicht rund, nicht komisch gemustert und hinten mit Bändeln für die Stühle – das scheint etwas aus der Mode zu sein), der Zinser sowieso nicht. Und Contigo auch nicht, dafür aber sehr, sehr hübsche Kissenbezüge für Sofakissen, also nahmen wir halt davon drei mit, um nicht völlig mit leeren Händen dazustehen, und außerdem so ein Fenster-Deko-Element-Dingsi (aus Glasperlen und Draht und irgendwie so ins Fenster zu hängen, ich mag so Sachen ja sehr, wenn sie nicht kitschig sind, und das war gerade noch diesseits der feinen Linie). Kleiner Zwischenstopp bei einem Café für etwas Wasser, und so auf halb drei gingen wir wieder nach Hause. Mittlerweile war es sogar sonnig und ziemlich warm (die Sonne blieb aber nur ein Zwischenspiel an dem Tag).
Daheim etwas längere Pause, ich aß zwei Stücke aufgetauten Mohnkuchen, machte ein bisschen die Augen zu und warf einen Blick ins Internet. Der Liebste zog sich aufs Sofa zurück, er hatte ziemlich Bauchweh und fühlte sich insgesamt angeschlagen (dabei war er am Abend davor ja nüchtern geblieben). Trotzdem ging er um fünf brav mit zu unserem Wocheneinkauf (nur Alnatura, wir brauchten wenig – wir sind ja eh da und haben diverse Male Restaurant und so eingeplant). Daheim räumte ich das Zeug weg und machte uns schnelle Nudeln mit Pilzen, Zwiebeln, ein paar gewürfelten Tomaten und viel gutem Knoblauchöl. Keine Ahnung, ob das in die Kategorie „nur etwas Leichtes zu essen“ fiel, die der Liebste sich gewünscht hatte, aber nun ja. Er aß es brav.
Schon während des Kochens hatte ich immer wieder aus dem Fenster geschaut, denn fünf Minuten nach dem Einkauf war draußen ein Gewitter losgebrochen mit ziemlich heftigem Regen, und das war zwar nach einer guten halben Stunde vorbei, aber der Regen noch lange nicht, im Gegenteil – es regnete sich richtig schön ein. Und das war doof, wir hatten nämlich Theaterkarten für das Open Air-Sommertheater, das gleiche Stück, in dem ich mit der Firma vor einer Woche schon gewesen war, Sex und Drugs und Schlagertraum, und das ich gern mit dem Liebsten zusammen noch einmal ansehen wollte.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das Stück bei diesem Dauerregen aufgeführt werden sollte, aber in der E-Mail, die ich am Morgen bekommen hatte, war von einer „kurzfristigen Entscheidung erst am Abend“ die Rede gewesen und „wir informieren Sie dann sofort auf unserer Webseite und per Mail“, und das war beides nicht passiert. Um kurz vor acht packten wir uns also ein: in meinem Fall Jeans, Socken, schwarze Reebok-Sneaker (falsche Wahl, die Schuhe sind leider nicht mehr dicht und ich hatte nach zehn Minuten nasse Füße), Unterhemd, Shirt, Fleecejacke, Regenjacke. Dazu ein Regenschirm. Eine zweite Regenjacke und einen Lappen steckte ich ein.
In „ergiebigem Landregen“ zum Spielort zum Europaplatz. Dort stand schon eine kleine Traube Menschen, alle mit Regenjacke und Schirmen bewaffnet, und eine sehr gut gelaunte Theaterfrau ging durch die Gruppe, verbreitete Optimismus („wir gehen fest davon aus, dass der Regen zum Start aufhört, und die Bar machen wir jetzt auch gleich auf“) und verteilte durchsichtige Notfall-Regenponchos für alle, die wollten. Wir nahmen uns jeder einen und gingen zur Bar, wo wir aber nichts tranken, weil alles nass, wir mit Schirm sowieso einhändig, und überhaupt, Laune.
Aber man glaubt es kaum: Um 20:30 Uhr sollte es losgehen, und um 20:25 Uhr hörte der Regen auf. Wir marschierten also zu unseren Plätzen, machten mit dem mitgebrachten Lappen alles trocken (beste Idee, nachdem wir fertig waren, liehen wir ihn an sämtliche Leute in unserer Reihe und der Reihe davor aus, sie waren alle sehr beglückt), breiteten die Notfallponchos auf den Sitzen aus, und die mitgebrachte zweite Regenjacke kam über unsere Knie und Beine. Damit war es auch warm genug (es war sowieso nicht kalt und vor allem nicht windig, also kein Problem) und überhaupt prima. Und der Regen fing auch nicht mehr an, erst irgendwann mitten in der Nacht wieder. Alles gut.
Und was für ein netter Abend mit so einem schönen Stück, das man wirklich problemlos noch ein zweites Mal sehen kann. Wieder ausverkauft, und wieder gab es am Ende Standing Ovations. Fantastische Schauspieler:innen, TOLLE Band, clevere Dialoge, super Bühnenbild, kreative Kostüme. Eine kleine kreative Einlage gab es in der zweiten Hälfte auch, als nämlich kurzfristig eine Sicherung rausflog (bei der Nässe kein Wunder) und der Strom weg war. Die Schauspieler:innen hatten in ihren Headsets schnell wieder Strom, aber die Band etwas länger nicht, und während die Techniker eifrig Leitungen verlegten, machte der Hauptdarsteller einen auf Spontan-Comedian, ging durch die Reihen und interviewte die Zuschauenden. (War sehr unterhaltsam für mich und viele andere auch, aber es gab auch eine kleine Gruppe schwäbischer älterer Männer, die viel mehr daran interessiert waren, wie die Techniker das Problem lösten, und halblaut Kommentare und Ratschläge murmelten: „Da wird ein Relais nassgeworden sein… ob die da jetzt die richtige Steckverbindung finden werden? …aha, jetzt kommt eine neue Leitung, sehr gut, einfach neu verkabeln, das macht Sinn…“)
Insgesamt: einfach ein sehr unterhaltsamer, lustiger, rührender, schöner Theaterabend. Auch der Liebste war sehr angetan, und so gingen wir fast (bis auf die Füße) trocken und recht beseelt nach Hause.