Nach relativ okay-er Nacht stand ich um kurz nach sechs auf, einigermaßen ausgeschlafen. Draußen dämmerte es gerade mal so – es dauert nicht mehr lang, bis wir komplett im Dunkeln aufstehen werden. Seufz. Der Liebste arbeitet eifrig am Lichtwecker, ein echtes Rennen gegen die Zeit.
Nach einer großen Portion Smoothie mit ordentlich Rucola zum Frühstück war ich um acht am Schreibtisch und nutzte die frühe Stunde, um an meinen Onkel und meine Tante in der Schweiz einen Kondolenzbrief zu schreiben. Ich hatte schon einige Tage, seitdem am Montag die Todesnachricht gekommen war, im Kopf Gedanken und Formulierungen gewälzt, aber nie die richtige Ruhe dazu gefunden. Jetzt nahm ich mir eine halbe Stunde zum Schreiben. War am Ende ganz einverstanden mit dem Ergebnis, auch wenn man nie so hundertprozentigen Worte findet – die gibt es wahrscheinlich gar nicht.
Ab halb neun dann Arbeit, einiges organisatorisch zu erledigen, Termine vereinbaren und das erste Mal mit einer Kollegin etwas per Teams-Chat besprechen: Absolut super-tolles Tool fürs Home Office, tausendmal besser als Telefon (wo ich parallel nichts hätte machen können und immer irgendwie gestört hätte/gestört worden wäre, außerdem: private Telefonnummer, mäh), tausendmal besser als Mail-Pingpong. Ein richtiges kleines Gespräch über den Rechner, ein Chat eben. Sehr gut. Ich hoffe sehr, dass sich alle Kolleg:innen drauf einlassen werden.
Um halb eins machten wir Mittagspause (restliches Ofengemüse mit Hummus, dazu wieder eine große Schüssel Salat), wieder etwas länger mit Espresso auf dem Sofa. Draußen war schönstes Spätsommerwetter, aber ich war irgendwie angespannt und gleichzeitig erschöpft und hatte keine richtige Lust auf irgendwas. Ich ging deshalb um kurz nach zwei erst wieder ins Arbeitszimmer, und auch das in erster Linie, weil ich einen Beratungstermin hatte. Nach dem Termin kümmerte ich mich um Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung. Mein Kopf fühlte sich leergesaugt an, ich war furchtbar unkreativ und kam nicht gut voran. Um halb fünf hörte ich mit Arbeiten auf – leider nicht fertig – und packte meine Sachen für den Yogakurs.
Auch der Kurs war dieses Mal anstrengend, und zwar mental, ich hatte ständig das Gefühl, dass ich dagegen kämpfen musste, über eine Überlastungsgrenze zu gehen. Meine Gelenke beschwerten sich bei jeder Position. Dementsprechend klappte auch die Entspannung am Schluss eigentlich nicht. Relativ unzufrieden (mit mir selbst, mit meinen Gelenken, mit irgendetwas) ging ich nach Hause. Noch auf dem Heimweg zentrierte sich die ganze Anspannung und ich bekam fürchterliche Bauchschmerzen. Andere Leute kriegen Migräne, bei mir ist der Bauch mein Anspannungsbarometer. Daheim musste ich mich erst einmal ein bisschen hinlegen, der Liebste kümmerte sich ums Abendessen (ich schaute noch kurz nach der Nachbarsmaus, das ging gerade so).
Also nicht so ein toller Start in den Abend, und deshalb entschied ich auch, dass ich die restliche Arbeit, mit der ich nachmittags nicht fertig geworden war, auf den Samstag verschieben würde. Zwar blöd, Arbeit ins Wochenende mitzunehmen, aber ich war einfach platt (und es war auch schon halb acht). Das war im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung. Wir hatten wunderbaren Linseneintopf zum Essen, mein Bauch entspannte sich fast von selbst wieder (trotz Linsen, mit denen kam er aber gut zurecht). Zur Feier des Spätsommer-Wochenendes tranken wir unseren selbst entworfenen Sommercocktail aus Prosecco und Johannisbeerlimonade und schauten dazu ein bisschen Netflix: Zunächst Nanette, weil mir das empfohlen worden war und bei mir auf meiner Netflix-Trelloliste steht. Und wow, ist das powerful. Große, große Anschauempfehlung, auch wenn jemand normalerweise sagt „mäh, Comedian, ich weiß nicht“. Ließ den Liebsten und mich sehr nachdenklich zurück.
Danach dann, ein bisschen Kontrastprogramm, die erste Folge der ersten Staffel von Deep Space Nine. Nachdem wir jetzt wochenlang TNG gesehen haben, hatte ich wirklich, wirklich Lust auf DS9, obwohl ich die Serie viel besser kenne (bei TNG kenne ich bei weitem nicht alles). Vermutlich ist genau das der Grund: Ich wollte ein bisschen Raumschiff-Nostalgie, und bei DS9 fühle ich mich sehr „zu Hause“ (noch mehr bei Voyager, aber die Serie habe ich schon so oft gesehen, dass es jetzt wahrscheinlich ein bisschen zu viel werden würde). Freute mich auf jeden Fall sehr über das Wiedersehen mit Commander Sisko, Major Kira und Co. Nach einem eigentlich ein bisschen blöden Tag gingen wir beide gut gelaunt ins Bett.