Nach fast durchgeschlafener Nacht frühmorgens aufgewacht, noch liegengeblieben bis sechs Uhr. Ich fühlte mich erstaunlich ausgeschlafen. Es sollte keine neue Erkenntnis sein, aber: Ein Tag draußen mit körperlicher Aktivität scheint eine gute Methode für eine gute Nacht Schlaf zu sein.
Der Liebste war schon aufgestanden und hatte den Kater versorgt, wir verbrachten einen ruhigen Morgen am Esstisch. Zum Frühstück gab es ein English Breakfast mit zwei übrigen Brötchen vom Vorabend, gebratenen Pilzen und Tofuwurst, dazu wie immer viel Tee.
Das Wetter sah gut aus, es versprach ein sonniger und vermutlich auch heißer Tag zu werden. Wir wollten gern raus und uns etwas bewegen, aber dabei die größte Hitze vermeiden. Das klappte so halb: Um Viertel vor elf gingen wir aus dem Haus, der Liebste mit Laufschuhen, kurzer Hose, Shirt und Kappe, ich mit Laufschuhen, langer Hose, Unterhemd, Shirt und ohne Kappe. Wie sich bald herausstellte, war der Liebste etwas passender angezogen, denn es wurde doch recht heiß. Weil wir so lang nicht mehr eine richtige Runde gegangen waren, schlugen wir einen großen Bogen nach Nordosten Richtung Neckar und Waschlappenviertel, auf dem Rückweg dann über den Österberg und die Germanenstaffel (weil ich die Innenstadt so gut es ging vermeiden wollte). Nach knappen zwei Stunden und zehn Kilometern waren wir wieder daheim, zufrieden, müde und beide mit rotem Nacken (Sonnencreme hatten wir auch nicht benutzt – wir haben wirklich noch keine Sommerroutine).
Zum Mittagessen machten wir zwei große Schüsseln Salat: Einen Blattsalat mit einer Art Cocktaildressing (die restliche Sandwichcreme von gestern mit Sojajoghurt und Leinöl, passte gut) und eine Art griechischen Salat mit Gurke, Tomaten, Oliven, Kräutern, Olivenöl-Balsamico-Dressing und dem veganen Feta von Violife. Dieser war in einem der Quatschnasen-Videos (im Feta-Test) vorgestellt worden und wir wollten ihn einmal ausprobieren. Fazit: Er schmeckt eher wie ein salziger Philadelphia, irgendwie recht fettig und etwas zu reichhaltig. Im Salat war er schon okay, aber wir würden ihn eher nicht noch einmal kaufen. Dann lieber der Taifun-Feto, das ist einfach fermentierter Tofu, dadurch supergesund und auch leckerer.
Den Nachmittag verbrachten wir im oberen Stockwerk, anfangs im Liegestuhl auf der Dachterrasse, als es zu warm wurde, mit offenen Fenstern im Schlafzimmer. Wir lasen beide und schliefen irgendwann ein. Einen Mittagsschlaf habe ich schon seit Wochen nicht mehr hinbekommen, nicht wegen fehlender Müdigkeit, sondern weil ich entweder zu viel Arbeit oder zu viel innere Unruhe hatte. (Vermutlich innere Unruhe wegen zu viel Arbeit.)
Dieser Mittagsschlaf war eigentlich sogar etwas zu lang, als ich aufwachte, fühlte ich mich leicht matschig und nicht ganz auf der Höhe. Ich hatte wahrscheinlich bei unserer kleinen Wanderung auch ein bisschen zu viel Sonne abbekommen. Ich blieb noch eine ganze Weile oben und beschäftigte mich mit meinem Buch, um fünf ging ich runter (der Liebste hatte sich mittlerweile mit Laptop im Wohnzimmer platziert).
