Ein Tag Sommer ist schon okay – Samstag 12.6.2021

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Trotz der Wärme am Vorabend waren es im Schlafzimmer angenehme Temperaturen, die Nacht war also recht erholsam, zumindest bis Viertel vor fünf, ab da lag ich dann wach. Um halb sechs kam der Kater im Schlafzimmer vorbei und ich beschloss aufzustehen. So richtig ausgeschlafen fühlte ich mich nicht, ich spürte den Alkohol vom Vorabend noch etwas. Der Liebste war irgendwann in der Nacht ins untere Schlafzimmer gezogen und schlief noch, ich genoss die Ruhe und beschäftigte mich mit Schreiben und Tee.

Zum Frühstück gab es (als der Liebste dann wach war) ein Müsli mit Apfel und dem restlichen Rhabarberkompott, danach blieben wir noch etwas mit Laptop und Zeitung am Esstisch sitzen. Um halb zehn fiel mir auf, dass wir um neun beim Einkaufen hatten sein wollen, haha. Wir räumten also auf und gingen duschen, um halb elf kamen wir schließlich los.
Eine größere Runde Alnatura, mal wieder ein richtiger Wocheneinkauf, auch einiges für den Vorrat (Nudeln, Passata, Pulverkaffee, Sojamilch, Oliven, Naturtofu, Tiefkühl-Gemüse) und einiges frisch (Brötchen für den Abend, Pilze, Tomaten, Chili). Außerdem eine Flasche Cidre, die auf der Präsentationsfläche stand und offensichtlich zum Liebsten „Kauf mich!“ sagte. Ich habe mit Cidre wenig Erfahrung, brachte nur in die Kaufentscheidung ein, vielleicht den trockenen statt den lieblichen zu nehmen (ich kann mich an keine einzige Situation erinnern, weder bei Wein noch bei Sekt noch sonst wo, wo „lieblich“ zu einer guten Erfahrung geführt hätte).

Nach dem Einkaufen und Verräumen gingen wir noch einmal kurz los und holten ein frisches Brot vom Bäcker. Wieder daheim zog ich mich erst einmal um: Es war ordentlich warm geworden, Jeans und Socken waren zu viel. Am Himmel bauten sich bereits Cumulonimbus-Wolken auf, die Wetter-App kündigte für den Nachmittag 50% Regenwahrscheinlichkeit an. Wir spannten trotzdem den Sonnenschirm auf der Dachterrasse auf und deckten die Plane von den Stühlen ab: Mir war es im Haus zu stickig und zu warm. Mit dem aufkommenden Wind war es im Schatten des Sonnenschirms auch sehr angenehm, ich verbrachte den restlichen Vormittag mit Podcast (Corona-Update) und Lesen im Liegestuhl.

Mittags machten wir das Curry vom Vorabend warm, anschließend frische Erdbeeren mit Schlagsahne (wieder die Schlagfix). Wir setzten uns zum Essen auf den mittleren Balkon, der mit seiner Südwestausrichtung jetzt in der prallen Sonne lag, nur dass es etwas bewölkt und dadurch für eine halbe Stunde schon auszuhalten war. Für eine kleine Siesta ging ich dann aber ins Schlafzimmer (Fensterläden zu und ausgestellt, Fenster offen, dadurch gerade angenehm).

Dieser Tag war offensichtlich der erste richtige Sommertag: Gekennzeichnet durch ständige Positionswechsel im Haus, außerhalb des Hauses, nirgendwo so ganz richtig gemütlich, entweder zu heiß oder zu stickig oder zu dunkel oder zu mückig oder alles zusammen… Wir sind beide überhaupt keine Sommerfans. Immerhin liegt mein Arbeitszimmer nach Nordosten, ist also der kühlste Raum im Haus, das gibt mir für die nächsten Monate etwas Hoffnung. (Und es ist jetzt aufgeräumt!)

Gegen drei Uhr kam ich wieder runter. Die Wolken hatten sich nicht über der Stadt entladen, sondern waren weitergeweht worden (wahrscheinlich Richtung Alb), es war also trocken, sonnig und leicht windig. Wir beschlossen, unseren eigentlichen Plan für den Tag anzugehen: ein paar Stunden im Garten.
Der Garten ist in den letzten Wochen durch Sonne und viel Regen geradezu explodiert. Der Liebste hatte kürzlich schon einmal mit der Sense den mittleren Weg freigeräumt, sonst hätten wir keinen Schritt mehr irgendwohin machen können. Auch so war kaum ein Durchkommen, aber wir fingen langsam an. Wir lassen ja grundsätzlich das Gras hoch wachsen (es wird dann irgendwann im Sommer/Spätsommer mit der Sense komplett abgemäht), aber etwas kontrollieren muss man trotzdem, weil sich sonst alles mögliche Gedöns ausbreitet und zu dominant wird. Ich rupfte also Pflanzen aus, die mir nicht erhaltenswert schienen (bin ja keine Botanikerin, aber ein paar fielen mir auf), schnitt die wuchernden Brombeerschösslinge hinten am Kompost zurück, legte den Weg zum Kompost wieder frei. Nach etwas Diskussion („Bist du sicher? Du sichelst dir sonst nur wieder den halben Arm ab!“ …ein einziges Mal eine Sichel-Verletzung, und nur eine Fingerkuppe amputiert, aber schon muss man es sich für den Rest des Lebens anhören) nahm ich mir schließlich die Sichel, ließ mir zeigen, wie man sie am Schleifstein schärft und sichelte die Fläche unter dem Apfelbaum komplett frei.

