In Anbetracht der Tatsache, dass es eine Nacht von Sonntag auf Montag war, recht gut geschlafen, auch wenn es warm und drückend im Schlafzimmer war. Der Liebste stand irgendwann auf und öffnete ein (weiteres) Fenster, das half. Es regnete die ganze Nacht, am nächsten Morgen sah der Garten noch trauriger aus als sowieso schon. Sobald er einigermaßen abgetrocknet ist, werden wir die Sense auspacken müssen. Eine kleine Fläche vorn hatte der Liebste am Sonntag schon abgemäht, das Gras liegt jetzt zum „Trocknen“ da, haha.
Nach einem Müsli mit Nektarine und Apfel war ich um halb neun am Schreibtisch und schrieb mir erst mal eine kombinierte Arbeits- und daheim-Erlediliste. In der Arbeit standen gar nicht so viele Dinge an, aber da wir den Sonntag mehr oder weniger durchgehend auf dem Sofa verbracht hatten, musste daheim einiges gemacht werden.
Ich war den Vormittag über erst einmal mit Unterrichtsvorbereitung, Einzelunterricht und administrativem Gedöns beschäftigt, außerdem klingelte es zweimal an der Tür: Einmal Werkzeug für den Liebsten und einmal… neue Vorhänge für mein Arbeitszimmer. Nachdem wir letzte Woche eine Vorhangstange im Baumarkt gekauft hatten, die Vorhänge dort aber so teuer gewesen waren, hatte ich am Donnerstag im Internet bestellt. Beim schwedischen Möbelriesen. Nicht die regionalste Variante, aber – bei einem regionalen Möbelhaus Vorhänge online bestellen? Ohne Gedöns und wochenlange Lieferzeit und exorbitante Versandkosten? Hahaha. Die Vorhänge sind in einem hübschen Olivgrün, dunkeln zu 80% ab (das sollte für den Bildschirm reichen) und bestehen aus komplett recycelten PET-Flaschen, was einen erstaunlich netten Stoff ergibt. Der Liebste nähte sie gleich auf die passende Länge um, jetzt muss man sie nur noch aufhängen.
Zum Mittagessen machten wir die zweite Hälfte vom Biryani warm, das war leider nicht mehr so lecker (schmeckte eher wie so Gemüse-Reis-Pamp), eine gute Dosis Sriracha half nach. Dann etwas Schokolade und Espresso und keine lange Pause, stattdessen wollten wir das Putzen vom Sonntag nachholen. Eine Stunde später hatte ich das Obergeschoss, der Liebste das Erdgeschoss geputzt, die Wäsche war auch sortiert und eine Maschine lief.
Also wieder zurück an den Schreibtisch, wo ich die letzten Prüfungsaufsichten für Juli/August organisierte (es steht endlich alles, jetzt darf nur keiner mehr krank werden), tausend weitere Mails schrieb und mich durch ein Angebot quälte. Quälte deshalb, weil mir einige wichtige Informationen fehlten, um das Angebot gut zu kalkulieren. Als ich in der Firma anrief, um mich mit einem Kollegen zu besprechen, war dort telefonisch schon niemand mehr zu erreichen, und per Mail war das Thema schwer zu klären. Ich verschob es also schweren Herzens auf den nächsten Tag.
Mittlerweile war es halb sieben und Zeit für den Feierabend. Der Liebste und ich gingen zum Edeka, um das Pfandglas wegzubringen und mal nachzusehen, ob es nach Hagel und Starkregen noch regionale Erdbeeren gab. Gab es tatsächlich, also packten wir im Unverstand drei große Schalen ein (wer weiß, wie lang noch!!), außerdem Hafermilch und wieder einen Strauß Rosen.
Daheim kümmerte der Liebste sich um die Küche (erst einmal gefühlte 10 Kilo Erdbeeren putzen, dann kochen: Laksa mit Süßkartoffel), ich setzte mich an den Esstisch und machte einen Wochenplan für die Woche und bestellte die Biokiste. Draußen hatte währenddessen der Regen wieder angefangen, Nina wies aufgeregt auf EXTREMES Unwetter hin und wir zogen uns aufs Sofa zurück. Eigentlich war es ganz gemütlich: Draußen klatschte der Regen waagrecht gegen die Scheiben (der Regen hatte sich zu einem richtigen Gewittersturm ausgewachsen), der Kater gesellte sich zu uns, wir hatten eine heiße Suppe und schauten Spanien dabei zu, wie sie sich mit ein paar tollen Toren in die Verlängerung retteten. Die Regenmassen waren ordentlich, aber es gab dieses Mal keinen Hagel, wir waren also zufrieden. Dachten wir.
In der Verlängerungspause holte der Liebste die Erdbeeren für den Nachtisch aus dem Kühlschrank, ich ging runter, um den Kater zur Kellertür rauszulassen, keine Ahnung, warum er runter wollte, es regnete immer noch in Strömen. Kaum hatte ich die Tür nach unten aufgemacht, war mir klar, was er so dringend hatte kontrollieren müssen: Das Wasser stand schon wieder knöchelhoch und strömte immer weiter aus dem Ablauf. Offensichtlich waren die Rohre vom letzten Unwetter noch so sehr verstopft, dass der Starkregen nicht abfließen konnte. Wir ließen also den Nachtisch erst einmal sein und zogen Gummistiefel an. Die nächste Dreiviertelstunde schob ich das Wasser zur Kellertür nach draußen und versuchte dann, den Keller trocken zu legen, während der Liebste wieder einmal die komplette Werkstatt vom Wasser befreite. Auf unserer Gartenterrasse stand knöchelhoch das Wasser und ungefähr zehn Kröten, die aus dem Gartenteich gekommen waren, saßen da und schauten uns zu. (In ihrer Logik waren sie natürlich eigentlich nicht aus dem Gartenteich gekommen, sondern immer im Teich geblieben, während der Teich zu uns auf die Terrasse gekommen war.)
Kurz vor Beginn des zweiten Spiels waren wir soweit, dass wir wieder hochgehen konnten. Wir holten uns auf den Ärger erst einmal eine große Portion Erdbeeren, ich schlug eine Tonne Sahne dazu. Den Verlängerungssieg der Spanier hatten wir verpasst, vielleicht könnten wir jetzt bei Frankreich-Schweiz ein spannendes Spiel anschauen… haha, who am I kidding. Ab zehn Uhr waren wir beide so kaputt, dass wir hoch ins Bett gingen, und außerdem war beim Stand von 3:1 für Frankreich die Sache eh klar, oder? Das stellte sich am nächsten Morgen beim Blick in die Zeitung als klitzekleine Fehleinschätzung heraus. Aber ganz ehrlich: Ein Spiel, das werktags um 21 Uhr beginnt, bis zum Ende anschauen, vielleicht sogar wie in diesem Fall inklusive Verlängerung und Elfmeterschießen? Puh. Zum Viertelfinale vielleicht.