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Samstag 3.4.2021

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Gut geschlafen, wieder um kurz vor sieben aufgewacht. Einige bizarre Träume, die sich aber nur teilweise um die Arbeit drehten, was schon ein Fortschritt ist.  

Mein Körper hatte am Abend schon angekündigt, das Muschi-Maintenance-Programm durchlaufen zu lassen, am Morgen ging es damit los. Ich war dementsprechend kreislaufmäßig nicht übermäßig fit, außerdem war es ziemlich kalt – ich hatte Yoga geplant, entschied mich aber dagegen. In der letzten Biokiste hatte ich Rucola und Postelein bestellt, das Frühstück war also ein grüner Smoothie, mangels einer Banane mit Joghurt (des Liebsten Idee). Ich war sehr skeptisch, hätte lieber Cashewmus genommen, aber es war trinkbar. Postelein ist insgesamt immer etwas merkwürdig im Smoothie, Rucola dafür scharf, die Kombination funktionierte ganz gut.

Nach dem Frühstück ausführliches Zeitungslesen, wieder mit einigen Aufregern, aber auch mit der Erkenntnis, dass, zumindest in der regionalen Politik, es doch auch einige Menschen gibt, die die momentane Wahnsinnsentwicklung in Richtung „Tübinger Modell“ kritisieren. Ein ausführliches Interview mit dem CDU-Bürgermeister der Nachbarstadt, und ich dachte wie schon mehrfach (wie auch bei der „Flüchtlingskrise“ 2016 schon), wie vernünftig, pragmatisch und ehrlich dieser Mann rüberkommt. Warum zum Henker ist der in der CDU? Und warum können wir nicht solch einen OB haben? (Weil ich eher in den Straßengraben ziehen als die CDU wählen würde, that’s why. Und weil unser OB die Grünen in BW (neben anderen Gründen) unwählbar macht. Und weil die SPD es sich bei der Bürgermeisterwahl die letzten Jahre zu leicht gemacht hat damit, keine:n Kandidat:in aufzustellen. Weiß ich alles. Macht es alles nicht besser.)

Nach dem Frühstück spielten wir noch einmal eine Runde Parks – wieder sehr schön und in 40 Minuten inkl. Auf- und Abbau auch zeitlich im Rahmen. Anschließend gleich unter die Dusche, denn ich wollte gern zum Gärtner, um einige Blumen für neue Grabbepflanzung zu holen (einer unserer Punkte auf der To-Do-Liste). Es wurde dann mit Tieren versorgen, beide geduscht, Auto buchen (es waren nur noch wenige Autos frei), Rechner runterfahren, und-und… 12 Uhr (12 Uhr!), bis wir loskamen.
Beim Gärtner extrem viel los, der ganze Parkplatz war voll. Innen waren die Frühlingsblumen schon so gut wie geplündert. Narzissen, Primeln usw. gab es gar keine mehr. Wir fanden noch vier klägliche Tulpen, eine Palette Vergissmeinnicht aus eigener Anzucht, die vermutlich Frost abbekommen hatten und ziemlich kläglich aussahen (aber ich hoffe darauf, dass sie sich wieder rappeln), zwei sehr schöne Lavendelbüsche, ein paar sehr schöne Sonnenkörbchen, vier Sommerstauden (schon für später) und einen kleinen Hortensienbusch mit dunklen Blüten, diesen für das Grab meines Bruders (bei meiner Mutter stehen schon Hortensien). Das ist für zwei Gräber, davon eines ein Doppelgrab, nicht viel, wir waren einfach für die typischen Osterblumen schon eine oder zwei Wochen zu spät dran. Aber es freut mich, dass die Gärtnerei Kundschaft hat, auch wenn es natürlich unangenehm voll war (aber immerhin keine Schlange an der Kasse und alle trugen ordentlich Maske).

Direkt nach dem Heimkommen versorgte der Liebste die Pflanzen und brachte das Auto weg, ich ging währenddessen noch schnell in den Alnatura, um frische Pilze, Bananen und Weißmehl zu holen. Es war wie erwartet ziemlich voll, aber die Leute waren alle rücksichtsvoll und hielten Abstand, außerdem waren alle Kassen offen, der Einkauf war also überraschend entspannt.