Der Liebste machte währenddessen vorn auf der Terrasse die restlichen Gitter vom ehemaligen Hasenstall weg. Dadurch hatten wir wieder kompletten Zugang zu den Terrassenplatten und sahen, dass sie dringend von wuchernden Unkrautbüscheln befreit werden mussten. Wir schafften in der nächsten Stunde ungefähr ein Drittel der Fläche, es bleibt also noch etwas übrig für kommende Wochenenden.
Um fünf Uhr holten wir zwei Stühle aus dem Schuppen und setzten uns endlich, seit langer Zeit wieder, auf unsere Terrasse. (Nicht dass wir mit mittlerem Balkon und Dachterrasse sonst wenig Möglichkeiten hätten, draußen zu sitzen.) Ich spürte die Sonne und die körperliche Arbeit ziemlich in den Knochen und beschloss, es für den Tag gut sein zu lassen.

Wieder drinnen machten wir noch eine Stunde Pause und kochten dann gemeinsam. Zum Kochen öffneten wir den Cidre als Aperitif. Der Liebste war vor Jahren einmal in Spanien in einer Cidre-Bar gewesen und deshalb offensichtlich zum lokalen Cidre-Experten unseres Haushalts mutiert, dozierte also etwas über passende Anlässe (vor dem Essen, nicht danach), Gläser (kleine Wassergläser – ich intervenierte und brachte die geschliffenen Weißweingläser) und Trinksituationen (mit Freunden zu Feierabend in der Bar, mit Nüsschen und guten Gesprächen – alles nicht zu haben, naja, gute Gespräche vielleicht, ich gab mir Mühe).
Der Cidre war nach so viel Vorrede, nun ja, underwhelming würde man auf Englisch sagen. Schon okay, aber ein bisschen langweilig. Immerhin mit nicht allzu viel Alkohol, also zum Kochen ganz gut geeignet, ohne gleich betrunken zu sein.

Zum Abendessen hatte der Liebste sich Burger gewünscht, wir hatten vor ein paar Wochen zwei Beyond Meat-Patties im Supermarkt geholt. Jetzt sind wir ja eigentlich keine Fleischersatzprodukte-Esser und Burger sind auch nicht so mein Fall, aber gelegentlich kann man schon eine Ausnahme machen. Wir brieten also die Patties an, am Morgen im Alnatura hatten wir noch eine Emil’s-Sandwich-Creme entdeckt und spontan mitgenommen, außerdem zwei Weißmehlbrötchen. (Bei normalen Burger Buns ziehe ich meine Grenze, was Junk Food angeht: Da könnte ich auch gleich Pappe essen.)

Die Burger waren so wie erwartet: Das Pattie geradezu verstörend fleischig, es ist schon krass, was Leo DiCaprio, Bill Gates und Konsorten  da entwickelt haben. Die Sandwichcreme von Emil’s sehr lecker, guter Kauf. Der ganze Burger nervig und unmöglich zu essen, ohne dass einem die Hälfte runterfällt und man sich komplett einsaut. Wir sauten uns also komplett ein, die Hälfte fiel runter und der Liebste war sehr zufrieden. (Jaaa… sie waren lecker. Ich will ja gar nichts sagen.)
Zum Burger hatten wir (damit ich auch glücklich bin und mein ökologisches Herz nicht zu sehr blutet) einen Salat aus geraspelten Karotten und Kohlrabi, Sonnenblumenkernen und einem Rapsöl-Balsamico-Dressing gemacht. Ich möchte nicht behaupten, dass er fast leckerer war als der Burger, aber er war fast leckerer als der Burger. (Zumindest gleiche Liga.)

Nach dem Essen machten wir eine Flasche Cabernet Blanc auf (Schönhals), setzten uns damit auf die Dachterrasse und starrten in die Blätter. Das Hintergrundgeräusch der Rasenmäher aus den Nachbargärten war dankenswerterweise verschwunden, nur das Kindergeschrei war noch da (müssen die nicht ins Bett oder was). Der Wein ordentlich, nur schon etwas muffig schmeckend, es war wohl gut, dass wir die Flasche jetzt geöffnet hatten.

Irgendwann gingen wir wieder rein und schauten noch eine Folge TNG. Mir passierte etwas höchst Ungewöhnliches: Ich schlief mitten auf dem Sofa während des Fernsehens komplett ein, hatte wohl deutlichen Nachholbedarf. Um neun wurde ich wieder wach, fühlte mich leicht angematscht und ging hoch ins richtige Bett.