Wir hatten beide stillschweigend beschlossen, das Putzen ausfallen zu lassen und auf die kommende Woche zu verschieben, nur die Küche brachten wir einigermaßen in Schuss. Dann kümmerten wir uns gemeinsam ums Kochen: Geplant war eine Lasagne mit Linsen, Auberginen und Zucchini. Ich hatte das Rezept in einem alten VF&L-Heft gefunden, dabei aber übersehen, dass mit „Aubergine & Courgette Lasagne“ gemeint war, dass die Auberginen und Zucchini die „Lasagneplatten“ bilden sollten – also eher so eine Art Ratatouille im Ofen. Das war eigentlich nicht das, was wir wollten. Wir ergänzten das Rezept also etwas und schichteten „richtige“ Lasagneplatten zwischen die Gemüseschichten. Dazu die Linsen, eine schön durchgekochte Passata und eine Käsesauce als Abschluss (die Sauce im Rezept entsprach ziemlich genau unserer Standard-Sauce, die wir auch für Pizza und zum Überbacken verwenden).
Während die Lasagne im Ofen war, machte ich den Wochenplan für die kommende Woche und bestellte gleich das Gemüse für die Biokiste. (Die Sorge, dass wir ohne Kaninchen nicht an den Mindestbestellwert herankommen werden, hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt – zumindest solang wir jede Woche ein Bund Spargel bestellen, sollte das auch kein Problem sein.) Mit dem Wochenplan war ein Punkt auf der Liste fürs Wochenende erledigt und ich zufrieden.
Am Freitag hat ja die EM begonnen und es ist vermutlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht von Anfang an versuche, bei einer EM oder WM so viele Spiele wie möglich zu schauen. Bisher hatte ich immer einen Spielplan im Wohnzimmer aufgehängt und mir die Spiele auch in meinem Kalender eingetragen. Dieses Jahr spürte ich ein ganz großes „interessiert mich nicht“, und weil das für mich so untypisch ist, hatte ich mich mit dem Liebsten länger darüber unterhalten. Uns beiden geht es ähnlich: Der Profi-Fußball stößt uns immer mehr ab. Die Tatsache, dass in den letzten Monaten von sämtlichen Funktionären nur Gewinsel zu hören war, wann man endlich wieder die Stadien öffnen darf, mit totaler Ignoranz gegenüber der Sicherheit der Zuschauer. Die völlige Selbstverständlichkeit, mit der man davon ausgeht, dass der Profifußball ein „Recht“ darauf hat, sich nicht an die Regeln halten zu müssen, die für andere gelten (was z.B. Testpflichten, Flugreisen in Risikogebiete, Quarantäne… angeht). Die ekelhafte Gier, immer noch mehr Geld und noch mehr Geld aus den Fernsehübertragungen rauspressen zu wollen. Die unverschämte Anspruchshaltung, mit der von der Politik Unterstützung verlangt wird (z.B. bei der Bereitstellung von Infrastruktur oder Sicherheitsleistungen bei Spielen). Und eine Menge Fußballfans sind kaum besser, wenn man sich den ekelerregenden Sexismus und den verbreiteten Rassismus anschaut. (Wie könnte man sonst auf den Gedanken kommen, die Mannschaft – in den letzten Wochen die irische, die englische und die belgische – auszupfeifen, wenn sie eine Geste gegen Rassismus zeigt?)
Ich finde diese Entwicklung extrem abstoßend und auch traurig, denn die großen Fußballturniere waren immer so etwas wie ein Fußball-Sommerfest gewesen, mit Treffen mit Freunden, Tippspielen im Büro… Dass das alles dieses Jahr auch nicht so richtig geht, kommt natürlich dazu. Ich „boykottiere“ jetzt die EM nicht und es ist durchaus möglich, dass ich mir noch das eine oder andere Spiel anschaue, aber bis jetzt ist einfach mein Gefühl: Macht doch euer blödes Turnier allein. Interessiert mich nicht.
Nach dem Essen schauten der Liebste und ich also kein Fußball, sondern zwei Folgen TNG, denn was gibt es Besseres als etwas Raumschiff-Utopie. Ich merkte den Mittagsschlaf, ich wurde nämlich nicht um neun schon todmüde, sondern wir gingen erst um halb elf ins Bett, und damit endlich einmal zu einer „normalen“ Zeit.