Daheim gab es die zweite Hälfte des Katsu Curry, dieses Mal mit deutlicher Rauch- und Kohlenote, leider dadurch deutlich weniger lecker. Den Topf hatten wir etwas eingeweicht und schon drin rumgeschrubbt, vielleicht können wir die schwarze Schicht unten doch noch entfernen. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf. Anschließend Espresso und ein bisschen mit dem Laptop aufs Sofa. Der Liebste hatte von mir am Freitag ein neues Designprojekt bekommen: Einen Kochbuchhalter für die Küche, weil mich die bisherige Lösung, aufgeklappte Kochbücher wackelig auf der Sojamilchmaschine zu balancieren, extrem nervte (bei vielen Kochbüchern geht das auch gar nicht). Er hatte deshalb den Lichtwecker erst mal zurückgesteckt und designte vor sich hin, ich war währenddessen auf Twitter unterwegs.

Um 3 Uhr gingen wir zu unserem örtlichen Weinhändler: Schließlich näherte sich das Ende der Fastenzeit. Außerdem wollten wir etwas zum Anstoßen holen: Ich hatte das Audit geschafft, wir hatten die Fastenzeit geschafft, wir hatten die ersten drei Monate des Jahres geschafft…
Beim Weinhändler ging leider direkt vor uns eine Gruppe aus fünf Personen in den Laden. Dadurch war es zwar nicht zu voll (der Laden ist recht weitläufig), aber die beiden Händler hatten keine Zeit für Beratung (wir hatten uns eigentlich darauf gefreut, ein bisschen etwas probieren zu können). Wir wählten also selbst aus, hauptsächlich Weißweine, ich wollte gern einen Grauburgunder, der Liebste suchte nach Riesling, wir nahmen noch einen Caubernet Sauvignon, dann zwei Flaschen von unserem Lieblings-Rioja… Am Ende waren wir bei 14 Flaschen Wein plus einer Flasche Elsässer Crémant. Da wir damit über den 12-Flaschen-Rabatt gekommen waren, bekamen wir noch eine weitere geschenkt, einen schweren Spanier, den wir noch nicht kannten.
Ich war am Ende ganz froh, dass wir unsere Wahl ohne Probieren getroffen hatten, ich wäre sonst vermutlich schon angetrunken gewesen, worauf ich eigentlich keine Lust hatte. Außerdem waren wir am Samstag ja noch innerhalb unserer Fastenzeit und ich hatte schon den Ehrgeiz, das bis zum Sonntag auch durchzuhalten.

Daheim eine kurze Sofapause, dann unser nächstes Osterprojekt auf der Liste: ein Osterlamm backen. Diese kleine Tradition hatten wir 2018 gestartet und dann gleich wieder aufgegeben (2019 war ich an Ostern während meines Sabbatical in Irland, 2020 hatte uns beide Covid im Griff). Direkt danach kümmerte sich der Liebste um das Abendessen: Ein Stir Fry mit Reisnudeln, wieder nach Bosh-Rezept. Wir kannten es schon, hatten es als nicht so lecker in Erinnerung, aber dieses Mal war es wirklich sehr gelungen (nicht zu suppig, schön angeröstet, das Gemüse mit der richtigen Mischung aus Biss und gar). Am Abend hatte ich keine Lust auf Doctor und generell nicht auf irgendeine fiktive Story, auf die ich mich gedanklich hätte einlassen müssen. Wir wählten also etwas aus unserem Trello-Notizboard aus: Die ersten zwei Folgen der vierteiligen Serie „Charité intensiv“ (in der ARD Mediathek). Ich musste beim Anschauen weinen, der Liebste war auch sehr betroffen. Wir beide hatten einmal mehr das Gefühl, wie unglaublich viel Glück wir mit unserer Covid-Infektion gehabt hatten, auch wenn wir natürlich extrem krank gewesen waren – aber wir sind gesund wieder rausgekommen.
Als Kontrastprogramm in der Tagesschau dann Bilder von feiernden Menschen in Brüssel und demonstrierenden Idioten in Stuttgart. Ich kann kaum ausdrücken, wie sehr mich diese Leute anekeln. In dementsprechend etwas gedrückter Stimmung ging ich ins Bett. Trotzdem (oder vielleicht auch deswegen): auf jeden Fall Serien-Empfehlung.