Aperol for the win – Samstag 26.6.2021

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Es hatte zwar deutlich abgekühlt, aber im Schlafzimmer war es trotzdem schnell zu stickig mit nur einem geöffneten Fenster: Ich stand nachts auf und öffnete ein zweites sowie das Fenster im Bad, damit es etwas Durchzug gab. Danach einigermaßen gut geschlafen bis sechs Uhr. Als ich aufwachte, spürte ich allerdings den Alkohol vom Vorabend, fühlte mich etwas malade und der Kopf tat weh. Nach der ersten Tasse Tee verschwand das glücklicherweise.
Ich startete den Morgen entspannt mit Tee und Schreiben und einer Schüssel Müsli. Nach einer Dusche war ich dann endgültig wach. Der Liebste war ab zehn mit einer anderen Person vom Vorstand im Vereinsheim verabredet, um dort verschiedene kleine Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten zu machen, ich begleitete ihn und ging dann weiter zur Post, um das Päckchen abzuholen und die Zollgebühr zu bezahlen. Die Postangestellte entschuldigte sich bei mir quasi für die Gebühr und war dann ausgesprochen erleichtert zu hören, dass ich schon Bescheid wusste und nicht vorhatte mich zu beschweren. Ich befürchte, sie wird am Schalter ziemlich oft für solche Sachen angemotzt.

Wieder daheim, fuhr ich im Arbeitszimmer den Rechner hoch: Der Plan war einmal nach Oxford und zurück. Über Oxford hatte ich während des Sabbaticals 2019 weniger Texte geschrieben, aber viel mehr Fotos gemacht, es kostete also etwas mehr Zeit, alles durchzugehen und auf den Blog zu laden. Zwischendrin meldete sich plötzlich WordPress ab und ich konnte nicht mehr auf den Blog zugreifen (auch nicht von außen, auch nicht als Administrator auf den Server – es war einfach nichts erreichbar). Da der Liebste nicht ans Handy ging, marschierte ich also ins Vereinsheim und störte ihn dort: Er wusste zwar auch nicht, was das Problem ist, konnte aber über die Webseite des Hosters den Server wieder starten. So konnte ich daheim weitermachen.

Um eins kam der Liebste wieder heim und ich hörte auch auf, ich hatte die Oxford-Einträge fertig hochgeladen und noch zwei Einträge von Southampton dazu (was für ein Kontrast, aber ich war wirklich gern in Southampton gewesen, das fällt mir jetzt im Rückblick richtig auf – der erste Zeitpunkt in meinen Sabbatical-Texten, auf den ich zurückblicke und denke „ich will da wieder hin!!“).
Zum Mittagessen machten wir uns die zweite Hälfte vom afrikanischen Imbiss warm und dazu eine große Schüssel Blattsalat mit einem fantastischen Dressing aus Tahin, Senf und Balsamico (ich könnte ohne Probleme einen kompletten Blogeintrag einfach nur über Salatdressings schreiben). Danach etwas Schokopudding und ein Espresso. Es war mittlerweile recht warm geworden und wir machten eine längere Siesta auf dem Sofa.

Ungefähr ab drei waren wir wieder wach und hatten genug Sofazeit gehabt. Das Wetter draußen war wunderbar, ein richtig schöner Sommertag, nicht zu heiß, mit Schäfchenwolken am Himmel und nicht der Spur eines Gewitters am Horizont. Wir entschieden uns für einen kleinen Spaziergang mit integriertem Milchkaffee außer Haus. Das Café im Nachbarviertel hatte erfreulicherweise dank diverser Überbrückungshilfen den Lockdown überstanden, worüber wir wirklich froh waren, es ist nämlich ausgesprochen niedlich und sympathisch und hat ein prima veganes Angebot. Außerdem konnten sie ihre Außenbestuhlung deutlich erweitern: Eine Brachfläche vor dem Haus wurde mit Kies aufgeschüttet, zwei Parkplätze wurden umgewidmet, schon hatte man Platz für drei Tische mehr. Das Café war sehr gut besucht und die Leute dort hatten gut zu tun. Alles mit Abstand und an der frischen Luft, also mit geringem Risiko, es freute mich wirklich zu sehen.

Danach gingen wir zum dm (Seife und Batterien), und da wir ein paar Schritte gehen wollten, zu dem in der Innenstadt (der dm in der Südstadt wäre 50 Meter entfernt gewesen, aber wir wollten ja einen Spaziergang). Die Innenstadt war wie erwartet sehr voll, wir sparten uns Holzmarkt und Marktplatz und gingen in einem großen Bogen durch die Unterstadt. Dabei kamen wir am Café Haag vorbei, es gab einen freien Tisch im Schatten, wir wollten noch nicht heim, also nächster Stopp. Eigentlich war die Idee nur ein kleines Radler gewesen, bevor wir zum Kochen heimgingen, aber wir saßen so gut und unterhielten uns so nett und die Atmosphäre war so schön und wir merkten richtig, richtig stark, wie sehr wir dieses entspannte fast-schon-Urlaub-Gefühl gebraucht hatten. Die Tatsache, dass die Zahlen jetzt so stark gesunken sind und wir beide voll geimpft sind, hat bei mir im Kopf eine Blockade weggenommen, von der ich gar nicht richtig gemerkt hatte, dass sie da war. Ich freute mich über die anderen Leute und gönnte jedem vom ihnen die Pizza und das Bier im Freien, ohne mich gestresst zu fühlen.
Natürlich sind der Liebste und ich vergleichsweise gut durch den Lockdown gekommen, auch weil wir beide daheim sehr gut harmonieren. (Man kann schon sagen, bemerkte ich zum Liebsten, dass wir die lange Zeit zu zweit daheim ganz gut hingekriegt haben? – Ich denke schon, war seine Antwort, solang ich im Blog noch als “der Liebste” laufe, ist wohl alles okay. Wenn ich mal “der Lästige” bin, mache ich mir Gedanken.)

Apropos Pizza: Wir hatten für den Abend ein Curry zu Hause geplant, der Liebste wollte aber gern in der Stadt essen, wenn wir schon mal da waren und alles so nett war. Jetzt ist das vegane Pizza-Angebot bei uns in der Provinz zwar (noch) ziemlich mager, aber das Café hatte tatsächlich einen veganen Flammkuchen im Angebot. Damit war das Abendessen entschieden, der Flammkuchen war auch richtig gut. Um das Urlaubsfeeling komplett zu machen, bestellten wir noch zwei Aperol Spritz dazu und wanderten um kurz nach acht schließlich etwas angeschickert, aber sehr zufrieden heim.

Daheim dann viel Wasser und Tee und, weil der Flammkuchen zwar lecker, aber nicht viel gewesen war, machte der Liebste noch einen Topf Spaghetti mit Pesto (selbst gemachtes Pesto mit schwarzen Oliven, getrockneten Tomaten in Öl, Petersilie, Mandeln und Hefeflocken – eigentlich unverständlich, dass man Pesto kauft, wo selbst gemachtes in 20 Sekunden fertig und so unfassbar lecker ist). Dazu schauten wir etwas TNG und schalteten ab neun das Achtelfinalspiel Österreich-Italien ein. Um zehn war ich dann aber einfach bettreif und schenkte mir den Rest des Spiels: Es war nicht wahnsinnig unterhaltsam anzuschauen und außerdem, keine unwesentliche Voraussetzung, war es mir eigentlich komplett egal, wer dieses Spiel gewinnt.